Am zweiten Abend der neuen Champions League machten gleich drei Klubs von sich reden: Borussia Dortmund mit drei späten Jokertoren, Celtic Glasgow mit zwei Deutschland-erfahrenen Spielentscheidern und Sparta Prag mit seinem ersten Sieg in einem Champions-League-Spiel seit 21 Jahren. In zwei Wochen spielt Dortmund gegen Glasgow – und Prag gastiert beim VfB Stuttgart.
109 Tage nach dem verlorenen Champions-League-Finale in London (0:2 gegen Real Madrid) tat sich Borussia Dortmund schwer mit dem Wiedereinstieg in die Königsklasse. Das Spiel beim belgischen Meister FC Brügge? „Zäh“, fand Julian Brandt. „Behäbig“, nannte es Emre Can. Bis zur 76. Minute ging wenig, aber dann spielte ein Mann die Joker-Rolle so perfekt, wie er sie schon am ersten Bundesliga-Spieltag beim 2:0-Sieg gegen Eintracht Frankfurt gespielt hatte: der 20 Jahre alte Brite Jamie Gittens.
Damals, in der 59. Minute eingewechselt, traf Gittens gegen Frankfurt in der 72. und der 93. Minute zum 2:0-Endstand. Diesmal, in der 68. Minute eingewechselt, erzielte Gittens in Brügge in der 76. und 86. Minute die Treffer zur 2:0-Führung, aus der der ebenfalls eingewechselte Serhou Guirassy in der 95. Minute per selbst erwirktem Foulelfmeter den 3:0-Endstand machte. „Das war von uns nicht gerade eine Top-Leistung“, gestand der Kapitän Can. „Manchmal braucht man beim Fußball halt ein bisschen Geduld“, beruhigte Brandt.
Gittens behauptete, er habe schon von draußen gewisse Räume erkannt in der hochstehenden Brügger Abwehr. Zweimal zog er dann von links ins Zentrum, sein erster Schuss wurde zweimal glücklich abgefälscht, sein zweiter fand direkt ins Netz. Zugang Guirassy schloss mit seinem Debüt-Tor für den BVB ab. Dortmunds nächstes Champions-League-Spiel ist am 1. Oktober gegen Celtic Glasgow. Die Schotten stehen sogar vor den Borussen in dieser neuen Champions-League-Tabelle, die mit 36 Mannschaften die wohl längste Fußball-Tabelle der Welt ist.
Bei Celtic jubelt Altrocker Rod Stewart auf der Tribüne mit
Den 5:1-Sieg des schottischen Meisters Celtic Glasgow gegen den slowakischen Meister Slovan Bratislava prägten ehemals in Deutschland aktive Spieler. Der Belgier Arne Engels, 21, vergangene Saison beim FC Augsburg aktiv und Ende August kurzerhand für elf Millionen Euro nach Glasgow verkauft, bereitete das 1:0 (17., Liam Scales) vor und erzielte das 3:0 per Foulelfmeter selbst (56.). Der 24 Jahre alte Wunstorfer Nicolas Kühn mit einer Vergangenheit beim FC St. Pauli, bei Hannover 96, RB Leipzig, Bayern München II und Erzgebirge Aue legte Kyogo Furuhashi das 2:0 auf (47.).
Bratislavas Ehrentreffer zum zwischenzeitlichen 1:3 (60.) erzielte mit Kevin Wimmer ein 31 Jahre alter Österreicher, der schon für den 1. FC Köln, für Hannover 96 und den Karlsruher SC gespielt hat. Celtics japanischer 4:1-Schütze Daizen Maeda (70.) und der irische 5:1-Schütze Adam Idah (86.) haben noch nie für einen deutschen Verein gespielt. Das war dem auf der Tribüne mitjubelnden Altrocker Rod Stewart allerdings einerlei. Am 1. Oktober darf Celtic im größten deutschen Stadion spielen: in Dortmund. Dort können sie auf eine ähnlich fanatische Stimmung setzen wie in ihrem Celtic-Park – dann halt bloß zugunsten des BVB.
Sparta Prag hat schon jetzt Respekt vor Stuttgart
Als Sparta Prag Ende 2005 sein vormals letztes Spiel in der Champions League bestritten hatte, spielte Tomas Rosicky für Borussia Dortmund. Mittlerweile ist der gebürtige Prager 43 Jahre alt und seit sechs Jahren Spartas Sportdirektor. Am Mittwochabend saß Rosicky in einer Loge im Stadion Letna und sah seinen Heimatklub sein erstes Champions-League seit 19 Jahren überraschend deutlich mit 3:0 gegen RB Salzburg gewinnen. Die Österreicher enttäuschten auf ganzer Linie.
Für Prag erzielte nach 108 Sekunden der Finne Kaan Kairinen das 1:0. In der 42. Minute schoss der Nigerianer Victor Olatunji das 2:0. In der 58. Minute vollendete der Albaner Qazim Laci zum 3:0. Es war Spartas erster Sieg in einem Champions-League-Spiel seit Ende 2003. Für den tschechischen Meister, der sich im Sommer durch die Qualifikation hatte kämpfen müssen, war es seit Mitte Juli schon das 14. Pflichtspiel in dieser Saison. Anfang Juli war der Däne Lars Friis, 48, nach zwei Jahren vom Co-Trainer zum Chefcoach befördert worden.
Ihr 17. Pflichtspiel der Saison bestreiten die Spartaner am 1. Oktober in Stuttgart. „Ich habe die Stuttgarter gegen Real Madrid gesehen“, sagte Friis am Mittwochabend, „sie waren großartig, das wird für uns ein ganz schwieriges Spiel.“