Champions League:Beim FC Bayern sind Zweifel verboten

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Obwohl in der Bundesliga der Glanz fehlt, wirken die Münchner vor dem Spiel gegen Benfica Lissabon unbeeindruckt - und verblüffen die Portugiesen.

Von Thomas Hummel, Lissabon

Es war, als wollte Lissabon zeigen, was es kann. Von der Ferne besehen lag die Stadt im Sonnenschein, das Meer glitzerte, harmlose weiße Wolken schwebten umher. Doch friedlich und lieblich war nur der Schein, in Wirklichkeit empfing die portugiesische Hauptstadt am Dienstag ihre Gäste mit einem kräftigen Sturm in Richtung Nordosten. Die Flugzeuge kämpften von München an mit einem Gegenwind von 220 km/h, um mit großer Verspätung wackelnd, ratternd und schlotternd auf der Landebahn aufzusetzen.

Doch lässt sich ein FC Bayern von einem Lüftchen beeindrucken? Obwohl der Tross eine halbe Stunde lang im Sturm über der Stadt kreisen musste, wirkte er blendend gut gelaunt. Trainer Pep Guardiola unterhielt sich angeregt mit Uli Hoeneß und dessen Frau Susi, die nach mehr als zwei Jahren wieder eine Champions-League-Reise mitmachen. Thomas Müller sah in seinem schwarzen Anzug mit weinroter Krawatte aus wie ein Firmling und erklärte: "Wir lachen viel, es gibt nix Negatives."

Das Stadion, die "Hölle des Lichts"? Thomas Müller freut sich

Auch die Warnung der Einheimischen, das Estadio da Luz verwandle sich bei besonderen Anlässen zum "Inferno da Luz" - zur Hölle des Lichts - konnte niemanden beeindrucken. Er hoffe sogar darauf, antwortete Müller den verblüfften Portugiesen. "Für die Momente arbeiten wir das ganze Jahr, um dann in den großen Spielen vor einer Kulisse zu spielen, die einem die Gänsehaut auf den Körper zaubert." Es klang alles eher nach einem fröhlichen Ausflug in einen Freizeitpark, um endlich mal wieder was zu erleben. Mei, wie fad ist doch die Bundesliga!

An ein Scheitern denken die Münchner nach dem 1:0 in Viertelfinal-Hinspiel gegen Benfica vor einer Woche naturgemäß nicht. Glanz und Gloria scheint der Mannschaft zwar verloren gegangen zu sein, doch die Ergebnisse stimmen weiterhin. Und wer mag schon an eine Niederlage mit zwei Toren Differenz glauben? Bei einem Gegner, der zwar Sturm und Hölle zu bieten hat, aber einen vergleichsweise wenig glamourösen Kader? Bei dem der beste Stürmer Jonas gesperrt ist und der teuerste Mittelfeldspieler Gaitan wegen Verletzung bis zum letzten Moment um seinen Einsatz bangen muss?

Real Madrid hat die Blamage gegen Wolfsburg noch mal verhindert, Guardiolas künftiger Klub Manchester City steht erstmals im Halbfinale, Guardiolas Ex-Klub Barcelona hat auch gute Aussichten. Da wäre ein Ausscheiden im aufmüpfigen Lissabon schon eine derbe Enttäuschung. Und so pflanzte Guardiola seinen Spielern in den vergangenen Tagen nur einen Gedanken ein: Dieses Spiel zu gewinnen. Gar nicht erst an den kleinen Vorsprung zu denken, sondern tun, was dieser Verein immer tut. Oder wie Thomas Müller es ausdrückte: "Es ist schon ein besonderes Spiel, aber dann auch wieder nicht. Denn beim FC Bayern sind 95 Prozent der Spiele kleine Finals, weil immer ein Sieg von uns verlangt wird."

Die Anhänger auf ihrer Reise nach Lissabon sahen es genauso. In einem Flieger nutzten ein paar Edel-Fans in Pullunder und Jackett die Zeit zum Ausblick, welche Halbfinal-Reise am schönsten wäre. Manchester sei gar nicht so hässlich, wie alle behaupten. Barcelona sei natürlich einmalig, "aber Barça brauch i ned scho wieder". Madrid? "Na, da war i ja scho vier Mal." Am Ende einigte man sich, am besten wäre: "Madrid, wenn es am Meer liegen würde." Und Lissabon? Wirkte weiterhin wenig einladend. Am Abend gab es Gewitter und Dauerregen.

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