Champions League:Schon wieder die gleichen Klubs

Tottenham Hotspur - FC Barcelona

Dass Lionel Messi und der FC Barcelona in der Gruppenphase der Champions League ausscheiden, scheint undenkbar geworden zu sein.

(Foto: Nick Potts/dpa)

Nach 96 Vorrundenspielen sind alle Favoriten ins Achtelfinale der Champions League eingezogen. Außenseiter haben in diesem System längst keine Chance mehr.

Kommentar von Sebastian Fischer

Um kurz die Begrifflichkeiten zu klären: Als Jahrhundertspiel gilt im Fußball gemeinhin die Begegnung zwischen Italien und Deutschland im Halbfinale der Weltmeisterschaft 1970: Schnellingers Ausgleich in der 90. Minute, so unvergessen wie Riveras Siegtor zum 4:3 in der Verlängerung. Die Italiener sagen "Partita del secolo", am Aztekenstadion in Mexiko-Stadt steht "Partido del siglo" auf einer Erinnerungstafel. Auf diese Ebene hat am Mittwochabend mal eben so Europas Fußballverband ein ausgesprochen ansehnliches, aber nicht mehr entscheidendes 3:3 zwischen Ajax Amsterdam und dem FC Bayern München gehoben. Auf dem deutschen Twitter-Account der Uefa war zu lesen: "Was für ein Spiel ... Der @FCBayern holt in einem Jahrhundertmatch ein 3:3 beim @AFCAjax und damit den Gruppensieg. GANZ GROSSER SPORT!!!!"

Nun muss man natürlich nicht alles überbewerten, was irgendwer twittert, aber in diesem Fall steckt in der mutigen Überhöhung etwas Exemplarisches: Die gesamte Gruppenphase der Champions League, des wichtigsten Vereinswettbewerbs der Welt, wird ja gerne zum Drama hochgejazzt, obwohl im Grunde jeder schon vorher sicher sein kann, wie es ausgehen wird. Im Sommer wurden in jeder Gruppe die Favoriten den Außenseitern zugelost - und 96 Spiele später hat sich jeder Favorit durchgesetzt.

Das größte Drama spielte sich in der Gruppe C ab, als Alisson Becker dem FC Liverpool in letzter Minute das Weiterkommen sicherte - eine Parade des teuersten Torwarts der Welt, das ist nicht unbedingt eine Überraschungsstory. Der bisher letzte echte Außenseiter aus Lostopf vier, der es 2016 bis ins Achtelfinale schaffte, war KAA Gent aus Belgien.

Nach dem Prinzip "Wer hat, dem wird gegeben"

Anfang November war die Aufregung groß, als durch die Football Leaks Details der Planungen der größten europäischen Klubs zur Gründung einer exklusiven Superliga öffentlich wurden. Doch wer sich die verbliebenen Teilnehmer der Champions League anschaut, sieht erneut, dass diese Superliga spätestens im Frühjahr jeder Saison schon Realität ist, wenn sich die immer gleichen Spitzenklubs im Viertelfinale wiedertreffen. Im Achtelfinale muss man nur Basel, Donezk, Chelsea, Sevilla und Beşiktaş Istanbul mit Dortmund, Lyon, Atlético Madrid, Schalke und Amsterdam ersetzen, um das ansonsten gleiche Sechzehnerfeld wie im Vorjahr zu erhalten.

Und das wird auch in Zukunft so bleiben. Denn die Geldverteilung funktioniert zur höheren Planungssicherheit der Topklubs nach dem Prinzip "Wer hat, dem wird gegeben". Und die Klubs aus den kleineren Ländern, die Verlierer in diesem System, sollen künftig bekanntlich mit einem zusätzlichen Wettbewerb zufriedengestellt werden, der Europa League 2.

Jahrhundertspiel? Eher ein Jahrhundert voller sehr, sehr vieler Spiele.

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