BVB siegt in Wolfsburg:Und jetzt mit Haaland gegen die Bayern

Wolfsburg v Borussia Dourtmund - Bundesliga Erling Haaland of Borussia Dortmund scoring their third goal during Wolfsbur

Gerade eingewechselt, und schon auf dem Weg zum Siegtor: Erling Haaland (rechts).

(Foto: Ulrik Pedersen/NurPhoto/Imago)

Nach dem Vorrunden-Aus in der Champions League rehabilitiert sich Borussia Dortmund mit einem 3:1-Sieg in Wolfsburg - und geht nun selbstbewusst ins Spitzenspiel. Denn der "Unterschiedspieler" ist wieder gesund.

Von Thomas Hürner, Wolfsburg

Manchmal lässt sich die Gemütswandlung eines Fußballtrainers anhand weniger Augenblicke und Sätze verdeutlichen. "Wir müssen die Dinge wieder in die richtige Richtung lenken", hatte Marco Rose kurz vor der Bundesliga-Partie gegen den VfL Wolfsburg noch mit strengem Blick gefordert. Dabei war es dem Coach von Borussia Dortmund sichtlich schwergefallen, seinen Unmut zu verbergen über die jüngsten Ereignisse: das erste Vorrunden-Aus des BVB seit langem in der Champions League.

Aber "Lebbe geht weider", das wusste schon der Kulttrainer Dragoslav Stepanovic, und dieser Weisheit folgend wirkte auch der Steuermeister Rose dann sehr erleichtert nach dem geglückten Wendemanöver am Samstag. "Das war eine der spielerisch besten Leistungen bisher", lobte Rose nach dem 3:1-Sieg in Niedersachsen. Und obgleich es weiterhin einiges an Verbesserungsbedarf gebe: In bestimmten Bereichen, so Rose, hätten seine Spieler gegen den VfL sogar "neue Benchmarks" gesetzt.

Das konnte die erlittene Schmach in der Königsklasse zwar nicht beiseite wischen, vor allem die finanziellen Nachwirkungen werden den BVB noch beschäftigen. Aber die mitgereisten Gästefans konnten immerhin eine Kampfansage an den nationalen Rivalen aus München senden, sie sangen nach dem Spiel innbrünstig, dass sie den Bayern demnächst die Lederhosen auszuziehen gedenken. Nicht ganz ohne Argumente, die sich auch anhand des Tabellenstands ablesen lassen: Durch den Sieg in Wolfsburg war der BVB zumindest vorübergehend an die Tabellenspitze gerückt.

Ganz kaschieren konnte der Nachmittag jedoch nicht, was die Dortmunder schon die gesamte Saison hinweg begleitet, im Guten wie im Schlechten: das unbestreitbare Talent vieler Protagonisten im Team, das aber mit gelegentlichem Hang zu Inkonsequenz und Leichtsinn einhergeht - und, natürlich, die Abhängigkeit von einem Stürmer namens Erling Haaland, der nach wochenlanger Verletzung seine Rückkehr ins BVB-Team feierte.

Die Gästeelf hatte phasenweise bis zu 65 Prozent Ballbesitz und spielte dominant

Gleich zu Beginn galt es am Samstag aber wieder mal, einen Rückschlag zu verkraften, den der BVB lange nicht mehr erlebt hatte. In den vergangenen neuen Partien hatte Dortmund gegen Wolfsburg kein einziges Gegentor kassiert - dann geschah es am Samstag bereits nach zwei Minuten: Ein einfaches Hinterlaufen reichte Ridle Baku aus, um die BVB-Defensive in Unordnung zu stürzen und sich selbst so viel Raum zu verschaffen, dass er praktisch ohne Gegenwehr quer zum VfL-Stürmer Wout Weghorst flanken konnte. Der Niederländer nutzte zur Vollendung des flotten Angriffs seine Körpermaße, er drückte den Ball per Brust über die Linie, wo andere auf den Einsatz ihres Kopfes angewiesen gewesen wären.

Torjubel Wout Weghorst (VfL Wolfsburg) nach dem 1-0, rechts Aster Vranckx (VfL Wolfsburg) DFL REGULATIONS PROHIBIT ANY

Hatte früh einen Grund zum Feiern: Wolfsburgs Torschütze Wout Weghorst (re.).

(Foto: Susanne Hübner,/imago)

Mit Köpfchen spielten die Wolfsburger danach aber durchaus, sie hatten sich einen klaren Folgeplan für ihren Führungstreffer zurechtgelegt. Aus einer kompakten Verteidigung ging es bei Ballgewinnen schnell nach vorne, was den BVB zwar immer wieder in die Bredouille, aber aufgrund fehlender Wolfsburger Konsequenz nicht endgültig ins Wanken brachte. Die Gästeelf hingegen fühlte sich mit zunehmender Spieldauer immer wohler in der Rolle des tonangebenden Teams, aus den 65 Prozent Ballbesitz in der ersten Halbzeit resultierte eine nicht nur optische Dominanz.

"Wir haben gefasst auf den Gegentreffer reagiert", fand Rose, "und dann haben wir die richtige Reaktion gezeigt." Dem Dortmunder Ausgleich ging aber keine der zuvor gezeigten Ballstafetten voraus, sondern ein gedankenloses Foul des VfL-Verteidigers Maxence Lacroix, der im Strafraum den hereinstürmenden BVB-Angreifer Marco Reus von hinten abgrätschte und dadurch einen vermeidbaren Elfmeter verursachte. Mittelfeldmann Emre Can verwandelte staubtrocken zum 1:1 (35.).

Rückkehrer Erling Haaland erhält Lob von allen Seiten

An der Körpersprache und Gestik Roses ließ sich erkennen, weshalb die Dortmunder auch nach dem Treffer das Team blieben, das mehr investierte und mutiger nach vorne spielte: Permanent fuchtelte er mit den Armen, wie ein Dirigent, der sein Orchester antreiben will. Einen Aufschwung hatte der BVB allerdings nur bis zum 2:1 durch Angreifer Donyell Malen, der nach Vorlage von Reus mit einem satten Schuss ins linke Eck traf (56.). Die Wolfsburger befreiten sich aus der eigenen Lethargie und der Umklammerung der Gästemannschaft, sie kamen jetzt immer wieder gefährlich vors Tor des BVB, weshalb der VfL-Trainer Florian Kohfeldt bei seiner Mannschaft "über das Spiel gesehen definitiv mehr Chancen" sah.

Jedoch, und das war von einschneidender Bedeutung für das Endresultat: Die Dortmunder verfügten eben noch über eine "Attraktion der Liga" (Kohfeldt) beziehungsweise einen "Unterschiedsspieler" (Rose), der auch nach wochenlanger Verletzungspause eine "Waffe" (Julian Brandt) bleibt. Erling Haaland, eingewechselt in der 72. Minute, waren seine Hüftprobleme keineswegs mehr anzumerken, als er nach einer Brandt-Flanke dem Ball entgegen sprang - und mit seiner linken Fußspitze zum 3:1 traf (81.). Eine Schlusspointe norwegischen Fabrikats, die sicher auch in München registriert wurde.

"Wir wollen das als Spitzenspiel angehen", sagte Rose mit Blick auf das direkte Duell mit den Bayern in der kommenden Woche: mutig, selbstbewusst, konsequent. "Die klare Forderung von mir an das Team ist", so Rose, "dass wir da jetzt dranbleiben, dass wir Nachhaltigkeit in die Ergebnisse und Leistungen bringen." Er wirkte, trotz des Sieges im Rücken, nicht gerade zu Späßen aufgelegt.

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