Dass sich beim FC Bayern seit der Trennung von Niko Kovac und der Zusammenarbeit mit dem neuen Trainer Hansi Flick einiges verändert hat, zeigte sich in Belgrad an Robert Lewandowski. Der sonst eher sachlich-kühle und nicht für Scherze berühmte Stürmer sorgte nach dem 6:0 (1:0)-Auswärtssieg bei Roter Stern gleich zwei Mal für Erheiterung. Zunächst täuschte er an, den wartenden Medienvertretern davonzulaufen wie sonst den Verteidigern. Und ganz am Ende, als er ihnen als Mann des Tages natürlich doch seine Deutungen zum Spiel und zu seinem Rekord-Viererpack hinterlassen hatte, folgte noch ein recht lustiger Moment. Wo er denn den Ball gelassen habe, mit dem er seine vier Tore in nur 14 Minuten erzielt hatte, wurde Lewandowski gefragt. Der, sagte der Pole, "ist schon unterwegs in den Bus".
Vermutlich hatte auch der Ball so gute Laune wie der Stürmer und alle anderen beim FC Bayern nach einem Spiel zum Einrahmen, das nebenbei den vorzeitigen Gruppensieg hervorgebracht hatte, den höchsten Auswärtssieg in der Champions League nach dem 7:1 bei der AS Rom am 21. Oktober 2014, den schnellsten Viererpack in der Geschichte des Wettbewerbs und auch die beste Startbilanz eines Trainers des FC Bayern mit nun vier Siegen und 16:0-Toren aus vier Spielen.
"Es ist eine Serie, die langsam ungeheuerlich wird. Hansi hat vor gar nicht langer Zeit, vor drei Wochen, die Mannschaft übernommen, und wir haben eine unglaubliche Serie erlebt und heute den Höhepunkt mit 6:0", schwärmte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge beim Bankett, was auch deshalb besonders auffiel, weil er sich über Kovac in eineinhalb Jahren nie auch nur ansatzweise so begeistert geäußert hatte, eher im Gegenteil.
"Das ist etwas Unglaubliches", sagte Rummenigge über die Verwandlung des FC Bayern unter Flick, "neben den Ergebnissen ist die Spielqualität das Wichtigste. Alle, die hier sind, haben Spaß an dem Spiel unserer Mannschaft, und dazu möchte ich dir, lieber Hansi, herzlich gratulieren."
Sagenhafte 27 Tore in 20 Pflichtspielen
Jede Menge Glückwünsche entgegen nehmen konnte auch Lewandowski, und dass sich einiges beim FC Bayern geändert hat, ließ sich auch an ihm im Spiel aufzeigen. Für Tore und manch einen Rekord war der 31 Jahre alte Stürmer schon immer zuständig gewesen bei den Münchnern seit seinem Wechsel von Borussia Dortmund 2014. Doch seine Tore (53., Handelfmeter/60./64./67.) hatte er nun nicht in der Rolle des Retters einer problembeladenen Mannschaft erzielt, die in den ersten Monaten dieser Saison oft auf die Dienste des Ausnahmekönners angewiesen war, um noch halbwegs in der Spur zu bleiben.
Nun war er eher als Veredler eines insgesamt starken Kollektivs aufgetreten, als Profiteur eines funktionierenden Gebildes, das zuvor nicht funktioniert und umgekehrt von Lewandowski profitiert hatte. So bewertete er das auch, als er nach den Gründen für seinen besonderen Dienstagabend gefragt wurde, an dem er seine Zwischenbilanz auf sagenhafte 27 Tore in den 20 Pflichtspielen dieser Saison aufstockte.