Champions League, 6. Spieltag:Schalker Gruppensieg, Bremer Gala

Die deutschen Teams überzeugen zum Abschluss der Gruppenphase: Schalke sichert sich in Lissabon mit einem 2:1 den Heimvorteil im Achtelfinale, während Werder Bremen Inter Mailand 3:0 besiegt und sich glanzvoll von Europas Bühne verabschiedet.

Locker-flockig hat der FC Schalke 04 den erhofften Gruppensieg in der Champions League geschafft. Die "Königsblauen" krönten ihre bislang meist überzeugenden Vorstellungen mit einem verdienten 2:1 (1:0)-Sieg bei Benfica Lissabon. José Manuel Jurado mit einem Jubiläumstreffer (19. Minute) und Benedikt Höwedes (81.) erzielten am Dienstagabend die Schalker Tore. Der Spanier Jurado vollendete eine klasse Kombination zur Führung. Allerdings war bei Raúls eleganter Vorlage wohl der Oberarm im Spiel. Luisao erzielte für den portugiesischen Rekordmeister den Anschlusstreffer (87.).

Champions League - Benfica Lissabon - FC Schalke 04

Wie gegen die Bayern: Das 1:0 für Schalke erzielte in Lissabon Jurado, das 2:0 machte Benedikt Höwedes (Bild) - beide hatten auch beim 2:0 gegen die Münchner am vergangenen Bundesliga-Spieltag getroffen.

(Foto: dpa)

Der Tabellen-15. der Bundesliga überzeugte bei seinem insgesamt 30. Auftritt in der Königsklasse und hatte mit den weitgehend harmlosen Portugiesen lange keine Probleme. Die Magath-Elf kann nun im Achtelfinale auf einen vermeintlich leichteren Gegner hoffen. Schalke 04 musste bei ungemütlichem, windigem Regenwetter ohne den gelb-gesperrten peruanischen Flügelflitzer Jefferson Farfán antreten. Im Vergleich zum 2:0-Sieg in der Bundesliga gegen Bayern München veränderte Trainer Felix Magath seine Mannschaft nur auf einer Position: Defensivspezialist Kyriakos Papadopoulos rückte für den offensiver ausgerichteten Brasilianer Edu in die Startformation.

Entsprechend verhalten begannen die Schalker. Sie bemühten sich um Ballkontrolle, einen gezielten Aufbau und ließen die Portugiesen nicht zur Entfaltung kommen. Etwas überraschend fiel dann das 1:0 durch Jurado, womit die Schalker ihre schwarze Serie von zuvor sechs Auswärtsspielen in der Königsklasse ohne Tor beendeten. Der spanische Spielmacher schloss eine glänzende Kombination gekonnt ab. Lukas Schmitz hatte auf Ivan Rakitic zurückgepasst. Der Kroate flankte auf Raúl, der mit dem Rücken zum Tor stehend den Ball brillant, aber grenzwertig mit dem Oberarm auf seinen Landsmann zurückprallen ließ.

Raúls geniale Vorlage

Für Jurado, der am zurückliegenden Samstag schon das 1:0 gegen die Bayern erzielt hatte, war es der zweite Treffer in der Champions League. Zugleich war es das 50. Tor der Schalker im europäischen Top- Wettbewerb. Die Lissabonner kassierten im 16. Vergleich mit einem deutschen Team ihre erst zweite Heimniederlage. Zuvor hatte nur Bayern München vor 15 Jahren bei Benfica 3:1 gewonnen. Nach der verdienten Führung bestimmte der deutsche Vizemeister vor nur 10.000 Zuschauern im spärlich besetzten Estadio da Luz das Geschehen und drängte die teilweise überfordert wirkenden Portugiesen immer mehr in deren Hälfte zurück.

Nur einmal drohte im ersten Durchgang etwas Gefahr, als Carlos Martins mit einem wuchtigen Distanzschuss knapp das Tor verfehlte (25.). Ansonsten verpufften die zaghaften Angriffe des portugiesischen Rekordmeisters. "Wir haben sehr gut gespielt und es recht gut gemacht", lobte Manager Horst Heldt das Team in der Halbzeit. "Wir haben nichts zugelassen, hätten aber ein Tor mehr machen können." Nach dem Seitenwechsel verstärkte Benfica seine Offensive, aber Schalke ließ sich dadurch zunächst nicht beirren. Die Magath-Mannschaft kontrollierte weiterhin Ball und Gegner und stoppte Lissabons Angriffe meist vor dem eigenen Strafraum. Peer Kluge hätte beinahe das 2:0 erzielt, aber sein Schuss strich knapp am Pfosten vorbei (55.). Als Schalke nach gut einer Stunde die Zügel etwas schleifen ließ, kam Benfica plötzlich zu guten Möglichkeiten.

Erst schoss Javi Garcia knapp vorbei (65.), dann musste der ansonsten kaum geforderte Nationaltorhüter Manuel Neuer bei einem Distanzschuss von Oscar Cardozo sein ganzes Können zeigen (66.). Eine Viertelstunde vor dem Abpfiff hatte Pablo Aimar Pech. Schalke konnte kaum noch strukturierte Konter aufbauen. Nach einem Eckball nutzte dann Höwedes die allgemeine Verwirrung und machte das 2:0. Nach Luisaos Tor musste Schalke nochmals zitter. David Luiz hatte mit einem Pfostenschuss (90.+2) Pech.

Werders glanzvoller Abschied

Raus mit Applaus: Werder Bremen hat sich mit einer starken Leistung und dem 3:0 (1:0) gegen die lustlose B-Elf von Titelverteidiger Inter Mailand aus der Champions League verabschiedet. Im sportlich wertlosen Spiel der Gruppe A trafen die beiden Österreicher Sebastian Prödl (39.) und Marko Arnautovic (49.) sowie der wiedergenesene Claudio Pizarro (88.) für Werder und sicherten dem Tabellenzehnten der Bundesliga durch den Sieg wenigstens noch 800.000 Euro Weihnachtsgeld.

Champions League - Werder Bremen - Inter Mailand

Gegen seine alten Kollegen von Inter Mailand machte Werders Österreicher Marko Arnautovic das 2:0 für die Bremer.

(Foto: dpa)

Bei minus zwei Grad setzten die engagierten Bremer vor 30.400 Zuschauern ihren Aufwärtstrend fort und reisen nach dem dritten Spiel in Serie ohne Gegentor mit einem guten Gefühl zur schweren Aufgabe am Samstag bei Borussia Dortmund. Die bereits qualifizierten Italiener schonten ihre Weltstars Lucio, Maicon, Wesley Sneijder und Diego Milito für die Club-WM in der kommenden Woche in Abu Dhabi und enttäuschten auf der ganzen Linie. "Wir können sehr zufrieden sein. Für das, was der Gegner macht, können wir nichts. Gerade in der zweiten Halbzeit haben wir sehr gut gespielt", meinte Werders Geschäftsführer Klaus Allofs, trauerte aber dem vermeidbaren Aus nach: "Das ist sehr ärgerlich. Wir brauchen das Geld aus der Champions League und müssen genau hinschauen, wen wir in der Winterpause verpflichten."

Kapitän Torsten Frings sah es nach einer kleinen Ehrenrunde ähnlich: "Wir sind ja selber schuld, dass wir nicht weitergekommen sind. Wir haben uns gut verabschiedet. Für uns ist es ein Schritt nach vorne." Trainer Thomas Schaaf hatte nach den bisher schwachen Auftritten in der Königsklasse eine Imagepolitur gefordert - und versuchte es mit einer offensiveren Ausrichtung als zuletzt in der Liga. Die Doppelspitze Hugo Almeida und Arnautovic sollte Inters Ersatz- Viererkette in Verlegenheit stürzen, aber in den ersten 25 Minuten präsentierten beide Teams nur geballte Harmlosigkeit.

Der italienische Triple-Gewinner, nur Fünfter in der Serie A mit zehn Punkten Rückstand auf Spitzenreiter AC Mailand, trug wie erwartet nichts zum Unterhaltungswert der Partie bei. Die bemühten Bremer fanden zunächst keine Lücke im engmaschigen Defensivverbund der Gäste, Abstimmungsprobleme in der Vorwärtsbewegung hemmten das Spiel in die Spitze. Die Partie plätscherte vor sich hin. Anders als bei der 4:0-Demonstration im Hinspiel ließen die blassen Italiener, bei denen trotz aller Aushilfskräfte noch fünf Akteure vom Champions League-Triumph 2010 gegen die Bayern in der Anfangself standen (Eto'o, Cambiasso, Zanetti, Pandev, Muntari), jeglichen Einsatz und Esprit vermissen.

Lustlose Mailänder

Die gelangweilten Fans feierten sich nach 25 ereignisarmen Minuten mit einer La Ola-Welle selbst, und die Unterhaltungsaktion auf den Rängen wirkte sich tatsächlich belebend auf das Bremer Spiel aus. Almeida verarbeitete eine Maßflanke von Aaran Hunt elegant mit der Brust, und seinen anschließenden Volleyschuss parierte Inters dritter Schlussmann, Paolo Orlandoni, glänzend (30.). 180 Sekunden später hätte Esteban Cambiasso nach Hunts scharfer Hereingabe beinahe ein Eigentor fabriziert, ehe Werder-Innenverteidiger Prödl zum Aushilfstorjäger wurde.

Der Österreicher köpfte eine Frings-Ecke zur überfälligen 1:0-Halbzeitführung. "Am Anfang ist es sehr schleppend vorangegangen, aber dann wurde es bei uns besser", analysierte Allofs zur Pause, "das Ergebnis ist in Ordnung, aber da sollte noch eine Steigerung in der zweiten Halbzeit drin sein." Und Allofs behielt recht. Almeida legte butterweich für Arnautovic auf, und das "Enfant Terrible" veredelte die Flanke volley mit einem Tor des Monats zum 2:0 (49.).

In der 75. Minute durfte erstmals seit dem 7. November auch noch der lange verletzte Pizarro ein paar Minuten Spielpraxis sammeln und krönte sein Comeback mit dem hochverdienten 3:0 (88.). Zuvor waren Per Mertesacker (80.) und der starke Hunt (82.) jeweils am Aluminium gescheitert. Inter hatte im ganzen Spiel nur zwei Chancen durch Pandev, der gleich zweimal nur den Pfosten traf.

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