Champions League:Bayerns mühsame Suche nach der Leichtigkeit

Bayern München - Benfica Lissabon

Ernüchterte Bayern nach einem zähen Fußballspiel

(Foto: dpa)

Aus dem Stadion von Jonas Beckenkamp

Spanisch war dann doch die gefragteste Sprache, obwohl der FC Bayern ja gerade gegen den portugiesischen Meister gewonnen hatte. Die Wörter flogen vor dem Kabinenausgang nur so durch die Luft. Die Protagonisten dieses 1:0 (1:0) gegen Benfica Lissabon hießen Arturo Vidal und Juan Bernat - beide spanische Muttersprachler.

Flanke Bernat, Volltreffer Vidal per Pfeilrasur in der zweiten Minute, so ließe sich dieser Abend auf den Punkt bringen. So einfach, so ereignislos. Und doch, es stecken tiefere Erkenntnisse in diesem zähen Gerangel, nach dessen Betrachtung man sagen muss: War nix Gescheites, was der deutsche Meister da zum wiederholten Male vorführte. Während sich Vidal auch wegen seines Siegtreffers "muy contento" zeigte, also überaus zufrieden, lieferte Vorlagengeber Bernat die treffendere Analyse. Das Ergebnis sei "un poco complicado", ein wenig verzwickt. So wie beim kleinen Spanier klang das bei vielen Beteiligten.

So richtig begeistern konnte sich niemand für dieses Resultat, das ja durchaus auch blöder hätte ausfallen können für die Bayern. Ein 1:0 gegen überraschend widerspenstige Portugiesen im Hinspiel des Champions-League-Viertelfinals wäre eigentlich kein Grund für allzu große Bedenken - ein Zu-null ist schließlich "immer ein ordentliches Ergebnis" (Thomas Müller). Entscheidend für die allgemeine Vorsichtshaltung war aber die Einsicht, dass der eigene Vortrag nach dem Führungstreffer wie zuletzt auch in der Liga deutlich abflachte - den Bayern fehlt im Moment die Leichtigkeit, das Selbstverständliche.

"Nur weil du früh ein Tor schießt, heißt das nicht, dass danach alles einfach ist", lautete Müllers Erklärung, "wir haben im Lauf des Spiels immer mehr Fehler gemacht und hatten nicht mehr die ganz großen Ideen." Ideenzünder hatten die Bayern mit Thiago, Franck Ribéry, Douglas Costa oder Robert Lewandowski eigentlich genügend auf dem Platz. Allein: Ihnen fehlte ein Streichholz, um das Benfica-Bollwerk in Brand zu setzen. Über weite Strecken loderte es hier und da ein wenig, aber den Feuerlöscher mussten die Gäste nie wirklich auspacken.

Die gute Nachricht für Bayern: Jonas fällt für das Rückspiel aus

"Sie haben uns nicht viel angeboten", beobachtete Torwart Manuel Neuer, was als verstecktes Kompliment für die defensive Stabilität der Lissaboner gelten darf. Ihre Viererkette warf, wie von Trainer Guardiola prognostiziert, ein enges Netz aus, in dem sich beinahe jeder Angriff der Bayern verhedderte. Stellvertretend für das Kreativvakuum standen die Wuselversuche von Costa, der leider immer dann in den Dschungel tauchte, wenn eigentlich mal ein klarer Pass gefragt war. Etwas überraschend hatte Guardiola insgesamt trotzdem eine "sehr gute Leistung" seiner Elf gesehen - "bis auf die 15 Minuten vor der Halbzeit".

In Wahrheit waren aber auch die 45 Minuten danach ein rechtes Gestöpsel. Und in Wahrheit hätten die Portugiesen zweimal fast das 1:1 erzielt, als die Herren Mitroglu und Jonas Münchner Großmütigkeiten nicht verwerten konnten. Auffällig auch, dass die Bayern sich immer weiter zurückdrängen ließen, obwohl Benfica kaum mehr als hohe Frühlingsbälle zu bieten hatte. "Da hatten wir konstitutionell ein paar Nachteile", sagte Müller freundlich verklausuliert. Wenn man seine Worte ins Klare übersetzt, meinte er wohl: In der Bayern-Abwehr fehlte halt einer wie Jérôme Boateng, den in etwa 2008 das letzte Mal ein langer Ball in die Bredouille brachte.

Guardiola versuchte mit der Hereinnahme von Javi Martínez das Problem zu beheben, denn auch er hatte erkannt: "Ihr Torwart hat lange Abschläge gespielt. SEHR lange." Dem Katalanen war der fragile Auftritt seiner Männer durchaus aufgefallen, er fuchelte mehrfach erzürnt in Richtung seiner zentralen Akteure: Thiago und Vidal, dieses Gespann hatte gute Momente, aber auch weniger gute - im Feintuning haperte es, Absprache, Balance, Struktur. Dinge, die Guardiola einfordert wie ein Lateinlehrer das Vokabelpauken.

Bei Benfica spielen weder Ronaldo noch Messi

Bei all den Schwierigkeiten konnten die Bayern froh sein, dass bei Benfica eben kein Ronaldo, Benzema oder Messi den Konter ankurbelt, sondern "nur" gemächliche Typen wie Gaitan, Renato Sanches oder Jonas.

Der Lissaboner Anführer im Angriff, das ist die gute Nachricht, holte sich schließlich noch die dritte gelbe Karte im Wettbewerb ab und fehlt nun am Mittwoch im Rückspiel. "Das ist sicher besser für uns", erklärte Bernat mit dicken Grinsegrübchen. Er kennt den Brasilianer Jonas noch aus seiner Zeit beim FC Valencia, "er war zuletzt gut in Form". Es wäre an der Zeit, dass auch die Bayern mal wieder gut in Form kämen.

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