Champions League: FC Bayern:"Nicht der Erfolgsweg"

Nach der Niederlage ist die Stimmung beim FC Bayern angespannt: Rummenigge und van Gaal rügen die Spieler, Ribéry fällt lange aus.

Jürgen Schmieder

Es ist bisweilen nicht notwendig, ein Spiel des FC Bayern zu sehen, um ein genaues Bild der Leistung zu erhalten - es genügt völlig, den Worten des Redners im schicken Ballsaal eines noch schickeren Hotels zu lauschen. Am 6. März 2001 etwa hatte Franz Beckenbauer das Mikrofon in der Hand und sagte: "Das ist eine Uwe-Seeler-Traditionself, das war reiner Altherrenfußball. So darf in Zukunft nicht gespielt werden, sonst könnt ihr euch einen anderen Beruf suchen. Wenn einer Nachhilfe braucht, stehe ich zur Verfügung." Das Ergebnis zuvor: 0:3 bei Olympique Lyon.

Am 9. März 2009 ergriff Karl-Heinz Rummenigge das Wort im Hotel Rey Juan Carlos in Barcelona: "Es war eine große Blamage, die wir heute Abend hier erlebt haben. Eine Lektion, die weh getan hat. Ich hab unseren alten Freund Udo Lattek in der Halbzeit gesehen: Er hat geweint." Der FC Bayern hatte das Viertelfinal-Hinspiel beim FC Barcelona mit 0:4 verloren.

Im Video: Der Unglücksrabe und/oder Übermotivierte Thomas Müller ist unter Beobachtung geraten - zusätzlicher Druck für den Bayern-Shootingstar?

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Nach der 1:2-Niederlage bei Girondins Bordeaux am Mittwochabend war es wieder Rummenigge, der ein paar Worte an die Anwesenden richtete: "Ich möchte euch dringend empfehlen und anraten, eine andere Gangart anzulegen. Denn das wie heute wird nicht der Erfolgsweg des FC Bayern sein in dieser Saison. Es ist jetzt eine Reaktion der Mannschaft gefragt."

Es war ein bitterer Abend für den FC Bayern, das sah nicht nur Rumenigge so, sondern auch Kapitän Mark van Bommel. "Das war einer Spitzenmannschaft nicht würdig", urteilte er über die Leistung der Mannschaft, die nicht nur das Spiel verloren hatte, sondern auch zwei Platzverweise hatte hinnehmen müssen. Thomas Müller (gelb-rot) und Daniel van Buyten (rot) werden im Rückspiel gegen Bordeaux am 3. November gesperrt fehlen. "Ich habe mich beim Team entschuldigt. Ich habe der Mannschaft einen Bärendienst getan", sagte Müller über seine beiden Fouls, die zur Hinausstellung in der 30. Minute geführt hatten.

Zum Zeitpunkt des ersten Platzverweises stand es bereits 1:1, weil Michael Ciani sowohl ins eigene Tor traf, als auch Hans-Jörg Butt überwinden konnte. Als Knackpunkt wollte Trainer Louis van Gaal die Hinausstellung jedoch nicht werten. "Wir haben sehr schlecht gespielt in der ersten Halbzeit - unglaublich. Wir haben jeden Ball an die andere Farbe gespielt", sagte van Gaal. Rummenigge ergänzte: "Ich habe Laufbereitschaft, kämpferischen Einsatz, Cleverness vermisst. Wir sind im Moment nicht stabil."

Der Vorstandsvorsitzende forderte schnellstmöglich Erfolge: "Wir haben jetzt Druck, wir müssen jetzt sechs Punkte einfahren. Es bedarf jetzt Siege, und damit müssen wir am Samstag gegen Frankfurt anfangen." Franck Ribéry wird dem FC Bayern in dieser Situation indes nicht zur Verfügung stehen. Der französische Nationalspieler soll seine hartnäckige Kniescheibensehnen-Reizung am Knie komplett ausheilen. Diese Entscheidung habe man nach weiteren Untersuchungen des Mittelfeldspielers in Frankreich getroffen, sagte van Gaal: "Das kann einen Monat dauern", erklärte er und ergänzte: "Spieler wie Ribéry und Robben (Anm. der Red.: im Aufbautraining) sind nicht zu ersetzen."

Der FC Bayern muss nun zweimal in Folge gegen Eintracht Frankfurt antreten (Bundesliga und DFB-Pokal), dann folgt die Begegnung beim VfB Stuttgart, ehe Girondins Bordeaux zum Rückspiel nach München reist. "Es ist noch alles drin. Wir sind noch nicht ausgeschieden", sagte Philipp Lahm nach dem Spiel. Vielleicht dachte er in diesem Moment an die Wutrede von Franz Beckenbauer im Jahr 2001. Danach gewann der FC Bayern in der Champions League sechs Spiele in Folge und am Ende auch den Titel.

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