Süddeutsche Zeitung

BVB-Zugang Jarmolenko:Der Mann, der Dembélé ersetzen soll

  • Der BVB verpflichtet für 25 Millionen Euro den Ukrainer Andrej Jarmolenko.
  • Der 69-fache Nationalspieler soll den zum FC Barcelona abgewanderten Ousmane Dembélé ersetzen - er könnte sich dabei mit Christian Pulisic abwechseln.
  • Bereits 2015 und 2016 soll sich der BVB um Jarmolenko bemüht haben.

Von Ulrich Hartmann, Dortmund

Am Montag um 14.35 Uhr zeigte sich Ousmane Dembélé den Fans des FC Barcelona erstmals auf der Tribüne des Stadions Camp Nou. Und um exakt 14.35 Uhr verschickte Borussia Dortmund an die Medien eine E-Mail, in der der Fußball-Bundesligist seinen neuen rechten Flügelstürmer benannte. Nachfolger des 20 Jahre alten Franzosen Dembélé wird aber nicht der gleichaltrige Landsmann Maxwel Cornet aus Lyon oder der gleichaltrige Brasilianer Malcolm aus Bordeaux.

Die Dortmunder haben sich für einen älteren Ukrainer entschieden, wohl auch, weil sie mit dem 18 Jahre alten US-Amerikaner Christian Pulisic bereits ein Talent für diese Position besitzen. Für geschätzte 25 Millionen und damit für etwa ein Sechstel der insgesamt fast 150 Millionen Euro aus dem Dembélé-Transfer verpflichteten die Borussen den 27-jährigen Andrej Jarmolenko vom ukrainischen Meisterschaftszweiten Dynamo Kiew.

Auf einem Foto in der E-Mail des BVB zeigen sich Jarmolenko und der Sportdirektor Michael Zorc vor einer Bürowand mit zahlreichen historischen Mannschaftsfotos erfolgreicher Borussia-Teams. Jarmolenko lächelt, und nach eigener Aussage ist er auch ziemlich glücklich, nach neun Jahren bei Dynamo Kiew künftig erstmals überhaupt bei einem Verein außerhalb seiner Heimat zu spielen. "Ich bin sehr dankbar, dass Dynamo mir meinen Traum erfüllt hat, zu einem großen europäischen Klub wechseln zu dürfen", sagt Jarmolenko, der in der Ukraine drei Mal zum "Fußballer des Jahres" gekürt worden ist.

Zorc ist vermutlich nicht minder froh, die Personallücke auf der rechten Außenbahn nur drei Tage nach dem Verkauf von Dembélé gefüllt zu haben. "Wir haben Andrej schon seit einiger Zeit beobachtet", sagt Zorc. Bereits 2015 und 2016 soll sich der BVB um den Ukrainer bemüht haben, ohne dass man sich mit Kiew hätte einigen können.

Jarmolenko und Pulisic könnten sich abwechseln

Für Dynamo hat Jarmolenko in 339 Spielen 137 Tore geschossen und 89 Vorlagen gegeben. Gerade auf die Zuspiele wird es in Dortmund durchaus ankommen, denn der zentrale Stürmer Pierre-Emerick Aubameyang will mit Bällen versorgt werden. Jarmolenko aber könnte ihm die exklusive Rolle als Vollstrecker vielleicht sogar ein bisschen streitig machen, auch in der ukrainischen Nationalelf hat er mit 29 Toren seine Treffsicherheit bereits unter Beweis gestellt. Dynamo und das Nationalteam - für mehr Mannschaften hat der in Sankt Petersburg geborene Fußballer bisher noch nicht gespielt. Seit er im Mai 2008 als 18-Jähriger in der ukrainischen Premier Liga debütierte, hat er ausschließlich das Trikot von Dynamo getragen.

Abwechselnd mit Pulisic wird Jarmolenko fortan die rechte Dortmunder Seite beackern. Auf der linken hat BVB-Trainer Peter Bosz bislang vor allem den aus Freiburg gekommenen Maximilian Philipp gebracht. Die Alternativen für Philipp auf Links kommen erst ins Spiel, wenn André Schürrle und Marco Reus wieder gesund sind. Sie fehlen den Dortmundern noch genauso wie Julian Weigl und Raphael Guerreiro.

Emre Mor dagegen ist wohl keine Alternative mehr. Der türkische Nationalspieler, 20, wechselt Medienberichten zufolge für rund 13 Millionen Euro zu Celta Vigo.

Jarmolenko, mit seinem starken linken Fuß ähnlich veranlagt wie Arjen Robben auf der rechten Seite des FC Bayern, ist mit seinen knapp 1,90 Metern aber ein ziemlich bulliger Typ - und er scheut sich auch nicht, seinen wuchtigen Körper einzusetzen. In seinen 339 Spielen für Kiew hat er sich 57 Gelbe Karten geleistet und wurde drei Mal per gelb-roter sowie zwei Mal per roter Karte des Feldes verwiesen. Für einen nationalen Skandal sorgte er 2016, als er im Derby gegen Schachtjor Donezk inmitten einer üppigen Rudelbildung den Donezker Nationalmannschaftskollegen Taras Stepanenko mit einem rustikalen Tritt von den Beinen holte. Nur wenige Wochen später sollten beide zusammen die Ukraine bei der Europameisterschaft in Frankreich zu Ehren führen, scheiterten an diesem Vorhaben aber krachend.

In Dortmund freuen sie sich über einen Flügelstürmer mit großer körperlicher Präsenz. Der kleine Pulisic wird seine Einsatzzeiten reduzieren müssen, in seinem Alter könnte ihm das mittelfristig aber durchaus dienlich sein.

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SZ vom 29.08.2017/chge
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