BVB vor dem Pokalspiel gegen Bayern:"Wir sind am Dienstag auf Krawall gebürstet"

Borussia Dortmund - Eintracht Frankfurt

Immer noch eifrig, trotz Abschiedstournee: Dortmunds Trainer Jürgen Klopp.

(Foto: dpa)
  • Borussia Dortmund nähert sich beim 2:0 gegen Eintracht Frankfurt seinen alten Standards.
  • Auf bayerische Blumen will Trainer Jürgen Klopp bei seiner Abschiedstournee am Dienstag in München aber verzichten.
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Von Freddie Röckenhaus, Dortmund

Kaum hat Jürgen Klopp mit seinem angekündigten Ausstieg für klare Verhältnisse gesorgt, hat er auch wieder den lange bei ihm vermissten Kampfanzug angelegt. Den Blumenstrauß zum Abschied, den Bayern-Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge ihm am kommenden Dienstag beim DFB-Pokal-Halbfinale gerne hätte überreichen wollen, lehnte Borussia Dortmunds Noch-Trainer ab: "Nette Geste, aber wir sind am Dienstag auf Krawall gebürstet und wollen uns nicht mit Blumen weichkochen lassen."

Auch sonst nähert sich der BVB nach dem souveränen 2:0-Arbeitssieg gegen Eintracht Frankfurt wieder den eigenen Standards der fast siebenjährigen Ära unter Klopp an. Nach dem Schlusspfiff war Dortmunds Saisonziel schon wieder neu definiert: Platz fünf scheint nun eine realistische Option zu sein, weil die meisten Konkurrenten, vor allem die längst enteilt geglaubten Schalker und der FC Augsburg, wieder patzten. "Wir müssen jetzt angreifen, was soll der Scheiß", sagte Klopp trotzig, wie lange nicht. "Keine Ahnung, ob wir da oben noch ranrutschen können, aber wir sind auf drei Punkte dran. Jetzt geht es um alles."

Selbst Klopp freut sich nun über Aubameyangs Späße

Das zumindest rationsweise wieder zurückgekehrte Selbstbewusstsein des abgestürzten Titelkandidaten aus dem vergangenen Sommer dokumentiert seit Wochen am besten Torjäger Pierre-Emerick Aubameyang. Nach einem Handspiel von Frankfurts Sonny Kittel lupfte der Gabuner den fälligen Elfmeter spektakulär an Eintracht-Torwart Kevin Trapp vorbei ins Tor. "Ich hatte schon länger vor, einen Elfmeter so zu schießen", sagte der Schütze später, "ich habe das mit Marco Reus so besprochen. Ich habe auf den Torwart geachtet und zum Glück hat es geklappt." Selbst Trainer Klopp, sonst kein unbedingter Freund der Späße der beiden Spezies Aubameyang und Reus, lobte das freche Meisterwerk: "Überragend, ganz toll gemacht."

Minuten später sprintete Aubameyang dann geradlinig am Flügel entlang und bediente Shinji Kagawa mit einer technisch ebenso frechen Flanke, die der seit einigen Spielen in Schwung kommende Japaner zum entscheidenden 2:0 ins Tor drückte. In der zweiten Hälfte, als Frankfurt sich um mehr Offensive bemühte, hatte Dortmund noch mehrere Konterchancen. Bei einer davon wurde Aubameyang von Innenverteidiger Carlos Zambrano zu Boden gerissen, aber Schiedsrichter Michael Weiner verweigerte den Dortmundern den fälligen Strafstoß. Der nach gut einer Stunde eingewechselte Marco Reus sowie Henrikh Mkhitaryan vergaben weitere Chancen, Mkhitaryan präsentierte sich jedoch, wie Kagawa, erneut in verbesserter Form. Ob all das unterbewusst mit der bevorstehenden Ablösung von Klopp durch Thomas Tuchel zusammenhängt, dazu geben sie in Dortmund keine Auskünfte.

Frankfurt hielt seine Defensive über weite Strecken intakt. "In der Offensive aber", so Eintracht-Trainer Thomas Schaaf, "haben wir das Zwingende nicht auf die Reihe gekriegt." Ohne seine beiden wohl besten Angreifer Alexander Meier und Stefan Aigner fehlte Frankfurt die Entschlossenheit. Nur einmal, nach 40 Minuten, hatte der frühere Dortmunder Nelson Valdez eine seriöse Torchance. Ansonsten räumten der seit Wochen starke Marcel Schmelzer und Kapitän Mats Hummels alle Anklänge von Angriff weg. Dortmund steckte das Fehlen von Ilkay Gündogan weg, den eine eitrige Rachenentzündung plagte, und von Roman Weidenfeller, der sich im Training eine schwere Beckenprellung eingehandelt hatte.

Und plötzlich wollen die Bosse miteinander essen

Ob beide im Pokal am Dienstag in München mitwirken können, ist ungewiss. Reus und der zuletzt verletzte Sebastian Kehl sind dagegen wieder fit. Dortmund rangiert nun noch drei Punkte hinter dem fünften Platz und kann bei den letzten vier Spielen der Saison in Hoffenheim und Wolfsburg sowie zu Hause gegen Hertha BSC und Werder Bremen noch den Rang erreichen, der die direkte Qualifikation für die Gruppenphase der Europa-League bringen würde. "Wir wollen unbedingt den Pokal gewinnen", ließ Klopp am Samstagabend aber noch einmal wissen.

Karl-Heinz Rummenigge, der wegen der geplanten Blumenstrauß-Übergabe nach Monaten des Schweigens mit BVB-Boss Hans-Joachim Watzke telefonierte, hat übrigens Verständnis, dass Klopp für die bayerischen Blumen wenig Freude empfindet: "Er möchte einfach vor dem Spiel diese Kampfstimmung nicht durch einen Blumenstrauß unterbrochen haben. Das respektiere ich", sagte Bayerns Vorstandsboss, der sich nun aber sogar zu einem Essen mit Watzke verabredet hat. Eine neue Annäherung nach der langen Eiszeit.

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