Champions League: Bayern siegt:Zum Endspiel nach Turin

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Dank eines 1:0 gegen Haifa und der Hilfe aus Bordeaux wahrt der FC Bayern die Chance aufs Achtelfinale. Trainer van Gaal gibt sich trotz einer nicht berauschenden Darbietung euphorisch.

Ob der FC Bayern einen Präsentkorb nach Bordeaux schickt, bestückt unter anderem mit allerlei Würstchen aus Uli Hoeneß' Fabrik? Dankbar müssen die Münchner den Franzosen auf jeden Fall sein, denn da Bordeaux am Mittwochabend 2:0 gegen Juventus Turin gewann, hat der FC Bayern durch das eigene 1:0 (0:0) gegen Maccabi Haifa nun wieder die Chance, aus eigener Kraft das Achtelfinale der Champions League zu erreichen. Dazu muss der Klub am 8. Dezember bei Juventus gewinnen, es kommt also zu einem echten Endspiel in Turin.

Der Trainer und sein Torschütze: Louis van Gaal und Ivica Olic bejubeln das 1:0. (Foto: Foto: Getty)

Dass der Sieg gegen Haifa einer insgesamt nicht berauschenden Darbietung entsprang, interessierte ob dieser Konstellation am Mittwoch niemanden mehr. Trainer Louis van Gaal befand gar: "Das war eines unserer besten Spiele." Die Chancen aufs Weiterkommen in Turin bezifferte er auf 50/50 - "wir haben Juventus im Hinspiel in der ersten Halbzeit weggespielt, also werden wir auch dort unsere Chance bekommen."

Die Erleichterung ist nun groß im Klub. "Der Sieg war hochverdient. Das trägt zur Stimmungsverbesserung bei. Man hat es in der Hand. Die Möglichkeit ist da", sagte Franz Beckenbauer. Uli Hoeneß ergänzte: "Der Druck ist da. Aber für das Selbstvertrauen war das ganz wichtig. Der Sieg gibt Hoffnung." Hoffnung auch, dass nach der Jahreshauptversammlung am Freitag endlich wieder Ruhe einkehrt im Klub.

Es war ein Abend am Mittwoch, an dem einerseits die Blicke stets auf den Rasen der Münchner Arena gerichtet waren und anderseits die Gedanken immer wieder nach Bordeaux schweiften, wo Juventus Turin bekanntlich nicht gewinnen durfte. Den Spielern war zu Beginn anzumerken, dass es um viel ging an diesem fünften Spieltag der Champions-League-Saison. Nervös begannen die Bayern, sie leisteten sich viele Fehlpässe, und kaum einmal gelang ein sehenswerter Spielzug.

Van Gaal hatte wieder einmal umgestellt. Anatoli Timoschtschuk fand sich auf der Bank wieder, Bastian Schweinsteiger und Mark van Bommel agierten im defensiven Mittelfeld, Danijel Pranjic kam über die linke Seite, Thomas Müller über die rechte. Van Gaal spürt den Druck aus dem Klub mittlerweile deutlich, nun hat auch Sportdirektor Christian Nerlinger sich öffentlich zu Wort gemeldet.

"Jetzt muss die Tendenz wieder gewaltig nach oben gehen", sagte er und führte aus: "Auf Dauer darf Mainz nicht vor Bayern stehen. Das ist nicht in Ordnung. Van Gaal ist ein ausgewiesener Fachmann. Aber er muss es jetzt hinkriegen." Diese Worte sind nichts anderes als ein Ultimatum, unverblümt ausgesprochen. Nach dem Sieg bemühte sich Hoeneß, die Schärfe wieder aus der Debatte zu nehmen, indem er sagte: "Ich hoffe, dass wir jetzt ein paar Wochen ohne Trainerdiskussion haben."

FC Bayern: Einzelkritik
:Die Herren der Querpässe

Pranjic überzeugt nur als Abklatscher, van Bommel spielt überhaupt nicht wie van Bommel, und die Fans bejubeln einen Spieler, der nicht im Stadion ist. Die Bayern in der Einzelkritik.

Jürgen Schmieder, Fröttmaning

Zwar spielte der FC Bayern gegen Haifa zunächst nicht überzeugend, aber gegen den Trainer agierte das Team auch nicht, soviel war zu sehen. Die Elf steigerte sich allmählich, Mario Gomez hatte nach 16 Minuten eine erste gute Chance, sein Schuss aus elf Metern strich jedoch knapp am Tor vorbei. Acht Minuten später probierte es Gomez aus der doppelten Distanz, wieder schoss er daneben, doch es war zu sehen: Er wollte seine Chance in der Startelf nutzen.

Allmählich erhöhten die Bayern den Druck. Das Team aus Haifa präsentierte sich als biedere Elf, die sich aufs Verteidigen verlegte; die Versuche, hin und wieder einen Entlastungsangriff zu starten, verliefen meist kläglich. Also spielte sich das Geschehen meist in der Hälfte der Israelis ab: Die Bayern hatten irrsinnig viel Ballbesitz - und sehr wenige Torchancen. Das ist so etwas wie die Grundmelodie dieser Saison. Aber immerhin: Ivica Olic rackerte, einmal schoss er Haifas Torwart Nir Davidowitsch so fest ins Gesicht, dass dieser behandelt werden musste. Und der Rest der Mannschaft mühte sich immerhin.

Es brauchte es einen Impuls von außen, bis die Partie richtig Fahrt aufnahm. In der 55. Minute wurde bekannt, dass Girondins Bordeaux gerade das 1:0 gegen Juventus erzielt hatte. Einen Raunen ging erst durchs Stadion, dann brandete Jubel auf, und also wussten auch die Spieler: Alles ist wieder möglich. Dieses Wissen wirkte beflügelnd, und von den Tribünen gab es nun lautstarke Unterstützung - obwohl lediglich 58.000 Zuschauer gekommen waren. Erstmals blieben viele Plätze frei, ein Zeichen dafür, dass die Elf zuletzt Kredit verspielt hat.

Diesen wollte sie nun zurückholen. In der 62. Minute passte Mark van Bommel steil auf Mario Gomez, der mit Wucht und Finesse einen Gegenspieler stehenließ und aus 18 Metern aufs Tor schoss. Davidowitsch wehrte den Ball zur Seite ab, doch der mitgelaufene Olic brachte die Kugel aus kurzer Distanz im Tor unter. 1:0, nun war Stimmung im Stadion.

Erstaunlicherweise trauten sich die Bayern nun mehr. Zum Beispiel schossen sie auch einmal aus der Entfernung aufs Tor, was zwar nicht von Erfolg gekrönt war, aber stets mit Raunen bedacht wurde, geradezu dankbar. Und als in der 90. Minute van Bommel nur um eine Fingerbreite am Tor vorbeischoss, gab es sogar stürmischen Beifall für eine Elf, die noch immer nicht überzeugend spielt, aber wieder alle Möglichkeiten hat, diese Saison doch noch positiv zu gestalten. "Wir haben die schwarze Serie hinter uns", sagte Torschütze Ivica Olic zur aktuellen Stimmung im Klub und ergänzte: "Wir sind auf einem guten Weg."

© SZ vom 26.11.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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