Champions-League-Finale:"Hat er nicht so gut gemacht" - Toni Kroos erklärt Interview-Abbruch

Direkt nach dem Endspiel steht der Real-Profi zum Live-Interview im ZDF bereit. Von dem Gespräch zeigt sich Kroos dann aber massiv verärgert - er habe im Moment des Triumphs "positiv angelegte" Fragen erwartet.

Toni Kroos begann sein Live-Interview nach dem Champions-League-Triumph überglücklich - nach nur 45 Sekunden brach er es genervt ab. "Du hattest 90 Minuten Zeit, dir vernünftige Fragen zu überlegen, dann stellst du mir zwei so Scheißfragen - das ist Wahnsinn", sagte der frühere Weltmeister von Real Madrid dem verblüfften ZDF-Reporter Nils Kaben. Dieser hatte gefragt, warum Real derart in Bedrängnis geraten war.

"Das ist doch nicht überraschend", schimpfte Kroos nach dem schmeichelhaften 1:0 (0:0) gegen den FC Liverpool in Paris. "Was ist das für eine Frage, du spielst ja nicht ein Gruppenspiel irgendwo, wir spielen das Champions-League-Finale." Nach dem Ansatz einer weiteren Frage ging Kroos einfach weg und schimpfte: "Ganz schlimm, ganz schlimm." Die Kamera hatte schon weggeschwenkt, da war der Streit auf dem Feld immer noch zu hören: "Du stellst erst zwei negative Fragen", rief Kroos: "Da weiß man direkt, dass du aus Deutschland kommst."

Später versuchte der Real-Profi, sich in einem weiteren Interview zu erklären. "Ich fordere nicht mehr Respekt. Ich habe nach einem gewonnenen Champions-League-Finale nur eher positiv angelegte Fragen erwartet", beschrieb der 32-Jährige die Szene. Stattdessen sei er gefragt worden, "warum es so schwer war gegen Liverpool und warum es auch noch halb glücklich war." Sein Fazit der ganzen Aktion im Fernsehen mit Reporter Kaben: "Hat er nicht so gut gemacht, fand ich."

Für Kroos war es der fünfte Triumph in der Königsklasse, damit schloss er zum Rekordhalter Cristiano Ronaldo auf. "Das muss ganz bestimmt erstmal ein paar Tage sacken. Ich habe diesen Pokal einige Male gewonnen, aber das ist für mich ein ganz besonderer Tag, weil alle meine Kinder diesmal im Stadion sind", sagte Mittelfeldlenker vor dem Interview-Abbruch. "Wie schön das ist, das ist für mich kaum zu beschreiben." Für bestimmte Reporterfragen galt das offensichtlich nicht.

ZDF-Experte Per Mertesacker, der mit Kroos 2014 in Brasilien gemeinsam Weltmeister geworden war, sagte nach dem Interview: "Ich habe es auch schon erlebt, wo mir nach einem positiven Ausgang negative Fragen gestellt wurden." Mertesacker hatte sich während der WM vor acht Jahren nach dem Achtelfinalsieg gegen Algerien verärgert über Fragen geäußert und den im deutschen Fußball inzwischen legendären Satz gesagt: "Ich lege mich jetzt erstmal drei Tage in die Eistonne." ZDF-Kommentator Béla Réthy reagierte nach dem Interview mit Toni Kroos gelassen: "Naja, in zehn Jahren lachen wir darüber."

ZDF-Sportchef Thomas Fuhrmann fand den Verlauf des Interviews "bedauerlich". "Diese Situationen direkt nach dem Schlusspfiff sind immer besonders", sagte Fuhrmann der Deutschen Presse-Agentur am Sonntag. "Vielleicht hätte der Kollege noch etwas bei den Emotionen bleiben und ein wenig später zum Kern des Spiels kommen sollen. Grundsätzlich waren die Fragen berechtigt und kein Grund, das Interview abzubrechen." Fuhrmann versuchte gleichzeitig, die Schärfe aus der Sache zu nehmen: "Nils Kaben war auch verdutzt. Er wollte Toni Kroos nicht provozieren." Ein klärendes Gespräch zwischen dem Fußballer und dem Journalisten hält er nicht für nötig. "Ich sehe da keine Notwendigkeit der Nachbereitung. Man sollte die Kirche im Dorf lassen", Fernsehchef Fuhrmann.

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