BVB in der Champions League:Motivationsproblem überstanden

Lesezeit: 2 min

Treffsicher gegen Brügge: Jadon Sancho (rechts) feiert mit Manuel Akanji. (Foto: Bernd Thissen/dpa)

Über Dortmunds Jadon Sancho wurde zuletzt kaum noch gesprochen, und wenn, dann nicht gerade gut. So langsam berappelt er sich - wenn auch im Schatten von Erling Haaland.

Von Ulrich Hartmann

Man hat in diesem Herbst mitunter ganz gut zu erkennen geglaubt, dass Jadon Sancho gar nicht mehr für Borussia Dortmund spielen wollte. Er wäre im Sommer wohl gern zu Manchester United gewechselt, doch das Angebot des englischen Klubs genügte dem BVB nicht. Sancho, der einen Vertrag bis 2023 hat und für den sich die Borussia dem Vernehmen nach einen Erlös von 120 Millionen Euro erhofft, wirkte deshalb bisweilen ein bisschen lustlos nach der Wiederaufnahme des Spielbetriebs.

Bei den Auswärtssiegen zuletzt in Brügge und Berlin wurde er gar nicht eingewechselt, während er durchgängig auf dem Platz stand, als sich die Dortmunder beim 0:2 in Augsburg und beim 1:3 in Rom blamierten. Sancho machte keinen guten Eindruck, manchmal wirkte es, als hätten die Dortmunder mal besser das auf 100 Millionen Euro geschätzte Angebot aus Manchester angenommen.

Doch so langsam berappelt sich der 20-Jährige wieder. Beim 3:0-Sieg am Dienstagabend gegen den FC Brügge bereitete Sancho das 1:0 vor und erzielte das 2:0 durch einen ansehnlichen Freistoß selbst. "Ich habe mich gefreut, dass ich spielen durfte", sagte er hinterher betont demütig. Seine Leistung und seine Haltung waren gute Zeichen. "Er sollte den Sommer jetzt langsam verdauen", sagte der Trainer Lucien Favre verständnisvoll, aber durchaus auch fordernd: "Er wird jetzt peu à peu zurückkommen."

Haaland baut seine unglaubliche Quote aus

Sancho war mal das Thema Nummer eins beim BVB. Dann kam Erling Haaland, dann kamen Giovanni Reyna und Jude Bellingham, dann kam Youssoufa Moukoko. Wenn man in diesem Kader nicht aufpasst, dann gehört man selbst mit 20 Jahren ganz schnell zum alten Eisen. Über Sancho wurde zuletzt kaum noch gesprochen, und wenn, dann nicht gerade gut. Doch gegen Brügge könnte sich der trickreiche Außenstürmer positiv zurück ins Gespräch gebracht haben. "Er hat gut gespielt, ist viel gelaufen", lobte Favre.

Dass Haaland mit zwei Toren seine unglaubliche Champions-League-Trefferquote auf 16 in zwölf Spielen geschraubt hat, war natürlich bemerkenswert, aber Haaland hatte bis jetzt auch noch kein Motivationsproblem in Dortmund. Sancho hingegen hat sein erstes Tal durchschritten und müsste jetzt mal langsam wieder Tempo aufnehmen, denn die bedeutendsten Spiele der Saison stehen im neuen Jahr ja erst noch an.

Mit dem Sieg gegen Brügge hat der BVB das Achtelfinale in der Champions League so gut wie erreicht. Ein Punkt aus noch zwei Spielen genügt zum Weiterkommen. Mit einem Sieg daheim gegen Lazio Rom am kommenden Mittwoch wären die Dortmunder sicher Gruppensieger. "Die Mannschaft spielt momentan mit großer Freude", sagte der Lizenzabteilungschef Sebastian Kehl und fügte pflichtbewusst schnell hinzu: "Trotz der tristen Umstände", denn die Fans dürfen diese Freude ja weiterhin nicht im Stadion erleben.

Doch auch am Fernseher machen Siege mehr Spaß. Die Anfälligkeit der Dortmunder für maue Spiele ist zuletzt gesunken. Die blamablen Auftritte in Augsburg und Rom sind zwar erst ein paar Wochen her, für Kehl aber hat sich die Einstellung der Mannschaft grundlegend geändert. "Das Lazio-Spiel liegt für mich gefühlt schon Monate zurück", sagte er am Dienstagabend. Dass sich beim Fußball der Wind sehr schnell drehen kann, dürfte auch Jadon Sancho verstanden haben.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Champions League
:Haalands Rekordspiel

Bei Dortmunds 3:0 gegen Club Brügge trifft der Stürmer doppelt und stellt mal wieder eine Bestmarke auf. Sein Trainer Lucien Favre macht das Gegenteil von dem, was alle erwarten.

Von Ulrich Hartmann

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: