BVB zieht ins Pokal-Finale ein:Fürths bester Elfer-Schütze muss passen

Durch Gündogans Tor in der letzten Minute der Verlängerung steht Borussia Dortmund im Finale des DFB-Pokals. Greuther Fürth hält spielerisch zwar gut mit, ist aber insgesamt nicht so gefährlich wie der deutsche Meister. Kurz vor Schluss wechselt der Zweitligist einen vermeintlichen Elfmeter-Experten ein - doch dessen Pech bringt dem BVB den Sieg.

Mike Büskens rannte aufs Spielfeld, Jürgen Klopp auch, Trauben bildeten sich, vor allem eine schwarzgelbe: War das gerade wirklich passiert?

SpVgg Greuther Fürth - Borussia Dortmund 0:1

Jasmin Fejzic (Mitte) sollte der Held im Elfmeterschießen werden - und wurde vor dem Ende der Verlängerung zum Pechvogel.

(Foto: dpa)

Das DFB-Pokalhalbfinale zwischen Greuther Fürth und Borussia Dortmund war schon so gut wie zu Ende, es liefen die letzten Sekunden der Verlängerung, an der Seitenlinie bereiteten sich alle schon auf das Elfmeterschießen vor, ja: Fürths Trainer Mike Büskens hatte eigens zu diesem Zweck kurz vorher seinen Ersatztorwart Jasmin Fejzic eingewechselt, als eine Art Geheimwaffe für das Elfmeterschießen. Und dann: kam Dortmunds Ilkay Gündogan zum Schuss, der Ball flog gegen den Pfosten, Fejzic hechtete, der Ball prallte vom Pfosten gegen Fejzics Rücken und von dort ins Tor. Dann pfiff der Schiedsrichter ab.

"Es war genau so, wie es erwartet wurde", sagte Dortmunds Trainer Jürgen Klopp, "Greuther Fürth ist eine großartige Mannschaft", er lächelte, "meine Fresse, wie die hier arbeiten, ein ganz, ganz schweres Spiel". Er hatte Mühe, seine Emotionen zu kontrollieren, das hat er ja irgendwie immer, aber wer hätte es ihm jetzt übelnehmen können?

Dabei begann die Partie mit einem Schreck: Nach nicht einmal zehn Minuten stand Thomas Kleine an der Seitenlinie, der Abwehrspieler der Fürther, er blutete aus der Nase, die Betreuer stopften ihm Watte in die Nase, Kleine nickte und lief zurück aufs Feld. Man kennt solche Szenen vor allem aus Pokalspielen, meistens machen diese Szenen Angst: Wenn nach zehn Minuten schon die erste Nase blutet, ist nicht zwingend ein Spiel voller Kunst und Kurzpässe zu erwarten.

Andererseits spielte am Dienstagabend ja nicht irgendwer, es trafen sich zwei Tabellenführer, der der ersten traf den der zweiten Liga, Dortmund gegen Fürth, zwei Teams im Siegesrausch: Dortmund seit 20 Spielen in der Bundesliga ohne Niederlage, Fürth seit sechs Spielen in der zweiten Liga. Zudem warfen die Fürther in Nürnberg und Hoffenheim zwei Erstligisten aus dem Pokal, sie erreichten zum ersten Mal das Pokalhalbfinale. Ohne einen einzigen Gegentreffer.

Großes Dortmund gegen kleines Dortmund

Es war dann zwar kein Spiel voller Kunststücke, das nicht. Aber doch wurde es das Treffen, mit dem alle gerechnet hatten: Manchmal sah es so aus, als spielte das große Dortmund gegen das kleine Dortmund.

Zunächst wirkte sich das nicht gerade positiv auf das Mitwirken der beiden Torhüter aus; Fürth und Dortmund traten von Beginn an gut organisiert und nahezu lückenfrei auf, so dass sich im Verlauf der ersten Halbzeit nur ein bemerkenswerter Moment in Tornähe ergab. In der 31. Minute kam Dortmunds japanischer Dribbelkünstler Kagawa an der Fünfmeterlinie einsam zum Kopfball, aber weil man mit dem Kopf nicht dribbeln kann, wusste Kagawa nur wenig mit seiner Chance anzufangen. Er beförderte den Ball über das Tor hinweg ins Aus.

Dortmunds Trainer Jürgen Klopp mag da eine erste Ahnung beschlichen haben, dass es ein langer Abend werden könnte: Klopp stand immerzu beim vierten Offiziellen am Seitenrand und redete auf ihn ein, ein bisschen wirkte es, als stünde er da ununterbrochen. Dortmund war seit dem Pokalsieg 1989 nur ein Mal im Finale, 2008, kurz bevor Klopp also nach Dortmund kam, und er wollte in dieses Finale jetzt, unbedingt. Er dürfte dies seiner Mannschaft in der Halbzeitpause noch mal auf deutliche Weise vermittelt haben, denn die Dortmunder kamen nicht aus der Kabine. Sie rannten.

Nicht jeder wusste, wer dieser Fejzic ist

In der 56. Minute flankte Robert Lewandowski wunderbar von der Strafraumgrenze auf Kevin Großkreutz, dessen Kopfball Fürths glänzender Torhüter Max Grün parierte. Zwei Minuten später kam Kagawa frei zum Schuss, der Ball segelte nur knapp am Pfosten vorbei, und in der 73. Minute hatte abermals Großkreutz die Gelegenheit zum Führungstreffer, verpasste das Tor allerdings mit seinem Schuss von der Strafraumgrenze. Und Fürth?

Nachdem die Fürther die Dortmunder Drangphase überstanden hatten, besannen sie sich auf ihre gute Leistung aus der ersten Hälfte - und sorgten wieder für eine ausgeglichene Partie. Allein Olivier Occean, Fürths bester Mann, hatte zwei Chancen per Kopf, die er aber nicht nutzen konnte (60., 78.).

Je länger das Spiel dauerte, desto logischer erschien es, dass Fürth die sogenannte Sensation gelingen könnte, auch die Fürther Fans im natürlich ausverkauften Stadion glaubten das: Sie sangen und klatschten, und auf der Haupttribüne hätte man nicht zwingend Sitzplatzkarten verkaufen müssen. So eine Pokalparty haben sie in Fürth schon einmal erlebt, wenngleich in etwas kleinerem Rahmen; 1990, damals spielten Fürths Fußballer noch in der Landesliga, schlugen sie gleich in der ersten Runde: Borussia Dortmund.

Und dann also kam die Verängerung. Fürth blieb gleichwertig, und als die Verlängerung sich dem Ende zuneigte und die 118. Minute anbrach, lief Jasmin Fejzic zur Seitenlinie. Max Grün verließ tatsächlich das Spielfeld, der Ersatztorwart kam, manche im Stadion pfiffen, es wusste ja nicht jeder, wer dieser Fejzic ist: Dass er der Torhüter des Fürther Regionalligateams ist, 1,98 Meter groß, und - ein Spezialist im Elfmeterschießen. In Fürth haben sie niemanden, der vom Elfmeterpunkt so sicher trifft wie er.

Die Idee wäre so gut gewesen.

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