Champions-League-Finale:"Ich muss mich bei der Mannschaft entschuldigen"

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Tragische Figur: Wolfsburgs Alexandra Popp. (Foto: REUTERS)
  • Die Frauen des VfL Wolfsburg verlieren das Champions-League-Finale gegen Lyon mit 1:4.
  • Alle vier Gegentore kassiert die Mannschaft in der Verlängerung.
  • Nationalspielerin Alexandra Popp fliegt vom Platz - und ist anschließend untröstlich.

Von Javier Cáceres, Kiew

Das Walerij-Lobanowskyj-Stadion zu Kiew ist ein Ort, der zum Verweilen einladen kann. Es liegt, umsäumt von einem wundervollen Park, in einer Senke in Nähe des Flusses Dnjepr. Für das Frauenfußballteam des VfL Wolfsburg ist es nun kein Ort mehr, an den es sich als Idylle zurückerinnern wird. Sondern als der Ort, an dem in einer dramatischen Verlängerung ein Traum platzte - der Traum vom zweiten Triple nach 2013: Im Champions League-Finale der Frauen unterlag der deutsche Meister und Pokalsieger Olympique Lyon mit 1:4 nach Verlängerung; in der regulären Spielzeit hatte es keine Tore gegeben. Damit setzt sich die Hegemonie der Französinnen fort. Sie feierten ihren nunmehr dritten Königsklassen-Triumph in Serie.

Im Nachhinein muss man wohl von einer Art poetischer Gerechtigkeit sprechen, die dem Finale von Kiew innewohnte. Denn so aufopferungsvoll die Wolfsburgerinnen auch kämpften - sie hatten das Glück, dass die tschechische Schiedsrichterin in der 69. Minute ein klares Tor der Französinnen nicht anerkannte. Stürmerin Amandine Henry hatte einen Kopfball von Eugénie Le Sommer Richtung Wolfsburger Tor abgefälscht, VfL-Verteidigerin Noelle Maritz konnte den Ball erst deutlich hinter der Linie wieder ins Feld zurückschlagen.

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:Die Wölfinnen verpassen das Triple

Die Fußballerinnen des VfL Wolfsburg führen in der Verlängerung des Champions-League-Endspiels gegen Olympique Lyon - und verlieren noch mit 1:4. Eine Deutsche darf dennoch jubeln.

Alexandra Popp entschuldigt sich

Das Spiel lief trotzdem weiter. Dass Pernille Harder in der dritten Minute der Verlängerung mit einem Linksschuss aus 23 Metern die überraschende Wolfsburger Führung erzielte, schien den Boden für einen tragischen Abend für Olympique zu bereiten. Doch erst musste der VfL einen Platzverweis gegen Alexandra Popp verdauen (93.), dann drehte Olympique das Spiel. "Ich muss mich bei der Mannschaft entschuldigen", sagte Popp hinterher. Die Nationalspielerin habe ihr Team "in die Bredouille gebracht. Es ist eine Katastrophe".

Erst traf Henry (98.) volley aus neun Metern zum zwischenzeitlichen Ausgleich, dann legten Eugénie Le Sommer (99.) und Ada Hergerberg (103.) nach. Camille Abily setzte in der 114. Minute den Schlusspunkt - und sorgte für ein Resultat, das zwar übertrieben hoch war, aber das bessere Team belohnte. "Am Ende waren wir einfach stehend k. o.", sagte Wolfsburgs Torhüterin Almuth Schult: "Es ist bitter. Wir haben uns das ganz anders vorgestellt."

Die Französinnen, die von Dzsenifer Marozsán, der Kapitänin der deutschen Nationalelf, angeführt werden, wirkten von Beginn an frischer, kompakter, zielstrebiger und entschlossener. Dass die Scheinwerfer oft auf der Kapitänin Nilla Fischer und auf der Torhüterin Schult ruhten, kam nicht von ungefähr. Allerdings benötigte Olympique Lyon zunächst Standardsituationen, um gefährlich vor das Wolfsburger Tor zu kommen. Im Anschluss an einen zu kurz abgewehrten Freistoß versuchte sich Henry mit einem Schuss aus elf Metern, der von einem Wolfsburger Abwehrbein geblockt wurde; wenig später vergab Lyons Rechtsverteidigerin Lucy Bronze aus ähnlicher Position eine vergleichbare Chance. Maroszán prüfte VfL-Torfrau Schult mit einem Schuss aus 18 Metern (26. Minute). Dem hatte Wolfsburg nicht viel mehr entgegenzusetzen als eine Hereingabe von Lara Diekenmann, die Stürmerin Ewa Pajor nur knapp verpasste.

Zur Pause brachte Wolfsburgs Trainer Stephan Lerch Tessa Wullaert für Caroline Hansen; zehn Minuten später musste er Mittelfeldspielerin Sara Gunnarsdóttir ersetzen, die sich ohne Einwirkungen einer Gegnerin verletzte. Dies spielte augenscheinlich eine Rolle dabei, dass die Dominanz von Olympique größer wurde. Wolfsburg verbarrikadierte sich in der Nähe des eigenen Strafraums und kam nur sporadisch in die Nähe des Lyoner Tores, ohne wirklich zwingende Chancen zu erspielen. Dann geriet noch einmal die brillante VfL-Schlussfrau Schult in den Fokus: Sie vereitelte mit einer grandiosen Parade eine hundertprozentige Torchance von Le Sommer, erzwang damit die Verlängerung, in der Wolfsburg nur kurz von einem Idyll träumen durfte - und schließlich brutal wachgerüttelt wurde.

© SZ vom 25.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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