Champions-League-Duell gegen Galatasaray:Schalker Sehnsucht nach schöneren Zeiten

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Zuletzt selten zu beobachten: Feiernde Schalker auf dem Fußballplatz. (Foto: Bongarts/Getty Images)

Das Hinspiel im Achtelfinale in Istanbul wird beim S04 von einer Trainerdebatte begleitet. Nach der jüngsten Krise steht für Manager Heldt fest, dass der Wandel mit Interimstrainer Keller nicht herbeizuführen ist. Aufgrund der sportlichen Mängel fehlt eine Perspektive, die zur Weiterbeschäftigung einlädt - und schon kreist der Name Heynckes durch Gelsenkirchen.

Von Philipp Selldorf, Gelsenkirchen

Es bedurfte schon genauen Hinsehens, um Schalkes Trainer Jens Keller nach dem Abpfiff in Mainz etwas Freude über ein hart erkämpftes 2:2 anzusehen. Das aufregende Spielgeschehen kommentierte er, als würde er eine behördliche Mitteilung machen. Die freie öffentliche Rede gehört ebenso wenig zu seinen Lieblingsbeschäftigungen wie die Verbreitung von Frohsinn und Heiterkeit.

Seine Fürsprecher, von denen es sowohl in der Mannschaft wie im Mitarbeiterstab viele gibt, verteidigten Kellers freudlose Gegenwart in Mainz mit einer aufziehenden Grippe. Am Sonntag hat er deshalb auf dem Trainingsplatz gefehlt, seine Teilnahme an der Reise zum Champions-League-Spiel bei Galatasaray Istanbul steht aber nicht in Frage. Keller wird am Dienstagmorgen ebenso an Bord gehen wie der zuletzt in München und Mainz vermisste Mittelstürmer Klaas-Jan Huntelaar, der sein Augenleiden überstanden hat.

Allerdings wird Keller nicht mehr viele Dienstreisen mit den Schalker Profis unternehmen. Der 42-jährige Schwabe war im Dezember unverhofft auf dem Posten gelandet, weil Horst Heldt dringend "eine interne Lösung" benötigte, um Chefcoach Huub Stevens abzulösen.

Der Manager hoffte, Keller könne dank seiner Fachkenntnisse - und trotz seiner eher sperrigen Art - einen Wandel herbeiführen. Dieser kühne Wunsch hat sich jedoch nicht erfüllt, und es hat sich auch keine Perspektive ergeben, die zur Weiterbeschäftigung einlädt.

Heldt hat das am Wochenende klar zu verstehen gegeben. Wie lange Keller noch das Sagen haben darf, das hängt von den Ergebnissen der nächsten Spiele ab. Im Prinzip sind die Klubverantwortlichen zwar der Ansicht, dass eher die teure Mannschaft in der Pflicht steht als ihr seriös arbeitender Interimscoach - doch die Eigendynamik des Themas ist unkalkulierbar.

Die Diskussionen über seinen Nachfolger werden Keller auch nach Istanbul begleiten. Auch Schalke hat Sehnsucht nach einem Cheftrainer, der das Team prägen kann, wie es Thomas Tuchel in Mainz gelungen ist, Christian Streich in Freiburg, Jürgen Klopp in Dortmund oder Jupp Heynckes in München. Tuchel würde man dem FSV gern abwerben, aber man müsste wohl Waffengewalt einsetzen, um den Mainzer Widerstand zu überwinden.

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Heynckes hingegen wird im Sommer sein Engagement bei den Bayern quittieren, und prompt behauptete Bild, in der Schalker Chefetage kursiere der Plan, "demnächst" Kontakt aufnehmen zu wollen zu Heynckes. Horst Heldt bezeichnete diese Meldung routiniert als "Spekulation". Sein Einspruch wird die Diskussion um Heynckes aber kaum aufhalten, ebenso wenig wie der Umstand, dass der 67-Jährige vor zehn Jahren schon mal in Schalke gearbeitet hat und den Verein im Ärger verließ.

Vollzugsmeldungen sind vorerst nicht zu erwarten, die laufende Saison ist ein zu großer Einfluss- und Unsicherheitsfaktor. Es gab zwar schon Insider, die ganz sicher zu wissen meinten, der Frankfurter Trainer Armin Veh (vertraglich ungebunden für die nächste Saison) werde das Amt übernehmen.

Sie konkurrieren jedoch mit Insidern, die den ehemaligen, derzeit stellenlosen Chelsea-Trainer Roberto di Matteo zum Spitzenkandidaten erklärt haben. Der Italiener Di Matteo spricht unter anderem auch Deutsch und war angeblich schon auf Schalkes Einladung im Stadion. Der Klub hat das dementiert.

Sicher ist: Jens Keller wird wieder eine Arbeit im Klub erhalten. Ein Grund zur Freude.

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© SZ vom 19.02.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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