Champions League:Die Null bleibt stehen

Der FC Schalke 04 gewinnt das Hinspiel des Champions-League-Achtelfinales gegen den FC Porto mit 1:0 - und mit ein wenig Glück.

Der FC Schalke 04 hat sich die Chance erhalten, erstmals das Viertelfinale der Champions League zu erreichen. Beim 1:0 (1:0) gegen den FC Porto zeigte der letzte im Wettbewerb verbliebene Bundesligist zwar keine berauschende Leistung, hatte aber mehr Erfolg als vergangene Woche in der Bundesliga.

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Kevin Kuranyi im Duell mit Pedro Emanuel

(Foto: Foto: dpa)

Das Kuriose an der 1:2-Niederlage am Freitag gegen Wolfsburg war ja, dass die Schalker besser spielten als zum Beispiel beim 4:1-Sieg zum Rückrundenbeginn gegen den VfB Stuttgart. In jener Partie hatten sie ihre Standardsituationen meisterlich genutzt; gegen Wolfsburg hingegen hatten sie etliche Großchancen herausgespielt - aber dann vergeben. Auch deshalb sah sich Trainer Mirko Slomka nicht zu großen taktischen Neuausrichtungen genötigt. Einzige Änderung gegenüber dem Wolfsburg-Match: Jermaine Jones, am Freitag noch gesperrt, räumte wie gewohnt im defensiven Mittelfeld auf.

In der vierten Minute nahm er einen schlampigen Querpass des Uruguayers Fucile kurz vor der Mittellinie auf, leitete auf Kobiaschwili weiter, der den Ball flott durchs Mittelfeld trieb und dann quer zum Rechtsverteidiger Rafinha passte. Der quirlige Brasilianer fand Jones als Doppelpasspartner und suchte an der Strafraumkante den Abschluss. Der von Torwart Helton ungenügend abgewehrte Schuss kam zu Kevin Kuranyi, und wie am Freitag machte der Stürmer wieder etwas falsch - doch diesmal war genau das sein Glück: Er traf den Ball aus dem Rückraum nicht richtig, doch erst dadurch, dass der Ball ungewollt zum Aufsetzer geriet, titschte er über den abwehrbereiten Verteidiger zum frühen 1:0 ins gegnerische Tor. Portos Betondefensive - in der Heimat in 22 Pflichtspielen erst siebenmal bezwungen - hatte in Gelsenkirchen nicht einmal vier Minuten gehalten.

Die Portugiesen waren ja mit guten Erinnerungen an die Arena AufSchalke angereist: Am 26.5.2004 hatten sie an gleicher Stelle durch ein 3:0 im Finale gegen Olympique Marseille die Champions League gewonnen. Spätestens dies war die Geburtsstunde von Trainer José Mourinho, der den Verein dann nur wenig früher verließ als seine Spieler, von denen am Mittwoch niemand mehr im Klub angestellt war.

Von der damaligen Qualität war an diesem Dienstag lange nichts zu erkennen. In der 14. Minute kam Ricardo Quaresma nach einer Kette von kleinen Querschlägern erstmals zum Abschluss, doch sein Schuss ging vier Meter neben das Tor. Offenbar wussten Portos Spieler nichts von der derzeitigen Formschwäche von Torwart Manuel Neuer - selbst die Szene, in der er nach einem Steilpass auf Lisandro Lopez auf der Linie klebte, animierte die Gäste nicht zu entschlosseneren Attacken. Auf der Gegenseite kam Ivan Rakitic nach einer Vorteilssituation zum Schuss von der rechten Strafraumkante (18.), den Helton zur Ecke klären konnte.

Im 30. Pflichtspiel dieser Saison lag Schalke zum 22. Mal mit 1:0 in Führung. Aber nur fünfmal war es gelungen, das beruhigende 2:0 nachzulegen - und achtmal hatte die Führung dann nicht zum Sieg gereicht. Offenbar hat sich dieses Wissen im Hinterkopf der Spieler verankert, denn wie so oft wurden die Aktionen fahriger statt ruhiger, wurden die Angriffe zunehmend hektisch vorgetragen, kamen die letzten Zuspiele immer seltener zum Mitspieler. Sinnbildlich dafür waren die fragwürdigen Aktionen von Kevin Kuranyi, wenn er sich zurückfallen ließ und sich im Mittelfeld als Passgeber versuchte oder wenn er sich, wie in der 30. Minute, nach einem gut vorgetragenen Konter in der gegnerischen Abwehr festdribbelte.

Da die Portugiesen aber nach einer kurzen ordentlichen Phase die Offensivbemühungen wieder einstellten und obendrein in der Abwehr weiter ungeordnet wirkten, kamen die Gastgeber mitunter doch zu guten Gelegenheiten. Nach einer zweiten Serie von Mittelfeld-Querschlägern, diesmal in der anderen Hälfte, gelangte der Ball über den hartnäckigen Westermann und Ballverteiler Rakitic zu Kuranyi, dessen Schuss vom rechten Strafraumeck Helton abwehren konnte (35.). In der 40.Minute kam Rakitic sogar aus nur kürzer Entfernung, dafür aber aus noch spitzerem Winkel zum Schuss, der nur knapp über die Latte zischte.

Auch zu Beginn der zweiten Halbzeit merkte man den Schalkern die Angst vor der eigenen Unsicherheit an. Asamoah und Kuranyi konnten keine Bälle halten, die Portugiesen setzten sich nun in der Schalker Hälfte fest und kamen zu einer Reihe von Freistößen. Aber besorgniserregende Chancen sprangen dabei nicht heraus, nur bei einem Flachschuss von Lopez (65.) und einem Flatterball von Meireiles (78.) musste Neuer eingreifen. Fast hatte man den Eindruck, dass beide Teams mit dem 1:0 zufrieden waren - bis Quaresma einen scharfen Flachpass auf Lisandro Lopez spielte (80.), den der Stürmer aber aus vier Metern nicht über die Linie drücken konnte. Die Null blieb an diesem Abend stehen, dank jenes Glücks, das Schalke am Freitag noch gefehlt hatte.

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