Dortmund in der Champions League:Drei gegen Haaland

Dortmund in der Champions League: Hu! Ha! Erling Haaland macht sich warm für das Spiel gegen den BVB. Der Norweger ist einer von vier ehemaligen Dortmundern im Kader von Manchester City.

Hu! Ha! Erling Haaland macht sich warm für das Spiel gegen den BVB. Der Norweger ist einer von vier ehemaligen Dortmundern im Kader von Manchester City.

(Foto: Lindsey Parnaby/AFP)

Besondere Gegner erfordern besondere Maßnahmen: Viel spricht dafür, dass der BVB beim Wiedersehen mit Torjäger Erling Haaland in Manchester auf eine selten erprobte Abwehrvariante setzt.

Von Ulrich Hartmann

Im Kabinengang des Stadions von Manchester City gibt es an diesem Mittwochabend viele vertraute Hände zu schütteln. In Erling Haaland, Manuel Akanji, Sergio Gomez und Ilkay Gündogan trifft Borussia Dortmund im zweiten Gruppenspiel der Champions League auf gleich vier ehemalige BVB-Spieler, und es ist nicht mal ausgeschlossen, dass Citys Trainer Pep Guardiola gleich alle vier in seine Startelf beruft: Akanji als Innenverteidiger, Gomez als Linksverteidiger, Gündogan im Mittelfeld und Haaland als Mittelstürmer. Der BVB würde, sollte City seiner Favoritenrolle gerecht werden, gewissermaßen von der Vergangenheit eingeholt werden.

"Jeder von uns Vieren hat Erinnerungen an Dortmund, hauptsächlich gute", sagte Gündogan am Dienstag auf der Pressekonferenz, "und diese Emotionen werden mitspielen." Man werde sie während der Partie aber ausblenden müssen. Ihm falle das gewiss leichter, er spiele ja jetzt schon sechs Jahre in Manchester. "Aber Erling kennt noch fast den ganzen Kader." Haaland ist erst im Sommer für 60 Millionen Euro von Dortmund nach Manchester gewechselt, Akanji ist ihm am 1. September kurz vor Transferschluss gefolgt für 17 Millionen. Gomez kam zu Beginn dieser Saison vom RSC Anderlecht. Der 22 Jahre alte Spanier war von den dreieinhalb Jahren beim BVB zwei Jahre an den spanischen Klub Huesca ausgeliehen. Für die Dortmunder Profis absolvierte er bloß drei Spiele plus neun für die A-Jugend und 14 für die zweite Mannschaft. 2021 wechselte er für 3,5 Millionen Euro nach Anderlecht, im August kaufte Manchester City ihn von dort für 13 Millionen Euro.

Mit Akanji, Gündogan und Gomez würden die Dortmunder vermutlich noch halbwegs klarkommen, vor wem sie besonderen Respekt haben, das ist natürlich der Torjäger Haaland. Er hat in den ersten sechs Premier-League-Spielen für Manchester durchschnittlich alle 48 Minuten ein Tor geschossen, das macht in der Addition zehn Treffer: je drei gegen Crystal Palace und Nottingham, zwei gegen West Ham und je eines gegen Newcastle und Aston Villa, gegen die man jeweils prompt nur remisierte und deshalb in der Tabelle auch nur Zweiter ist mit einem Punkt Rückstand auf den FC Arsenal.

Auch zu Citys 4:0-Sieg im Champions-League-Auftaktspiel beim FC Sevilla steuerte der 22 Jahre alte Norweger zwei Treffer bei. Es deutet einiges darauf hin, dass Dortmunds Trainer Edin Terzic die Gefahr durch Haaland und seine zwei Flügelmänner erstmals in dieser Saison durch eine Dreierkette zu bekämpfen gedenkt. Dann spielten die Innenverteidiger Niklas Süle, Mats Hummels und Nico Schlotterbeck nicht mehr Zwei-aus-Drei, sondern alle miteinander. Terzic, der sonst das 4-2-3-1 favorisiert, ist eigentlich kein Freund der Dreierkette, auch in den 32 Pflichtspielen im ersten Halbjahr 2021, als er interimistisch auf den Trainer Lucien Favre gefolgt war, hat er bloß zwei Mal eine Dreierkette aufgeboten: gegen Bayern München und im Pokal gegen Paderborn.

Er "liebe diese neue Routine, in jeder Pressekonferenz über Erling und seine Tore zu sprechen", sagt-City-Trainer Guardiola

Die Dreierkette ist mithin ein Mittel gegen ganz besondere Kontrahenten, und zu diesen gehören die Citizens zweifellos. Haaland hat sie gewiss noch stärker gemacht, und der Trainer Guardiola, von dem man ja immer dachte, er verzichte bewusst auf Mittelstürmer alter Schule (klassischer Neuner), ist ganz begeistert von Haaland. "Ich liebe diese neue Routine, in jeder Pressekonferenz über Erling und seine Tore zu sprechen", sagt er, "und man hat das Gefühl, dass er immer mehr Tore schießen könnte."

Dieses Gefühl kennen sie in Dortmund nur zu gut. Sie werden sich auch bestens in den Norweger hineinversetzen können, aber ob das am Ende überhaupt etwas nützt, ist eine gute Frage. Immerhin: Mit an Bord des BVB-Sonderflugs EW1909 von Dortmund nach Manchester waren am Dienstag auch die Angreifer Donyell Malen, Karim Adeyemi und Thorgan Hazard, die bei der 0:3-Niederlage am Samstag in Leipzig alle noch ausgesetzt hatten. Ob, und falls ja, wie lange sie in Manchester mitspielen können, muss sich zeigen.

Mit Sebastien Haller, Mahmoud Dahoud, Mateu Morey, Jamie Bynoe-Gittens und dem Torwart Gregor Kobel fallen fünf weitere Spieler sicher aus. Im BVB-Tor wird mithin wie schon beim 3:0-Sieg gegen Kopenhagen und bei der Bundesliga-Niederlage in Leipzig Alexander Meyer stehen, der bei seinem Champions-League-Debüt nicht weniger zu tun bekommt, als die Treffer jenes Erling Haaland zu verhindern, der mit 25 Treffern in seinen ersten 20 Spielen einen einsamen Champions-League-Rekord hält.

Viele in der Branche hielten ihn ja für eine Maschine, "aber er ist nicht nur auf dem Platz ein wichtiger Neuzugang für uns, sondern auch als Mensch", sagt Gündogan geradezu liebevoll über Haaland. "Sein Charakter, seine Einstellung und sein Fleiß - das ist alles wirklich unglaublich."

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