BVB-Trainer Klopp vor dem Halbfinale:Noch mal rauf auf den Laster

Juergen Klopp

Jürgen Klopp präsentiert im Mai 2011 den BVB-Fans auf dem Borsigplatz die Meisterschale.

(Foto: Torsten Silz/dpa)
  • Die Bayern besiegen und den Pokal holen - so will sich Jürgen Klopp verabschieden.
  • In Dortmund hält sich die Trauer über den vorzeitigen Weggang des Trainers zum Saisonende allerdings merkwürdig in Grenzen.
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Von Freddie Röckenhaus, Dortmund

Das waren Zeiten: Jürgen Klopp hoch auf dem gelben Festwagen, mit Sonnenbrille, um die übernächtigten Augen und die Tränen der Rührung zu verstecken, 600 000 Dortmunder auf den Straßen, die pure Glückseligkeit. Klopp hat nonstop die Vereinslieder mitgegrölt, obwohl die Stimme schon morgens nicht mehr vorhanden war - er lag sich nicht mit halb, sondern mit ganz Dortmund in den Armen. "So ein Tag, der dürfte nie vergehen" - der Tag nach dem Pokalfinale 2012. Dortmund war Doublesieger, nach einem 5:2 gegen den FC Bayern in Berlin.

Vor ein paar Tagen hat Borussia Dortmunds Trainer fast nebenbei gesagt, dass er noch einmal "auf dem Laster um den Borsigplatz" fahren wolle, zum Abschluss, bevor er den BVB verlässt. Und wieder hat das, natürlich, mit Bayern München zu tun. Klopp ist ein exzellenter Trainer, und vielleicht ist er der weltbeste, was das Gespür für Pointen, für Momente, für die Magie von Worten oder Szenen anbelangt. Selbst sein öffentlich so betont unausgelassener Vorgänger Ottmar Hitzfeld hat das ja immer wieder gesagt: Es gibt für Spieler oder Trainer kaum etwas Emotionaleres, als in Dortmund Titel zu gewinnen. Die ganze Stadt bebt dann und saugt ihre Sieger in einen Strudel der Leidenschaft. Meister oder Pokalsieger? Ganz egal.

Zwischen dem scheidenden Klopp und einem letzten Abschieds-Erlebnis auf dem Laster in Dortmunds Nordstadt steht allerdings noch ein Halbfinale, ausgerechnet beim FC Bayern - jenem Gegner, gegen den die Dortmunder 2014 das Pokal-Finale ebenso verloren wie 2013 das Endspiel der Champions League. Dass ausgerechnet noch so ein weiteres halbes Endspiel gegen den längst weit enteilten Rivalen aus München die Schlussphase der Ära Klopp markiert, ist schon fast eine Ironie des Schicksals. Die Abschieds-Blumen, die ihm Bayerns Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge avisiert hatte, lehnte Klopp in seiner typischen Art ab: "Nette Geste -, aber wir sind auf Krawall gebürstet und werden uns nicht durch Blumen weichkochen lassen." Pointen kann er halt.

In Dortmund hält sich die Trauer über Klopps vorzeitigen Abschied zum Saisonende allerdings merkwürdig in Grenzen. Zu viel ist seit dem 5:2 damals in Berlin passiert - und wer zur Saison-Halbzeit mit einer Zuckerbäcker-Truppe wie der, die sich der BVB leistet, auf dem letzten Tabellenplatz der Bundesliga liegt, der sorgt selbst beim sagenhaften Dortmunder Publikum irgendwann für Stirnrunzeln.

Die Rückrunde war wieder erfolgreicher - da rangiert der BVB immerhin auf Platz fünf. Aber die Mannschaft blieb irrlichternd, zwischen wenigen bravourösen Auftritten (wie beim 3:0 gegen Schalke) und diversen Rückschlägen wie bei den beiden sagenhaft uninspirierten Nullzunulls gegen den HSV und den 1. FC Köln; oder gar beim sang- und klanglosen Ausscheiden aus der Champions League gegen Juventus Turin.

Die Launenhaftigkeit seiner Mannschaft, die vielen, offenbar unvermeidbaren Konzentrationsfehler, das dauernde Auf und Ab zwischen Hoffnung und Rückschlag - das alles hat Jürgen Klopp in der laufenden Saison mehr weich gekocht, als es alle Blumensträuße von Rummenigge vermocht hätten. Zuletzt wusste Klopp nie, ob seine Spieler noch bei der Sache waren.

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