Aus von ManCity in der Champions League:Guardiolas Idee zündet nicht

Champions League Quarter Final - Manchester City v Olympique Lyonnais

Verzweifelt: Pep Guardiola beim Viertelfinal-Aus

(Foto: REUTERS)

Der FC Bayern trifft im Halbfinale auf Außenseiter Olympique Lyon. Die Franzosen bezwingen Manchester City - auch weil das Team in einer ungewohnten Formation antritt.

Von Martin Schneider

Als Moussa Dembélé zum 1:3 traf, versank Pep Guardiola in seinem Trainerstuhl. Er wusste, es war vorbei. Er würde den FC Bayern nicht wiedersehen, seine alten Spieler. Er würde nicht ins Halbfinale einziehen und er würde deswegen natürlich schon wieder nicht im Endspiel der Champions League stehen. Den Finalplatz jagt er seit 2011 vergebens wie Kapitän Ahab den weißen Wal. Stattdessen steht Olympique Lyon als größte Überraschung in der Runde der letzten Vier. Monatelang hatten die Franzosen kein Pflichtspiel mehr bestritten, weil in Frankreich die Liga wegen der Corona-Pandemie ganz abgebrochen wurde. Und nun besiegen sie die beiden Giganten Juventus Turin und Manchester City und treffen auf die durchaus gigantisch auftretenden Münchner.

Der vorentscheidende Treffer war ein kurioser. Lyons Houssem Aouar spielte einen Ball durch die weit aufgerückte City-Abwehr, Toko Ekambi stand im Abseits, aber ließ den Ball dank eines Geistesblitzes durch die Beine laufen. Moussa Dembélé, der nicht im Abseits stand, lief durch und traf zum 2:1 (79. minute). Der Videoschiedsrichter überprüfte - sah aber weder ein Foul von Dembélé noch eine aktive Abseitsposition von Ekambi. Drei Minuten vor Ende traf Dembélé dann zum 3:1-Endstand. Nur Sekunden vorher vergab Raheem Sterling aus vier Metern vorm leeren Tor den Ausgleich. Er bugsierte den Ball irgendwie drüber - und Pep Guardiola darf sich nun mit dem Gedanken quälen, ob er an diesem Ausscheiden nicht seinen Anteil hat. Ob er schon wieder zu verkopft in ein wichtiges Spiel gegangen ist.

"In diesem Wettbewerb muss man perfekt spielen", meinte Guardiola nach der Partie. "Es ist, was es ist. Eines Tages werden wir es ins Halbfinale schaffen." Kevin De Bruyne sagte: "Wir haben es nicht so gemacht, wie wir es müssen. Der Coach hatte einen Plan, aber wir haben nicht so viele Optionen gefunden. In der zweiten Halbzeit haben wir ein gutes Spiel gemacht, aber dann geben wir zwei Geschenke an Lyon."

Der Plan - Guardiola hatte sich mal wieder was Besonderes ausgedacht. Er trat mit einer Dreierkette an, zuletzt tat er das im Januar in Sheffield. Ins Zentrum stellte er gegen Lyon den erst 19-jährigen Eric Garcia. Beim Sieg gegen Real Madrid spielte City noch mit einer Viererkette, Garcia saß auf der Bank, die Mannschaft agierte im gewohnten 4-3-3. Es ist wichtig, sowas zu erwähnen, weil manche Menschen Pep Guardiola nachsagen, er würde in entscheidenden Spielen gerne Taktiken ausprobieren, die zwar in seinem Kopf funktionieren, in der Realität aber nicht.

Und die Realität war zunächst ein im Vergleich zum 8:2-Spektakel des Vortages träges Spiel. Nach drei Minuten hatte City eine gute Aktion, ein Querpass von Raheem Sterling wurde gerade noch so vorm einschussbereiten Gabriel Jesus abgefangen. Das war es dann aber auch schon. Was immer Guardiola sich beim 5-3-2 gedacht hat - es zündete nicht. Nach vorne fand sein Team nicht statt, Kevin De Bruyne, fast immer der entscheidende Mann in der Offensive der Skyblues, kam nicht ins Spiel, Ilkay Gündogan im Zentrum kaum an den Ball. Was auch daran lag, dass Lyon nicht mauerte, sondern giftig störte und selbstbewusst mitspielte.

In der 24. Minute führte dann ein einfacher Spielzug zur Führung der Franzosen. Toko Ekambi startete im richtigen Moment (also nicht aus dem Abseits) und nahm einen langen Ball technisch sauber an. Er wurde zwar noch von Garcia geblockt, doch der mitgelaufene Maxwel Cornet schoss mit Schnitt am herausgelaufenen und ein bisschen verloren wirkenden City-Torwart Ederson vorbei ins Tor.

Erst kurz vor der Pause wurde das Team von Pep Guardiola wieder gefährlich. In der 43. Minute kam Sterling mal wieder über Außen durch, spielte Rodrigo im Rückraum an, doch dessen Schuss war zu unplatziert, ebenso wie der Versuch von Gabriel Jesus aus spitzem Winkel wenige Sekunden später.

Aus der Kabine kam City erstmal ohne taktische Änderung. Ein paar erfolglose Flanken später reagierte Guardiola dann, nahm Fernandinho aus der Dreierkette runter und brachte Außenbahnspieler Riyad Mahrez. City lief nun in der gewohnten Formation dem Rückstand hinterher. Nach gut einer Stunde versuchte Kevin De Bruyne es mit einem scharfen, aber gut haltbaren Freistoß, fünf Minuten später knallte der Belgier aus ähnlich guter Position freudlos drüber. Die Umstellung tat der Mannschaft dennoch gut. De Bruyne konnte in die Eins-gegen-Eins-Duelle gehen, mit Sterling und Mahrez hatte die Lyon-Abwehr noch zwei weitere potentielle Krisenherde und je länger das Spiel lief, desto mehr schwanden die Kräfte. Lyon versuchte wie Bergamo gegen Paris am vergangenen Mittwoch den knappen Vorsprung gegen den übermächtigen Gegner zunehmend verzweifelt zu verteidigen.

Es waren dann prompt Sterling und De Bruyne, die in Kombination in der 69. Minute für den Ausgleich sorgten. Sterling erlief auf der linken Außenbahn einen Steilpass, kontrollierte den Ball stark, drehte sich zu schnell für seinen Gegenspieler und spielte in den Rückraum, wo De Bruyne einschießen konnte. Eigentlich alles lief auf ein Wiedersehen zwischen Guardiola und seinem Ex-Team hinaus. Doch dann ließ Ekambi den Ball durch die Beine und Sterling brachte den Ball irgendwie über die Latte.

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