Süddeutsche Zeitung

Champions League:Barça, Juve, Chelsea - und nun?

Lesezeit: 4 min

Der FC Bayern hat in dieser Saison die Champions League dominiert, Jupp Heynckes übergibt eine "perfekte Mannschaft" - die nochmals verstärkt wird. Was machen die Konkurrenten in Spanien, Italien, England und anderen Ländern? Ein Überblick.

Von Jürgen Schmieder und Lisa Sonnabend

Ein Blick in die europäischen Ligen:

  • Spanien

0:7! Nach den beiden klar verlorenen Halbfinalspielen gegen den FC Bayern reagierte der FC Barcelona geschockt. Wie konnte es so weit kommen, dass ein Verein das sonst so übermächtige Barça derart demütigt? Sind die WM- und EM-Helden wie Xavi und Andrés Iniesta mittlerweile nicht mehr spritzig genug? Wer könnte stattdessen ihre Rolle einnehmen? Die Lösung des Problems haben die Verantwortlichen aus Barcelona noch nicht gefunden, aber immerhin starten sie nun zum Angriff - und haben einen ersten spektakulären Transfer getätigt. Neymar, eine der ganz großen Fußballversprechungen derzeit, wechselt für 50 Millionen zu den Katalanen. Harmoniert der junge Brasilianer mit Lionel Messi, dürfte die Offensive des FC Barcelona so gewaltig werden, dass es künftig auch der FC Bayern wieder schwer haben dürfte. Das Ziel der Katalanen wird klar: die baldige Rückeroberung der Herrschaft im Fußball.

Auch Real Madrid hatte um Neymar geworben. Denn auch der Hauptstadtklub ist in dieser Saison in arge Nöte geraten. Die Zusammenarbeit mit dem eigenwilligen Trainer José Mourinho funktionierte alles andere als reibungslos, die Niederlage im Champions-League-Halbfinale gegen Borussia Dortmund saß tief. In der Meisterschaft und im Pokal belegte Real nur Platz zwei. Kein einziger Titel. Die Folge: Mourinho geht. Und jetzt rätselt ganz Spanien, wer der Nachfolger wird. Womöglich Jupp Heynckes - die Person, die am genauesten weiß, wie der FC Bayern zu schlagen ist?

  • England

Rückblende ins Jahr 2009. Im Halbfinale der Champions League stehen neben dem FC Barcelona drei englische Mannschaften: Manchester United, der FC Arsenal und der FC Chelsea. In den beiden Jahren davor waren es ebenfalls drei englische Vertreter gewesen. Neben den Elogen auf Barça gab es Berichte über die Hegemonie des englischen Vereinsfußballs.

Und nun? War ab dem Viertelfinale kein englischer Klub mehr dabei, die britischen Zeitungen schrieben Schmähgesänge auf die blamierten Vereine. Die reagierten recht gelassen und mit der Verpflichtung neuer Trainer: Bei Manchester United hörte Sir Alex Ferguson nach 27 Jahren auf und wird nun von David Moyes ersetzt, beim Stadtrivalen City wird Roberto Mancini entlassen - ein Nachfolger steht noch nicht fest.

Beim FC Chelsea soll José Mourinho zurückkehren. Vor allem aber ist zu hören, dass Roman Abramowitsch bereit sein soll, sehr viel Geld auszugeben für neue Spieler. Der Triumph in der Europa League in der abgelaufenen Spielzeit scheint ihm nicht zu genügen, er ist ja nicht einmal zum Finale erschienen. Nun soll er mehr als 120 Millionen Euro in neue Spieler investieren wollen, darunter in André Schürrle von Bayer Leverkusen.

  • Italien

Gefühlt befindet sich der italienische Fußball seit zehn Jahren in der Krise: Die Serie A gilt nicht mehr als "Lire-Liga", es gibt Korruptionsfälle und Skandale um Rassismus und Gewalt in den Stadien. Und doch feiern die Italiener auch immer wieder Erfolge. Die Nationalelf wurde 2006 Weltmeister und erreichte bei der EM 2012 das Finale. In der Champions League triumphierten in den vergangenen Jahren der AC Mailand (2003, 2007) und Inter Mailand (2010).

International sind in der kommenden Saison neben Meister Juventus Turin und dem AC Mailand eher Überraschungsmannschaften vertreten: Der SSC Neapel ist für die Champions League qualifiziert, in der Europa League spielen Udinese, Florenz und Lazio Rom. Inter Mailand und der AS Rom sind gar nicht international dabei.

Doch wie gesagt: Immer wenn von einer Krise gesprochen wird, gewinnt eine italienische Mannschaft einen Titel.

  • Frankreich

In Frankreich dreht sich in Politik, Wirtschaft und Kultur alles um die Hauptstadt Paris - mittlerweile auch im Fußball. Seit die Aktionäre von Qatar Sports Investment den Pariser Klub gekauft haben, ist Paris eine der größten Finanzmächte im europäischen Fußball geworden. Fast 250 Millionen Euro wurden in der Saison 2012/2013 auf dem Transfermarkt ausgegeben - so viel investierte kein anderer Verein. Spieler wie Zlatan Ibrahimovic oder Thiago Silva wurden verpflichtet. Sogar David Beckham kam für ein paar Monate an die Seine - allerdings mehr als Marketinginstrument denn aus sportlichen Gründen. Die Investitionen zeigten Wirkung: Paris gewann souverän die französische Meisterschaft, in der Champions League drängten die Franzosen im Viertelfinale Barcelona an den Rand des Aus.

Doch geht der auf Geld gepumpte Aufstieg unaufhaltsam weiter? Trainer Carlo Ancelotti wird als möglicher Mourinho-Nachfolger bei Real Madrid gehandelt. Und Ibrahimovic droht nun, bei einem Weggang des Trainers auch Paris verlassen zu wollen. Die Lage in Frankreich ist noch zu unbeständig, um als ernsthafte Gefahr für Bayern, Barcelona oder die englischen Klubs zu gelten.

  • Osteuropa

Seit Jahren wird kolportiert, dass der osteuropäische Fußball bald den Durchbruch auf internationalem Parkett schaffen könne, schließlich würden Investoren und Oligarchen mit ihrem Geld um sich werfen und bald die besten Spieler Europas verpflichten. Immerhin im Uefa-Cup dominierten lange die Vereine aus Russland und der Ukraine: 2005 siegte ZSKA Moskau, 2008 Zenit Sankt Petersburg und ein Jahr später Schachtjar Donezk. Und bei Anschi Machatschkala spielt immerhin Samuel Eto'o. Der Verein konnte sich allerdings wieder nicht für die Champions League qualifizieren.

Ansonsten tut sich jedoch nicht so richtig viel. Die Ligen in Russland und der Ukraine gelten nach wie vor als nicht wirklich konkurrenzfähig und dienen den prägenden Klubs nicht unbedingt als hartes Training für die internationalen Wettbewerbe - und die Investoren tun sich immer noch schwer, herausragende Spieler anzulocken.

  • Deutschland

Ob der FC Bayern Angst bekommen hat? BVB-Torwart Roman Weidenfeller sagte gleich nach der Rückkehr aus London am Dortmunder Flughafen: "Von August an greifen wir wieder an." Leicht dürfte es für die Dortmunder wie auch für die anderen deutschen Klubs sicher nicht werden, den FC Bayern in der kommenden Saison vom Thron zu verdrängen. Zu gewaltig ist die Übermacht der Münchner, vor allem die finanzielle. Mit dem Wechsel von Mario Götze von Dortmund nach München wurde der Verfolger zusätzlich geschwächt. Und auch Robert Lewandowski wird kommende Saison wohl nicht im Ruhrgebiet spielen, sondern womöglich ebenfalls an der Isar. Schalke und Leverkusen spielen längst in einer anderen Liga.

Das Einzige, das den deutschen Teams Mut machen dürfte, ist ein Blick in die Geschichtsbücher: Bis auf den Bayern in den Siebzigern ist es nie einer deutschen Mannschaft gelungen, über Jahre unbesiegbar zu bleiben. Dies schafften weder die Gladbacher Fohlen, noch das Achtziger-Jahre-Hamburg, weder das Hitzfeld-, noch das Klopp-Dortmund.

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