Süddeutsche Zeitung

BVB im Achtelfinale der Champions League:Danke, Barça!

Lesezeit: 2 min

Von Ulrich Hartmann, Dortmund

Tatsächlich: kein Lionel Messi in der Startelf des FC Barcelona, kein Frenkie de Jong, kein Luis Suarez, kein Torwart Marc-André ter Stegen. Diese Nachrichten haben die Fußballer von Borussia Dortmund vor dem Anpfiff ihres Champions-League-Spiels durchaus verunsichert, weil Barca mit seiner B-Elf ja nicht etwa in Dortmund spielte, sondern 700 Kilometer südlich bei Inter Mailand, Dortmunds großem Fernduellanten im Kampf ums Achtelfinale der Königsklasse. Doch die Sorge erwies sich als unbegründet.

Gut, dass die Borussen ihre schwarzen Sondertrikots vom vergangenen Samstag diesmal nicht getragen haben, denn die hätten nicht zur Stimmung gepasst. Jubel in Trauerkleidung, das hätte seltsam ausgesehen. Der BVB ist mit seinem 2:1 (1:1)-Sieg gegen Slavia Prag im letzten Gruppenspiel tatsächlich noch ins Achtelfinale gerutscht, weil er vom FC Barcelona die erforderliche Hilfe erhielt. Die Spanier gewannen bei Inter Mailand mit 2:1 (1:1), wodurch Dortmund die Mailänder noch überholte.

"Am Ende wurde es nochmal knapp, aber wir haben gut dagegengehalten", sagte Torschütze Julian Brandt bei DAZN: "Wir mussten unsere Hausaufgaben machen und dann haben wir noch das nötige Glück gehabt, weil auf dem anderen Platz die Dinge so gelaufen sind, wie wir sie uns vorgestellt haben." Mats Hummels hob die Leistung von Torwart Roman Bürki hervor: "Das waren sechs, sieben Weltklasse-Paraden."

Julian Brandt vollstreckt aus spitzem Winkel

Inter muss nach der Winterpause in der Europa League weiterspielen. Dass die Westfalen im Frühjahr in der Champions League verbleiben, durchbricht ihre jüngste Europapokal-Arithmetik. Seit 2015 hatte der BVB jedes Frühjahr abwechselnd in den internationalen Wettbewerben gespielt: 2015 in der Champions League (Achtelfinal-Aus gegen Juventus Turin), 2016 in der Europa League (Viertelfinal-Aus gegen Liverpool), 2017 in der Champions League (Viertelfinal-Aus gegen Monaco), 2018 in der Europa League (Achtelfinal-Aus gegen Salzburg), 2019 wieder in der Champions League (Achtelfinal-Aus gegen Tottenham). 2020 spielen sie jetzt also zum zweiten Mal nacheinander in der Champions League weiter. Seit dem Finale 2013 gegen den FC Bayern (1:2) haben sie es jedoch in kein internationales Halbfinale mehr geschafft.

Aus der Finalmannschaft von damals spielten am Dienstag noch Mats Hummels, Marco Reus und später Lukasz Piszczek für den BVB. Hummels spielte im Zentrum einer Dreierabwehrkette, Reus spielte Mittelstürmer. Doch er war ein schlechter Vollstrecker. Das 1:0 durch Jadon Sancho (10.) bereitete er noch schön vor, doch seine eigenen Chancen verpatzte er kläglich. Um die Führung zu wahren, musste immer wieder Torwart Roman Bürki einspringen. Er rettete mehrfach überragend, drei Minuten vor der Pause war er allerdings machtlos gegen das 1:1 durch Tomas Soucek.

Den bei einem heimischen Treppensturz verletzten Mittelfeldstrategen Axel Witsel ersetzte Julian Weigl. Im Zentrum waren gewisse Schwächen im BVB-Spiel zu erkennen, die Gäste hatten viel Platz, um sich gute Chancen zu erspielen. Auf ihre Laufstärke hatte der Trainer Lucien Favre vor dem Spiel noch eigens hingewiesen. Die Tschechen, die in Mailand und Barcelona Unentschieden erkämpft hatten, waren der Führung in der zweiten Halbzeit zunächst näher als die Dortmunder.

Doch mit zunehmender Dauer übernahmen die Gastgeber die Spielkontrolle. Julian Brandt war es in der 61. Minute vorbehalten, die neuerliche Führung zu erzielen. Sancho setzte ihn in Szene, Brandt vollstreckte aus spitzem Winkel. Überragend aber blieb Torwart Bürki, der auch weiterhin prächtig parierte . In der letzten Viertelstunde spielte Dortmund dann nur noch zu zehnt nach einer gelb-roten Karte gegen Weigl, brachte den Sieg aber glücklich heim.

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Quelle:
SZ vom 11.12.2019
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