FC Bayern in der Champions League:Flick krempelt um

  • Die Bayern sind nach dem 2:0 in der Champions League gegen Piräus erleichtert.
  • Das Achtelfinale ist erreicht, außerdem spielte die Mannschaft endlich mal wieder zu null.
  • In der Trainerfrage zeichnen sich zwei realistische Optionen ab.

Aus dem Stadion von Martin Schneider

Es gibt unterschiedliche Arten, nichts zu sagen. Uli Hoeneß, der noch acht Tage Bayern-Präsident sein wird, wählte am Mittwochabend die Variante, einsam, aber sichtlich gut gelaunt aus der Arena zu verschwinden. Als ihm die Frage "Wer wird denn Trainer?" hinterhergerufen wurde, lachte er und antwortete seinerseits mit: "Gute Frage". Sportdirektor Hasan Salihamidzic wählte dagegen die Variante stehen zu bleiben, zu sprechen, aber dabei nichts zu sagen. Der ZDF-Reporter Béla Réthy wollte etwa wissen, was denn dran sei an den Meldungen, der FC Bayern verhandele schon mit Arsène Wenger, dem Ex-Trainer des FC Arsenal.

Dazu könne er nichts sagen, sagte Salihamidzic, der nach diversen Nachfragen nicht mal bestätigen wollte, ob die Richtlinie, wonach ein Bayern-Trainer Deutsch sprechen sollte, noch gelte. Er sagte nur einen konkreten Satz: Dass Hansi Flick "bis auf Weiteres" Trainer bleiben werde.

Der Satz könnte sich allerdings noch als klug erweisen, denn damit hält sich der FC Bayern alle Optionen offen. Auch die, dass das mit Flick vielleicht ja länger funktionieren könnte, so als Dauerinterimslösung. Flick ist nach der Trennung von Niko Kovac seit drei Tagen Cheftrainer, er hatte eineinhalb Trainingseinheiten Zeit, um die Mannschaft auf das Spiel gegen Olympiakos Piräus vorzubereiten. Eine ganze Einheit am Dienstag und das Warmmachen am Mittwoch. Das ist nicht viel, aber Flick machte genau das, was man von ihm erwartete. Er machte das, was nötig war.

Das Offensivpressing klappt besser als zuletzt

Es war ja sein erstes Spiel als verantwortlicher Trainer einer Klubmannschaft seit November 2005 (ein 4:0 mit der TSG Hoffenheim gegen den TSV 1860 München II in der Regionalliga Süd). Und dann auch noch Champions League, so richtig mit Hymne und Sternenball. Viele Trainer tragen zu diesen besonderen Abenden einen Anzug und auch Flick trug einen solchen - seinen Trainingsanzug. Er wählte damit natürlich eine der Situation absolut angemessene Garderobe. Arbeiten war nämlich angesagt.

Und gearbeitet wurde. 2:0 hatte der FC Bayern Piräus am Ende geschlagen und sich damit vorzeitig für das Achtelfinale qualifiziert. Flick ließ die Mannschaft dabei einen Fußball spielen, den man spielen sollte, wenn man gerade in Frankfurt 1:5 auf den Deckel gekriegt hat. Er ließ die Außenverteidiger vorsichtig agieren, sicherte so ab, das Team verteidigte trotzdem hoch und konsequent. Das Offensivpressing klappte besser als zuletzt, die Abstände zwischen den Mannschaftsteilen waren nicht so groß. Der FC Bayern dominierte über Ballbesitz, aber ohne kreative Risikopässe und weil Olympiakos keine Gegenmittel hatte, ergab das in großen Teilen ein wirklich langweiliges, aber am Ende erfolgreiches Spiel. Also das, was der FC Bayern gerade brauchte.

"Vielleicht hat uns nach vorne der Glanz gefehlt, aber in unserer Situation ... ich meine, wir haben in fast jedem Spiel zwei Gegentore kassiert", meinte Thomas Müller frei nach dem Motto: Endlich mal keine Schießbude. Tatsächlich musste Manuel Neuer nicht wirklich einen Ball halten. Fast schon müßig zu erwähnen, dass Robert Lewandowski das entscheidende 1:0 schoss. Der Treffer unterschied sich insofern von den anderen 20 in dieser Saison, als dass er die erneute Schwangerschaft seiner Frau per Jubel (Daumen im Mund, Ball unterm Trikot) verkündete. Der eingewechselte Ivan Perisic machte dann noch ein Tor in der Nachspielzeit, mit seinem ersten Ballkontakt.

"Es ging jetzt vor allem darum, nach vorne zu verteidigen, die Initiative hochzuhalten. Wir haben den Gegner immer wieder unter Druck gesetzt und waren dominant. Ich bin zufrieden mit der Mannschaft", erklärte Flick danach. Zu seiner Zukunft äußerte er sich nicht, sprach aber sehr konkret von seiner Aufgabe "für zwei Spiele" - also für das gegen Piräus und das gegen Dortmund am Samstag.

Zwei realistische Optionen in der Trainerfrage

Für diese Partien fällt jedenfalls auf, dass er sich zwei Spieler herausgesucht hat, die er explizit stärken wollte: Thomas Müller und Javi Martínez. Beiden gab er für das Piräus-Spiel öffentlich eine Startelfgarantie, beide hatten unter Kovac eine schwerere Zeit als andere Bayern-Spieler, Martínez wurde einmal von Flick auf der Ersatzbank vor einem Spiel getröstet. "Grundsätzlich gefällt das jedem Spieler, wenn er so was hört", sagte Müller zum öffentlichen Vertrauensbeweis.

Coutinho saß dagegen auf der Bank, der Frage, was das für den Brasilianer bedeuten könnte, wich Flick aus. Auch Thiago saß dort, stattdessen spielte Leon Goretzka mal neben, meist vor Joshua Kimmich im Mittelfeld. Goretzka warb nach dem Spiel recht offensiv für diese Kombination, sie hätte schon im vergangenen Jahr gut geklappt, auch Flick äußerte sich positiv.

Es war unterm Strich also doch einiges, was der Ex-Co-Trainer in der kurzen Zeit umgekrempelt hatte und vor allem die Grundstimmung in der Arena war trotz des ereignisarmen Spiels eine positive - vor allem, wenn man bedenkt, dass Salihamidzic noch vor einer Woche Spielanalysen sarkastisch durchführte.

Apropos Salihamidzic: Sollte die Regel, dass ein Bayern-Trainer Deutsch sprechen sollte noch Bestand haben (und es gibt eigentlich keinen Grund, warum sich das geändert haben sollte), dann hat der FC Bayern nach der öffentlichen Absage von Ralf Rangnick im Prinzip zwei wahrscheinliche Optionen auf der Trainerposition. Entweder man holt wirklich Arsène Wenger und hofft, dass er nach seinen schweren letzten Jahren beim FC Arsenal in der Pause wieder frische Energie getankt hat. Oder man versucht es weiter mit Hansi Flick. Salihamidzic sagte zumindest, wer für die Trainersuche verantwortlich sein wird. Nämlich er und Karl-Heinz Rummenigge. Uli Hoeneß werde das Resultat nur noch im Aufsichtsrat vorgelegt.

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