Es bedurfte schon genauen Hinsehens, um Schalkes Trainer Jens Keller nach dem Abpfiff in Mainz etwas Freude über ein hart erkämpftes 2:2 anzusehen. Das aufregende Spielgeschehen kommentierte er, als würde er eine behördliche Mitteilung machen. Die freie öffentliche Rede gehört ebenso wenig zu seinen Lieblingsbeschäftigungen wie die Verbreitung von Frohsinn und Heiterkeit.
Seine Fürsprecher, von denen es sowohl in der Mannschaft wie im Mitarbeiterstab viele gibt, verteidigten Kellers freudlose Gegenwart in Mainz mit einer aufziehenden Grippe. Am Sonntag hat er deshalb auf dem Trainingsplatz gefehlt, seine Teilnahme an der Reise zum Champions-League-Spiel bei Galatasaray Istanbul steht aber nicht in Frage. Keller wird am Dienstagmorgen ebenso an Bord gehen wie der zuletzt in München und Mainz vermisste Mittelstürmer Klaas-Jan Huntelaar, der sein Augenleiden überstanden hat.
Allerdings wird Keller nicht mehr viele Dienstreisen mit den Schalker Profis unternehmen. Der 42-jährige Schwabe war im Dezember unverhofft auf dem Posten gelandet, weil Horst Heldt dringend "eine interne Lösung" benötigte, um Chefcoach Huub Stevens abzulösen.
Der Manager hoffte, Keller könne dank seiner Fachkenntnisse - und trotz seiner eher sperrigen Art - einen Wandel herbeiführen. Dieser kühne Wunsch hat sich jedoch nicht erfüllt, und es hat sich auch keine Perspektive ergeben, die zur Weiterbeschäftigung einlädt.
Heldt hat das am Wochenende klar zu verstehen gegeben. Wie lange Keller noch das Sagen haben darf, das hängt von den Ergebnissen der nächsten Spiele ab. Im Prinzip sind die Klubverantwortlichen zwar der Ansicht, dass eher die teure Mannschaft in der Pflicht steht als ihr seriös arbeitender Interimscoach - doch die Eigendynamik des Themas ist unkalkulierbar.