Champions League: FC Bayern:Großer Unterhaltungswert

Der FC Bayern und Trainer Louis van Gaal reiben sich aneinander, dass die Funken schlagen. Das 1:0 von Mailand ist der frische Kitt, den diese sehr spezielle Beziehung immer wieder braucht.

Klaus Hoeltzenbein

Dass Louis van Gaal ein überbordendes Selbstbewusstsein besitzt, dem der FC Bayern häufig mit Unverständnis begegnet, ist bekannt. Dass van Gaal ein Talent hat, sein Werk auf eine Art zu preisen, die im Hause des FC Bayern oft Kopfschütteln hervorruft, ebenfalls.

Doch dafür, dass die Beziehung zwischen Arbeitgeber und erstem Angestellten schon nach wenigen Monaten, im Herbst 2009, kurz vor der Trennung zu stehen schien, hält sie jetzt schon sehr lange. Das Problem ist nur, dass eine so fragile Partnerschaft nicht ohne die Bestätigung auskommt, dass es sich lohnt, sie aufrecht zu erhalten. Insofern war das 1:0 von Mailand der frische Kitt, den diese sehr spezielle Beziehung immer wieder braucht.

Denn unabhängig davon, ob die Bayern auch Samstag gegen Dortmund gewinnen, ob sie das Rückspiel gegen Inter überstehen, hat dieses Duell kurz zum Kern des Spiels zurückgeführt. Es entwickelte mit seinen Torraumszenen, seinen Finessen und Fehlern eine Eigendynamik, die den Zuschauer zwang, im Augenblick zu verharren.

Spannend wie im Krimi war es, zu verfolgen, ob es dem famosen Inter-Stürmer Samuel Eto'o nicht doch noch gelingen würde, seine zwei, drei, oft vier Häscher abzuschütteln. All das bestätigte, dass ein Fußballspiel nicht zwangsläufig Tore braucht, um zu fesseln.

Van Gaal verspricht solche Offensivspektakel, das ist sein Programm, deshalb war er im Mai 2010 nach dem gegen Inter verlorenen Champions-League-Finale (0:2) auch so tief beleidigt. Ausgekontert worden war seine Elf von José Mourinho, dem Zyniker, der die Schwächen der allein gelassenen Münchner Verteidiger kühl, aber erlaubt zu nutzen wusste.

Nach diesem Finale zog nicht nur der Trainer Mourinho weiter, auch hat sich Inter weit mehr verändert als der FC Bayern. Deshalb war Mailand jetzt auch nur eine Momentaufnahme, allerdings eine, die bekräftigt hat, dass das Experiment Bayern/van Gaal weiterhin eine Zukunft haben dürfte.

Dieser seltsame Niederländer hat den Geld-schießt-Tore-Münchnern in seinen bald zwei Amtsjahren ein taktisches Korsett verpasst, das ihnen Ballbesitz und einen hohen Wiedererkennungswert vermittelt. Hingegen betreibt er oft eine Personalpolitik, die die Tabellenschwäche in der Bundesliga erklärbar macht, und die zu Zornbeben in der Chefetage führt.

Der torarme Krimi von Mailand hat eines jedoch bestätigt: Für den Unterhaltungswert kann es von Vorteil sein, wenn zwei Parteien in ständiger Reibung aneinander Funken schlagen.

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