Champions-League-Finale in Berlin:Wiedersehen nach der Biss-Attacke

FILE: Uruguay Striker Luis Suarez Has Been Suspended For four Months

Wiedersehen in Berlin: Suárez (rechts) und Chiellini werden sich erstmals nach der berühmten Biss-Attacke auf dem Rasen begegnen.

(Foto: Matthias Hangst/Getty Images)

Luis Suárez gegen Giorgio Chiellini: Im Spiel zwischen Barcelona und Juventus trifft der WM-Beißer auf sein Opfer. Richtig unangenehm wird allerdings das Treffen mit einem anderen Turiner. Fakten und Geschichten zum Champions-League-Finale.

Von Matthias Schmid

FC Barcelona: Der FC Barcelona hat nach dem Halbfinalsieg gegen den FC Bayern zum achten Mal das Endspiel der Champions League (bzw des Europapokals der Landesmeister) erreicht. Drei Mal holten sich die Katalanen den Titel, zuletzt vor vier Jahren mit einem 3:1 gegen Manchester United. Das 2:1 erzielte damals: Lionel Messi. Das bisher letzte Duell zwischen den Katalanen und Juventus Turin gab es vor zwölf Jahren, als sich Juve am Ende im Viertelfinale durchsetzen konnte, in Unterzahl und in der Verlängerung, in der Marcelo Zalayeta in der 114. Minute das Siegtor erzielte. "Das war ein Desaster", erinnert sich Barcelonas Torschütze Xavi Hernández, der noch immer für Barcelona spielt.

Juventus Turin: Zwölf Jahre sind im schnelllebigen Profifußball fast schon eine halbe Ewigkeit. Nach dem Sieg gegen Barcelona erreichte Juventus Turin zum bisher letzten Mal das Endspiel - und verlor gegen den AC Mailand 2:3 im Elfmeterschießen. Insgesamt steht Turin nun nach dem Sieg gegen Real Madrid wie Barcelona zum achten Mal im Finale. 1985 siegte der Klub: An das Finale im Brüsseler Heysel-Stadion erinnert sich allerdings niemand gerne, weil damals bei schlimmen Fan-Ausschreitungen 39 Menschen starben und 400 verletzt wurden.

1996 gewann Juventus mit einem 3:1-Sieg im Elfmeterschießen gegen Ajax Amsterdam zum zweiten Mal die begehrteste Trophäe im europäischen Klubfußball. Vor zwölf Jahren schnappte übrigens Andrea Pirlo - damals noch beim AC Milan unter Vertrag - Gianluigi Buffon den Titel weg, jetzt könnten die beiden Veteranen des italienischen Fußballs die Königsklasse gemeinsam gewinnen.

Der Austragungsort: Wie sich gemeinsame Triumphe anfühlen, haben die beiden schon erlebt. Sie werden bestimmt mit einem prächtigen Gefühl ins Berliner Olympiastadion zurückkehren, 2006 durften sie hier nach dem Finale gegen Frankreich den goldenen WM-Pokal in den Berliner Nachthimmel recken. Düstere Gedanken verbinden die Barça-Spieler Lionel Messi und Javier Mascherano mit dem Stadion im Ortsteil Westend. Bei der WM verloren die beiden Argentinier damals im Viertelfinale gegen Deutschland 2:4 im Elfmeterschießen - Messi musste sich das Drama sogar 120 Minuten lang von der Bank aus ansehen.

Die besten Torschützen: Dafür könnte der Argentinier in Berlin wieder die alleinige Führung in der ewigen Torschützenliste übernehmen. Sein härtester Widersacher Cristiano Ronaldo muss das Endspiel nach der Niederlage gegen Juve ja vor dem Fernseher verfolgen. Beide kommen bisher auf 77 Treffer in der Champions League. Aber noch wichtiger, als erneut Ronaldo zu übertrumpfen, dürfte ihm der Sieg im Endspiel sein. Es wäre bereits sein vierter Titel.

Noch ruppiger könnte das Duell von Suarez und Evra werden

Deutsche Profis im Endspiel: Barcelonas Torhüter Marc-André ter Stegen könnte als sechster deutscher Fußballprofi und als zweiter Torhüter nach Bodo Illgner (1998 mit Real Madrid) den höchsten europäischen Fußballwettbewerb mit einem ausländischen Klub gewinnen. Karl-Heinz Schnellinger war 1969 der erste, dem das gelang. Der Verteidiger und erste deutsche Legionär überhaupt gewann den Titel mit dem AC Mailand gegen Ajax Amsterdam. In der vergangenen Saison siegte Sami Khedira mit Madrid. Außerdem erfolgreich: Rudi Völler 1993 mit Olympique Marseille und Dietmar Hamann 2005 mit Liverpool.

Italienisches Pokalfinale: Die Endspielteilnahme von Juventus wirbelt auch den Terminplan in Italien durcheinander. Vor der Saison hatte niemand damit gerechnet, dass sich eine italienische Mannschaft bis ins Endspiel der Champions League durchspielen könnte. Denn am Tag danach steht das nationale Pokalfinale an. Das Endspiel um die Coppa Italia zwischen Juventus und Lazio Rom (mit Miroslav Klose) soll nun am 20. Mai ausgetragen werden.

Pikantes Wiedersehen: Im Finale der Champions League werden sich Luis Suárez und Giorgio Chiellini erstmals wieder auf dem Rasen begegnen. Da war doch was? Richtig, die Biss-Attacke von Suárez im Gruppenspiel der Weltmeisterschaft zwischen Uruguay und Italien. Der Stürmer hatte seinem Kontrahenten in der Schlussphase nach einem Zweikampf plötzlich in die Schulter gebissen. Suárez wurde von der Fifa für vier Monate für alle Aktivitäten rund um den Fußball gesperrt und musste sofort abreisen, weil auch seine Akkreditierung eingezogen wurde. Uruguay spielte das Achtelfinale ohne ihn.

Ähnliche Szenen oder gar Revanchegelüste sind in Berlin allerdings nicht zu erwarten. Chiellini hatte noch während der Weltmeisterschaft in Brasilien betont, dass "alles vergessen" sei, und sich anschließend sogar für eine Reduzierung der Strafe ausgesprochen.

Etwas ruppiger könnte das Widersehen von Suárez mit Patrice Evra ausfallen. Der frühere Spieler von Manchester United hat nicht vergessen, dass ihn der Stürmer (damals in Diensten von Liverpool) vor vier Jahren in der Premier League rassistisch beleidigte, Suárez wurde daraufhin für acht Spiele gesperrt. Als sie anschließend mit ihren Klubs abermals aufeinander trafen, sorgten sie für den nächsten Eklat: Sie verweigerten den Handschlag. Im Berliner Endspiel soll es nun aber zumindest zu dieser versönlichen Geste kommen. "Ich werde ihm die Hand schütteln", kündigte Evra an, "aber ich werde sicherstellen,dass er auf dem Platz merkt, dass ich da bin."

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