Champions League: FC Bayern - FC Basel:Unbedeutend, aber wichtig

Das locker und leicht herausgespielte 3:0 im Champions-League-Spiel gegen den FC Basel tut dem FC Bayern München gut. Die Spieler haben an der Zapfsäule für Selbstvertrauen vorbeigeschaut.

Das Spiel versprach, so spannend zu werden wie Pokern ohne Geld. Es ging um nichts, die Münchner standen als Sieger der Champions-League-Gruppe E bereits fest, was also sollte geschehen auf dem Rasen der Arena? Es geschah dann allerdings doch einiges, was den Besuch lohnte. Der FC Bayern besiegte den FC Basel im letzten Vorrundenspiel 3:0 (2:0), er bot den 66.000 Zuschauern schönen Fußball, und am Ende wirkten die Spieler, als hätten sie an der Zapfsäule für Selbstvertrauen vorbeigeschaut und allesamt befohlen: einmal volltanken. Dieses vermeintlich so unwichtige Spiel hat dem FC Bayern gutgetan nach den wechselhaften Auftritten der vergangenen Wochen. Fast wirkte es, als hätten die Münchner genau so eine Partie jetzt gebraucht, ein leichter Sieg gegen einen Kontrahenten, der gut, aber nicht zu gut spielt.

Dass es eben keine Partie war, in der es um gar nichts ging, hatte Trainer Louis van Gaal bereits mit der Aufstellung deutlich gemacht. Abgesehen von Torhüter Jörg Butt schickte er die Männer aufs Feld, die derzeit erste Wahl bei ihm sind - mithin die Männer, die am Samstag auf Schalke 0:2 verloren hatten. Er will, dass die Mannschaft sich einspielt und einen Rhythmus findet. Genau deshalb kam diese Partie gerade recht: Es konnte ja nichts passieren, was hieß, dass die Bayern befreit spielen konnten, mehr noch: dass sie gewissermaßen eine Trainingseinheit auf höchstem Niveau bestreiten konnten. Und für den jungen Tormann Thomas Kraft, der bereits beim ASRom überzeugt hatte, war es eine weitere Gelegenheit, sich in der Champions League zu erproben. Er hat diese Gelegenheit bestens genutzt.

Keiner ähnelt Ribéry? Doch!

Basel legte nämlich munter los, in der neunten Minute spielte Xherdan Shaqiri einen feinen Doppelpass mit Alex Frei, und als er dann aufs Tor schoss, reagierte Kraft schneller als ein Klappmesser und wehrte den Ball ab. Diese Parade machte ihn sicherer, er strahlte Ruhe aus, was für einen 22 Jahre alten Mann durchaus bemerkenswert ist. Vor ihm sortierte sich die Mannschaft allmählich, sie sah den Basler Wirbeln eine Weile geduldig zu, fast gütig, als wollte sie sagen: Ja, liebe Schweizer, jetzt spielt's ihr schön ein bisschen, solange wir euch lassen, denn gleich, wenn wir in Stimmung sind, spielen hier nur noch wir.

Eine gute halbe Stunde gewährten die Bayern den Gästen aus Basel, das war sehr großzügig. In der 34.Minute parierte Kraft erneut überragend, diesmal gegen Marco Streller, und diese Parade war das Signal ans Team: Jetzt wird Gruppensieger-Fußball gespielt. Auf der linken Seite lupfte Diego Contento, der einen guten Eindruck hinterließ, den Ball zu Toni Kroos. Der spielte etwas arg verkünstelt weiter, ihm rutschte der Ball über den Fuß, und die Situation schien aus Basler Sicht geklärt zu sein. Doch Contento machte ernst, er rannte, er setzte nach, er kratze den Ball von der Außenlinie und passte in die Mitte des Strafraums, wo Franck Ribéry die Kugel annahm und gelassen ins Tor schoss (35. Minute).

Die Basler konsterniert

Die Basler waren konsterniert. Ihre Gesichter sagten: Was war das denn? Ihr könnt doch nicht plötzlich so schnell machen, wir sind Schweizer! Die Bayern feierten derweil verhalten, sie lächelten, und sie bereiteten den nächsten Angriff vor. Diesmal führten sie vor, wie man Standardsituationen richtig und gewinnbringend ausführt. Bastian Schweinsteiger trat den Eckball in den Strafraum, Mario Gomez verlängerte per Kopf, Anatoli Timoschtschuk brauchte aus kurzer nur den Fuß hinzuhalten, und schon stand es 2:0 (37.). Jetzt feierten die Bayern schon ausgelassener, aber immer noch angemessen ruhig, höflich - Basel wird schließlich von Thorsten Fink trainiert, einem alten Bekannten.

Franck Ribery

Ein Abend voller Franck Ribéry: Der Franzose, nach seiner Verletzung lange nicht auf der Höhe und nicht in der Form der vorletzten Saison, erzielte zwei Tore gegen den chancenlosen FC Basel - und nach seinem zweiten Tor huschte ihm ein Lächeln über das Gesicht.

(Foto: AP)

Die Höflichkeit hielt das Team freilich nicht davon ab, nach der Pause noch rasch ein drittes Törchen zu erzielen. Thomas Müller, der allmählich wieder frischer wirkt, setzte sich auf der rechten Seite durch, dann schaute er, bevor er einen genauen Pass auf Ribéry spielte, der aus rund zwölf Metern mühelos das 3:0 erzielte (49.). Anschließend lief Ribéry zur Tribüne, wo er einen Mann umarmte, der ihm auf verblüffende Weise ähnelte. Kein Mensch auf Erden ähnelt Franck Ribéry? Nun ja, doch: sein Bruder.

Munter spielten die Bayern anschließend weiter, Timoschtschuk agierte fehlerfrei in der Innenverteidigung, sein Kollege Breno erlaubte sich einige Fehler, die jedoch folgenlos blieben. Eine Viertelstunde vor dem Ende ließen es die Münchner wieder ein wenig ruhiger angehen. Sie hatten gesehen, was sie zu leisten imstande sind, sie hatten gesehen, dass das Ensemble vielleicht allmählich wieder in Schwung kommt. Also war es an der Zeit, die netten Gäste aus Basel wieder ein wenig mitspielen zu lassen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: