BVB in der Champions League:Plötzlich ratlos und langsam

Lesezeit: 2 Min.

  • Borussia Dortmund reicht ein 0:0 gegen Brügge, um das Achtelfinale der Champions League zu erreichen. Der Gruppensieg ist aus eigener Kraft aber nicht mehr drin.
  • Christian Pulisic zeigt erneut, dass er sich mindestens in einer Formdelle befindet.
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Von Felix Meininghaus, Dortmund

Als kurz vor 23 Uhr der Schlusspfiff im Dortmunder Stadion ertönt war, klatschten sich die Spieler des BVB am Mittelkreis ab. In ihren Gesichtern war auch für geübte Beobachter nicht abzulesen, was das torlose Remis gegen den FC Brügge in ihnen auslöste: Erleichterung, dass die Nullnummer gereicht hatte, um die K.o.-Phase der Champions League zu erreichen? Oder Enttäuschung, dass an diesem Abend so gar nichts von dem zu sehen war, womit diese Mannschaft in dieser Saison für Begeisterung gesorgt hat?

Es wird wohl eine Melange gewesen sein. Zumindest legten das die Worte von Sportdirektor Michael Zorc nahe, der die ereignisarmen 90 Minuten so zusammenfasste: "Primär zählt für uns erst einmal die Qualifikation für das Achtelfinale. Aber generell haben wir es heute nicht gut gemacht. Es fehlte das Balltempo."

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Das war fein beobachtet vom Dortmunder Urgestein, der als Spieler und Funktionär seit 40 Jahren beim Verein beschäftigt ist. Trainer Lucien Favre stufte die Dinge ähnlich ein: "Wir sind im Achtelfinale. Das war das Ziel. Brügge hat sehr tief gestanden. Es hat gefehlt, das Spiel mit Pässen oder Dribblings schnell zu machen und sie zu destabilisieren."

Brügge spielte sogar in der Schlussphase noch auf Zeit

Was für das Dortmunder Kollektiv im Allgemeinen zutraf, war vor allem bei Christian Pulisic offenkundig. Der hochgelobte Amerikaner befindet sich seit Wochen im Formtief. Ob es sich dabei um eine Delle im Leistungsspektrum handelt, wie sie bei jungen Spielern immer wieder vorkommen kann, oder ob dem Teenager die angeblich im Wochentakt eintrudelnden Höchstgebote von europäischen Spitzenklubs den Kopf verdreht haben, ist ungewiss. In der ersten Halbzeit vergab Pulisic eine Großchance, als Favre später gefragt wurde, wie er das Ausnahmetalent wieder in die Spur zu bringen gedenke, antwortete der Schweizer ausweichend: "Es gibt klare Konkurrenz auf seiner Seite. Wir haben sehr gute Flügelspieler."

Allerdings muss bei einer kritischen Würdigung der Dortmunder Vorstellung auch die Frage erlaubt sein, warum der Gegner dermaßen destruktiv agierte. Offenbar hatte den belgischen Meister niemand darüber informiert, dass nur ein Sieg in Dortmund die Chance auf ein Überwintern in der Königsklasse geboten hätte.

Dass Brügge sogar in der Schlussphase noch auf Zeit spielte, sorgte für kollektives Kopfschütteln. Die Dortmunder konnten mit so wenig Gegenwehr gut leben, das aktiennotierte Fußball-Unternehmen darf weitere Einnahmen im zweistelligen Millionenbereich einplanen. Zehn Punkte nach fünf Gruppenspielen, "das ist schon was", betonte Favre. Um das Erreichte richtig einzuordnen, hilft der Blick ein Jahr zurück. Damals blamierte sich der BVB in der Champions League nach allen Regeln der Kunst, nach der Vorrunde standen zwei Pünktchen aus den Spielen gegen den Fußballzwerg aus Nikosia.

Dass ein glanzloses Remis gegen den FC Brügge mittlerweile mit einem leichten Murren zur Kenntnis genommen wird, spricht für das gewachsene Anspruchsdenken im Revier. Favre darf das für sich durchaus auf der Habenseite verbuchen.

Die Borussia beherrschte das Spiel mit Ballbesitzquoten wie der FC Barcelona in seiner Blütezeit, als Xavi, Iniesta und Messi den Ball nach Belieben zirkulieren ließen. Allerdings wirkten die Dortmunder teilweise ratlos gegen einen Kontrahenten, der den Ball an der Mittellinie meistens freiwillig herschenkte, um sich wieder am eigenen Strafraum zu treffen und sich zu verbarrikadieren.

Am Ende zählten die Statistiker bei Dortmunds Abwehrchef Manuel Akanji 176 Ballaktionen und damit so viele wie nie zuvor bei einem Spieler einer deutschen Mannschaft in der Champions League. Ein Bestwert, der zeigt, wie trügerisch solche Zahlen sein können. Denn was nutzen all die Ballstafetten, wenn sie mit so wenig Wucht und Überzeugung daherkommen, dass sie kaum Torgefahr heraufbeschwören?

Der Umstand, dass der BVB wenig von dem jugendlichen Draufgängertum präsentierte, der ihm in den letzten Monaten so viel Lob eingebracht hat, wurde nonchalant als momentane Unpässlichkeit abgehakt. Akanji ordnete die Vorstellung mit Blick auf die Bundesliga mit Schweizer Pragmatismus ein: "Das war nicht unser bestes Spiel, aber lieber heute als am Wochenende."

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