BVB in der Champions League:Der Unverwüstliche fehlt im Schicksalsspiel

BVB: Axel Witsel beim Champions-League-Spiel 2019 in Prag

Axel Witsel verletzt sich selten beim Fußballspielen, fehlt dem BVB jetzt aber aufgrund eines Unfalls in seinen eigenen vier Wänden.

(Foto: imago images/Eibner Europa)

Von Ulrich Hartmann, Dortmund

Der Belgier Axel Witsel hat nach 13 Jahren Profifußball eine Verletzungshistorie wie aus dem Bilderbuch: Ende 2012 ein paar Oberschenkelprobleme und 2019 zwei kleine Muskelfaserrisse im Leistenbereich - kein großes Ding so etwas. Von den mehr als 500 Pflichtspielen für fünf Vereine hat der 30 Jahre alte Mittelfeldspieler bloß neun wegen Verletzungen versäumt. Sein zehntes wird er an diesem Dienstagabend verpassen, aber nicht, weil ihm in Ausübung seines durchaus nicht ungefährlichen Berufes etwas zugestoßen wäre, sondern weil er nach Auskunft seines Klubs Borussia Dortmund daheim gestürzt sei, laut Bild ist der Belgier die Treppe heruntergefallen. Dabei zog Witsel sich Verletzungen im Gesicht zu, die ihn für den Rest des Jahres außer Gefecht setzen. Wieder einmal bestätigt sich: Die schlimmsten Unfälle passieren im Haushalt.

Für das wichtige finale Champions-League-Gruppenspiel gegen Slavia Prag kommt den Borussen dieser Unfall besonders ungelegen, weil in dem Dänen Thomas Delaney ein weiterer defensiver Mittelfeldspieler wegen Bänderrissen im Sprunggelenk schon länger fehlt. Nun wird wohl Julian Weigl im Herzen des BVB-Spiels agieren müssen. Es ist die maßgebliche Position in einem maßgeblichen Spiel. Nur wenn die Dortmunder gegen Prag mindestens einen Punkt mehr holen als Inter Mailand im Parallelspiel gegen den FC Barcelona, dann ziehen sie ins Achtelfinale ein.

Die doppelte Krux dabei: Prag gilt nach seinen beiden Auswärts-Unentschieden in der Champions League sowohl in Barcelona als auch in Mailand als sehr auswärtsstark - und Barcelona dürfte bei Inter mit einer ausgeprägten B-Elf antreten, weil man wohl das Stammpersonal - und damit nicht nur Lionel Messi - für die bedeutsamen Ligaspiele am Samstag beim Vierten San Sebastian sowie am nächsten Mittwoch gegen den Zweiten Real Madrid zu schonen beabsichtigt. Barcelona hat eine Tabellenführung zu verteidigen.

"Ja, das Weiterkommen ist leider nicht mehr nur von uns abhängig", sagt der Torwart Roman Bürki bedrückt, aber zum Glück haben die Dortmunder seit dieser Saison einen Lizenzfußball-Abteilungsleiter, der seinen Spielern die Welt notfalls erklärt. "Im direkten Vergleich gegen Inter vielleicht nicht weiterzukommen, das haben wir uns selbst eingebrockt", sagt Sebastian Kehl also ganz unsentimental.

Es ist nämlich so, dass die Dortmunder den direkten Vergleich gegen die punktgleichen Mailänder (0:2 und 3:2) verloren haben und deshalb den Kürzeren zögen für den Fall, dass man auch nach dem finalen Gruppenspiel gleichauf wäre. Von Barça zu erwarten, dass sie mit Größen wie Luis Suarez, Antoine Griezmann oder Sergio Busquets auflaufen und sich auch noch zerreißen, wäre naiv. Lionel Messi und Gerard Piqué, das wurde am Montag verkündet, stehen nicht im Kader; Torwart Marc-André ter Stegen sitzt nur auf der Bank.

Mal Hoch- und mal Untergangsstimmung in Dortmund

Immerhin gehen die Dortmunder nach ihren jüngsten Bundesligasiegen mit neuem Selbstbewusstsein ins Spiel. Das 2:1 bei Hertha BSC und das 5:0 gegen Düsseldorf gelangen indes gegen zwei nur mäßig gefährliche Kontrahenten, da könnte Slavia Prag ein anderes Kaliber werden, warnt der Trainer Lucien Favre. "Sie laufen 132 Kilometer pro Spiel - das ist Weltrekord, glaube ich", sagt der Schweizer. Auch für die Tschechen geht es in diesem Spiel allerdings um nichts mehr, sie können Dortmund auf Platz drei nicht mehr einholen und werden so oder so aus dem Europapokal ausscheiden. Die Dortmunder dürfen, wenn sie Mailand denn nicht mehr überholen, nach der Winterpause immerhin noch in der Europa League weiterspielen.

Dieser zweitklassige kontinentale Wettbewerb entspricht allerdings nicht so ganz dem Anspruch von Borussia Dortmund und würde den Eindruck einer mauen Saison nur verstärken. Bislang herrscht noch im Wochenrhythmus mal Hoch- und mal Untergangsstimmung. Nach den jüngsten Siegen in der Liga mit nur einem Gegentor belobigt der Torwart Bürki immerhin bereits, "dass wir hinten im Moment nicht allzu viel zulassen". Er vernachlässigt da aber allzu gern, dass die Borussen in den drei Spielen zuvor beim FC Bayern (0:4), gegen Paderborn (3:3) und in Barcelona (1:3) noch zehn Gegentreffer zugelassen hatten.

Dem Dienstagabend kommt also eine wegweisende Bedeutung zu. Der Einzug ins Achtelfinale der Champions League würde in Dortmund für vieles versöhnen, der Absturz in die Europa League hingegen würde den Druck in der Bundesliga erhöhen, dort zu reüssieren. Vor diesem Hintergrund ist es schon ein bisschen undankbar, dass über das Dortmunder Schicksal letztlich nicht in heimischer Arena entschieden wird, sondern rund 700 Kilometer südlich in einem Fußballstadion namens San Siro.

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