Champions League:Die Spurs erwehren sich der Eintracht

Champions League: Frankfurts Ansgar Knauff hatte eine der besten Chancen für die Eintracht gegen Tottenham.

Frankfurts Ansgar Knauff hatte eine der besten Chancen für die Eintracht gegen Tottenham.

(Foto: Arne Dedert/dpa)

Frankfurt und Tottenham trennen sich nach einem intensiven Spiel torlos. Bayer Leverkusen verliert auch in Porto und Trainer Gerardo Seoane muss mehr denn je um seinen Job zittern. Barcelona unterliegt Inter.

Eintracht Frankfurt hat im zweiten Anlauf den ersten Heimsieg der Vereinsgeschichte in der Champions League verpasst, sich mit einem torlosen Remis gegen Tottenham Hotspur aber alle Chancen auf das Weiterkommen erhalten. Vor 50 500 Zuschauern war der Punktgewinn für die Hessen im Duell mit dem Tabellendritten der englischen Premier League um Stürmer Harry Kane am Dienstag aufgrund der Leistungssteigerung in der zweiten Halbzeit verdient.

Mit jeweils vier Punkten liegen beide Teams in der Gruppe D gleichauf hinter Spitzenreiter Sporting Lissabon (6), der bei Olympique Marseille (3) mit 1:4 verlor. Bereits in der kommenden Woche reist die Eintracht zum Rückspiel nach London.

Tottenham zeigte gleich zu Beginn Offensivpower - allen voran Kane. Englands Nationalspieler verpasste zweimal (12. und 25.) vor dem Tor nur knapp den Ball, bei seinem Fernschuss (28.) fehlte nicht viel. Doch auch die Eintracht versteckte sich anfangs nicht, in einer kurzen Drangphase vergab Mittelfeldspieler Sebastian Rode (18.), dessen Schuss zur Ecke abgefälscht wurde. Insgesamt war die Eintracht, bei der der zuletzt geschonte Djibril Sow wie erwartet den verletzt fehlenden Mario Götze ersetzte, trotz allem Bemühen zunächst nicht durchschlagskräftig genug.

Auch, weil Stürmer Randal Kolo Muani, dem Glasner in der Offensive viele Freiheiten gewährte, von der Abwehr der Gäste größtenteils aus dem Spiel genommen wurde. Auch von Daichi Kamada, der die Götze-Position im offensiven Mittelfeld übernommen hatte, kamen zu wenig Akzente. Dazu häuften sich die Fehlpässe, die den Spielfluss hemmten.

Anders Tottenham: Bei Ballgewinnen ging es schnurstracks und immer wieder gefährlich nach vorne. Kurz vor dem Pausenpfiff vergaben die früheren Bundesligaprofis Heung-Min Son (40.) nach feiner Hacken-Vorlage von Kane und Ivan Perisic (43.) gute Möglichkeiten zur Halbzeitführung.

Nach dem Seitenwechsel kam Frankfurt mit mehr Schwung aus der Kabine, was gleich mit einer Großchance belohnt wurde: Sow chippte den Ball perfekt in den Strafraum, wo ihn Ansgar Knauff aus der Luft direkt aufs Tor brachte- Gäste-Torwart Hugo Lloris parierte. Nach einer Stunde verzog Jesper Lindström in aussichtsreicher Position. Der Premier-League-Dritte zeigte sich defensiv anfällig. Das traf aber auch auf die Frankfurter zu, vor allem mit Kane und Son hatten die Verteidiger um Altmeister Makoto Hasebe ihre Mühe. Nach nicht einmal einer Stunde musste Kolo Muani für Rafael Santos Borré vom Platz. Mit zunehmender Spieldauer nahmen beide Teams etwas Tempo raus, Chancen waren dadurch Mangelware.

Seoane bei Leverkusen vor dem Aus

Trainer Gerardo Seoane droht mehr denn je das Aus: Bayer Leverkusen hat nach dem 0:4-Debakel beim FC Bayern auch in der Champions League gepatzt und damit den Druck auf seinen schwer kriselnden Trainer nochmals erhöht. Der Vorletzte der Fußball-Bundesliga verlor am Dienstag ein teils verrücktes Spiel beim FC Porto mit 0:2 (0:0) und verpasste so einen großen Schritt Richtung Achtelfinale.

Zaidu (69.) und Galeno (87.) schossen die Treffer. Die Leistung und die Einstellung des Teams über weite Strecke waren aber Argumente dafür, dass Seoane wohl noch sein Job-Endspiel am Samstag gegen den FC Schalke bekommen wird. Gewinnt der Schweizer mit der Werkself aber auch gegen den Aufsteiger nicht, wird seine Zeit in Leverkusen ziemlich sicher zu Ende gehen.

Das ganze emotionale Wechselbad der Gefühle für Seoane kulminierte kurz vor der Pause, als Porto traf, das Tor aberkannt wurde, Bayer dafür einen Handelfmeter bekam und Patrik Schick diesen verschoss (45). Zuvor war schon ein Treffer von Callum Hudson-Odoi aberkannt worden (15.). Zu allem Überfluss sah Jeremie Frimpong nach wiederholtem Foulspiel auch noch Gelb-Rot (88.)

Seoane hatte sich im Vorfeld gelassen gegeben nach der Ansage von Clubchef Fernando Carro, der öffentlich erklärte hatte, der Verein sei "nicht unvorbereitet auf einen Trainerwechsel. Er finde das "nur professionell", sagte der 43-Jährige und versicherte: "Ich persönlich kann mit dieser Situation gut umgehen." Sein auf drei Positionen verändertes Team war schnell um Spielkontrolle bemüht und versuchte, über Ballbesitz Sicherheit zu bekommen. Für drei Minuten schien es so, als habe sich Bayer schnell belohnt, als Hudson-Odoi volley am langen Eck einen schönen Spielzug erfolgreich abschloss. Doch nach Ansicht mehrerer TV-Bilder stellte das englische Schiedsrichter-Gespann fest: Robert Andrich hatte bei der Balleroberung zuvor Foul gespielt.

Danach verflachte das Spiel, bis sich kurz der Pause die Ereignisse überschlugen. Zunächst parierte der zuletzt oft patzende Bayer-Keeper Lukas Hradecky stark gegen Mateus Uribe (40.), dann scheiterte Schick an Diogo Costa (41.), im Gegenzug schoss Mehdi Taremi das vermeintliche 1:0 für Porto. Wegen eines Handspiels zuvor von David Carmo im eigenen Strafraum wurde der Treffer nicht nur aberkannt, es gab stattdessen Elfmeter für Bayer - den Schick verschoss. Was das Ganze noch skurriler machte: Zehn Tage zuvor hatte der Tscheche im Länderspiel gegen Portugal ebenfalls einen Strafstoß verschossen. Und wer stand auch da im Tor? Diogo Costa. Damals hatte Schick übers Tor geschossen, diesmal hielt der Portugiese. Statt 0:1 oder 1:0 hieß es zur Pause also 0:0.

Nach der Pause wurde das Spiel vor 42 399 Zuschauern wild und zerfahren. Statt großer Torchancen gab es nun nur noch vier Gelbe Karten innerhalb von zehn Minuten als Aufreger.

Barcelona unterliegt Inter

Wichtiger Sieg für Jürgen Klopp, bittere Niederlage für Robert Lewandowski: Nach Problemen in der Premier League hat der Teammanager des FC Liverpool in der Champions League gegen die Glasgow Rangers wieder gewonnen. Der FC Barcelona hingegen kassierte in der Gruppenphase bei Inter Mailand bereits die zweite Pleite, die Qualifikation für das Achtelfinale ist alles andere als ein Selbstgänger.

Den Führungstreffer bei Liverpools 2:0 (1:0)-Sieg erzielte Trent Alexander-Arnold bereits in der siebten Minute, ehe Mohamed Salah (53.) per Foulelfmeter den Endstand herstellte. Durch den Erfolg verbesserten sich die Reds in der Gruppe A vom dritten auf den zweiten Tabellenplatz.

Genau umgekehrt lief es für Barca in der Gruppe B, die Katalanen tauschten mit Inter die Plätze zwei und drei. Für die Italiener traf der frühere Leverkusener Hakan Calhanoglu (45.+2) zum verdienten 1:0 (1:0)-Erfolg. Der ehemalige Bayern-Stürmer Robert Lewandowski konnte sich nur selten in Szene setzen und blieb torlos.

Große Schritte Richtung Gruppensieg machten der SSC Neapel und überraschend auch der FC Brügge. Die Italiener landeten einen deutlichen 6:1 (3:1)-Triumph bei Ajax Amsterdam und auch der belgische Meister kam mit 2:0 (1:0) gegen Atletico Madrid im dritten Spiel zum dritten Sieg. Es war für die Niederländer die höchste Europapokal-Niederlage der Klubgeschichte. Für die Flamen waren Kamal Sowah, der in der 36. Minute traf, sowie Ferran Jutgla (62.) die Matchwinner. Zweimal war Giacomo Raspadori (18. und 47.) für Neapel erfolgreich, den Kantersieg perfekt machten Giovanni di Lorenzo (33.), Piotr Zielinski (45.) Kvicha Kvaratskhelia (63.) und Giovanni Simeone (81.). Die kurzfristige Ajax-Führung ging auf das Konto von Mohammed Kudus (9.).

Bereits am frühen Abend hatte Frankreichs Vizemeister Olympique Marseille nach zwei Auftaktniederlagen den ersten Sieg eingefahren. Die Mannschaft des früheren Schalkers Amine Harit setzte sich gegen das zuvor zweimal siegreiche Sporting Lissabon mit 4:1 (3:1) durch.

Begünstigt wurde der Erfolg der Platzherren von einer 63-minütigen Überzahl nach einer Roten Karte gegen Lissabons Torhüter Antonio Adan wegen einer Notbremse. Die Tore für "OM" erzielten Alexis Sanchez (13.), Harit (16.), Leonardo Balerdi (28.) sowie Chancel Mbemba (84,), Trincao hatte die Portugiesen nach nur 51 Sekunden in Führung gebracht.

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