Champions League:Dortmund verpatzt die ultimative Prüfung

Drei Gegentore, groteske Abwehrfehler, wieder ein Platzverweis: Der BVB verpasst nach dem 1:3 gegen Sporting Lissabon das Achtelfinale in der Königsklasse - und verliert durch die Versetzung in die Europa League auch viel Geld.

Von Ulrich Hartmann

Fußballer aus Westfalen hören keinen Fado. Nicht mal, wenn ihnen in Lissabon Schmerzliches widerfährt. Die Spieler von Borussia Dortmund hätten Mittwochnacht Anlass gefunden, sich zu portugiesischer Weltschmerz-Musik in den Schlaf zu weinen. Eine 1:3 (0:2)-Niederlage bei Sporting Lissabon bedeutete im vorletzten Gruppenspiel der Champions League, dass der BVB erstmals seit 2017 nicht ins Achtelfinale der kontinentalen Meisterklasse einzieht.

Dortmund, das den direkten Vergleich mit Sporting verloren hat und den zweiten Gruppenplatz nicht mehr erreichen kann, muss in der Europa League weiterspielen. Ohne den Ausnahmestürmer Erling Haaland (verletzt), ohne den Abwehrchef Mats Hummels (Rot-Sperre), ohne den Flügelflitzer Thorgan Hazard (Corona) verpatzten die Westfalen ihre ultimative Prüfung im stimmungsvollen Estadio José Alvalade. Die Portugiesen pfiffen auf ihren Fado. Sie bejubelten den Einzug ins Achtelfinale.

Es ist drei Monate her, dass der BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke nach der Gruppenauslosung gesagt hatte: "Wir können uns nicht beklagen, wir haben eine ordentliche Chance, ins Achtelfinale einzuziehen." Der BVB als Bundesliga-Dritter der vergangenen Saison hatte in Ajax, Sporting und Besiktas zwar die Meister der niederländischen, portugiesischen und türkischen Liga zugelost bekommen, aber in der Fünf-Jahres-Wertung der europäischen Fußball-Ligen rangieren die drei Nationen nur auf den Rängen sieben, sechs und 18. Geht man in der Gruppenphase einem Vertreter der großen Vier - England, Spanien, Italien, Frankreich - aus dem Weg, stehen die Chancen auf den Achtelfinal-Einzug tatsächlich gut.

Mindestens zehn Millionen Euro entgehen dem BVB durch das frühe Aus

Für den neuen Dortmunder Trainer Marco Rose bedeutet das Aus einen tiefen Kratzer im Lack. In der Bundesliga steht die Mannschaft zwar auf Rang zwei, mit nur einem Punkt Rückstand auf den Dominator Bayern München, aber die Dortmunder Leistungen waren bislang selten berauschend und gaben sogar intern Anlass zur Kritik. Ausgerechnet in der lukrativen Champions League hat der BVB nun die Quittung für sein freilich auch wegen latenter Verletzungsprobleme oft unausgegorenes Spiel bekommen. Mindestens zehn Millionen Euro entgehen dem Klub durch die Versetzung. "Das war ein beschissener Abend. Wir sind raus, das ist die bittere Wahrheit", sagte Marco Reus bei DAZN.

Mit Marin Pongracic für Hummels in der Innenverteidigung, Donyell Malen für Haaland in der Spitze und der 19 Jahre jungen Leihgabe Reinier von Real Madrid anstelle von Hazard gingen die Dortmunder in die Partie. Einen weiteren Nackenschlag gab es kurz vor dem Anpfiff: Weil sich der technisch beschlagene und offensiv gefährliche Linksverteidiger Raphael Guerreiro beim Warmmachen verletzt hat, musste er durch Nico Schulz ersetzt werden.

Und es war dann just Schulz, dem in der 30. Minute der fatale Fehler vor dem 0:1 passierte. In einen sehr langen Ball aus der Hälfte der Portugiesen hielt er sein Bein. Von seinem Fuß prallte der Ball unglücklich direkt in den Lauf des Sporting-Torjägers Pedro Goncalves. Der 23-Jährige schob den Ball am Torwart Gregor Kobel vorbei ins Netz und bewies nur neun Minuten später wieder seine Schussvariabilität.

Malens Ehrentreffer kommt viel zu spät

In der 39. Minute lauerte dieser Pedro Goncalves am Dortmunder Strafraumrand und zielte nach einem Abpraller aus der BVB-Abwehr aus 20 Metern so genau, dass er den Ball mit dem Innenrist um den Abwehrmann Axel Witsel herumzirkelte und am stramm fliegenden Kobel vorbei ins Netz jagte. Damit waren die Borussen schon zur Pause in großen Nöten.

Sie mussten deshalb in der zweiten Halbzeit hohes Risiko spielen, gingen kompromisslos auf den Ball und spielten nun auch passabel nach vorne. In der 74. Minute sah der erst zur zweiten Hälfte eingewechselte Emre Can für eine vermeintliche Tätlichkeit die rote Karte. Wie schon zuvor beim 1:3 gegen Ajax spielten die Dortmunder in Unterzahl zu Ende. Ein von Dan-Axel Zagadou verursachter Foulelfmeter bedeutete in der 81. Minute das 0:3. Kobel parierte Goncalves' Schuss zwar, Pedro Porro jedoch köpfelte den Rebound ein. Den Dortmundern blieb nichts erspart. Malen gelang in der Nachspielzeit (90+3.) nur noch der Ehrentreffer.

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