BVB-Sieg im DFB-Pokal:Aubameyang vermiest Kickers die Party

Stuttgarter Kickers v Borussia Dortmund - DFB Cup

Pierre-Emerick Aubameyang: Abstauber in Stuttgart

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Borussia Dortmund gewinnt gegen die Stuttgarter Kickers mit 4:1 - doch das hohe Ergebnis täuscht: Der Drittligist kämpft engagiert, der BVB ist fehleranfällig und fahrlässig. Nur Pierre-Emerick Aubameyang lässt sich nicht stoppen.

Von Saskia Aleythe

Für Marco Reus hätte es ein wunderbarer Sommer werden können. Ein bisschen kicken in Brasilien, ein bisschen triumphieren am Brandenburger Tor, Heimkehr nach Dortmund als Weltmeister. Stattdessen schwitzte der BVB-Spieler im Gips vorm Fernseher, ein Syndesmosebandriss und knöcherner Bandausriss am Fersenbein im letzten Testkick gegen Armenien hatte ihm die WM-Sause genommen. Reus arbeitete fleißig in der Reha, nur Vertragsgeplänkel zwischen Bayern und Dortmund hielten seinen Namen in der Öffentlichkeit. Doch nun, zehn Wochen nach dem Verletzungsschock, tauchte Reus tatsächlich schon wieder auf dem Rasen auf.

Reus hat Klopp so sehr von seiner Fitness überzeugt, dass der Trainer ihn gar in die Startelf gegen die Stuttgarter Kickers am Samstagnachmittag im DFB-Pokal berief. Die Comeback-Partie absolvierte der 25-Jährige souverän, am Ende stand es 4:1 (1:0) für den BVB. Die Tore schossen allerdings seine Kollegen Mkhitaryan (30.), Aubameyang (55., 78.) und Ramos (78.), für die Stuttgarter Kickers war Edwini-Bonsu (60.) erfolgreich.

Wie das in Dortmund mit der oft propagierten "Echten Liebe" so ist, durfte der Rückkehrer Reus mit Kapitänsbinde auflaufen. Das hatte natürlich auch damit zu tun, dass Mats Hummels nicht in der Aufstellung notiert war, auch Roman Weidenfeller wurde geschont. Ansonsten tauschte Klopp im Vergleich zum souverän gewonnenen Supercup gegen den FC Bayern vier weitere Akteure aus: Neven Subotic, Erik Durm, Milos Jojic und Adrian Ramos bekamen den Vorzug.

Den Geruch nach einer Sensation wolle er nicht aufkommen lassen, hatte Klopp vor der Partie klargemacht. Das Ziel also: Den Drittligisten gar nicht erst richtig ins Spiel kommen lassen. Das gelang eher mittelprächtig, bis zur 78. Minute war da durchaus ein Hauch von Sensation vernehmbar im Stuttgarter Stadion.

Möglich gemacht hatte das die Fehlerhaftigkeit der Dortmunder und der durchaus ausgeprägte Erfolgshunger der Stuttgarter, die einst in der Bundesliga spielten und 1987 im DFB-Pokalfinale standen. Im eigenen Aufbauspiel saß das Passspiel der Gäste noch nicht, Stuttgart nutzte den Ball für lange Pässe in die Sturmspitze. Doch die schwarz-gelbe Abwehr war dann doch flinker unterwegs.

Nach elf Minuten hatten sich die Dortmunder erstmals gefährlich in den gegnerischen Strafraum gewalzt, Pierre-Emerick Aubameyang wetzte auf der linken Seite Richtung Eckfahne, spielte dann scharf zurück in die Mitte, wo Jojic wartete. Der netzte aber nicht ein, sondern zog den Ball links am Pfosten vorbei.

Im Grunde war Dortmund dann ein sehr freundlicher Gast, der seinen Gegner durch die eigenen Fehlpässe mitspielen ließ. Zwar war Dortmund die offensivere Mannschaft, doch Stuttgart klärte früh und klebte - wenn möglich - immer mit zwei Spielern am Gegner.

Aubameyang übt das Abstauben

Jürgen Klopp schaute schon etwas ungläubig drein ob der laxen Ballbehandlung seiner Spieler, da machte ihn Henrikh Mkhitaryan glücklich. Auf dem rechten Flügel wurde Lukasz Piszczek von Oliver Kirch geschickt, er passte zurück in den Strafraum - und der Armenier traf sauber zum 1:0 (30.).

Neven Subotic machte den Stuttgartern aber schnell wieder Mut, er leistete sich in der eigenen Hälfte einen krassen Fehlpass, kurz darauf war Mitchell Langerak zum ersten Mal gefordert. Der Ball von Gerrit Müller segelte ehrfürchtig rechts am Tor vorbei (37.). Stuttgart wurde frecher, spielte nun sogar Kombinationen mit Hackentrick im Strafraum des BVB: Sandrino Braun tauchte frei vor Langerak auf, stolperte den Ball aber dem Keeper in die Arme, selbst erschrocken vor der Großchance (42.).

Dortmund kam die Pause gelegen, doch die zweite Halbzeit ging genauso gefährlich weiter. Mal tauchte Elia Soriano vor Langerak auf, mal Randy Edwini-Bonsu (49.), so frei, wie man es sich als Drittligist gegen einen Bundesligisten nur wünschen kann. Doch der Ball landete wieder in den Armen des BVB-Keepers.

Und dann hatte der BVB noch diesen Aubameyang, der im Angriff das Abstauben übte und seine Spielchen mit Keeper Mark-Patrick Redl trieb. Schon nach dem Wiederanpfiff hatte er ihn ausgespielt, allerdings nur den rettenden Royal-Dominique Fennell auf der Linie getroffen (47.). In der 55. Minute machte er es besser und zirkelte von rechts zum 2:0 ein. In Depressionen stürzte das die Stuttgarter aber nicht, sie witterten im Angriff weiter ihre Chance und wuselten sich zum Anschlusstreffer. Edwini-Bonsu staubte nach einem Freistoß den Ball ab und verwandelte zum 2:1 (60.), dass es Abseits war, bemerkte der Linienrichter nicht.

Nach 78 Minuten war dann Schluss mit der Hoffnung beim Außenseiter: Aubameyang schleuderte den Ball mittig nach Zuspiel von Piszczek zum 3:1 ins Tor, auch er in abseitsverdächtiger Position. Die Kräfte waren beim Drittligisten mittlerweile geschwunden, das Verteidigen fiel schwer. So kam auch Ramos noch zum 4:1.

Marco Reus erlebte den Abpfiff auf der Bank, er war nach 57 Minuten für Sebastian Kehl vom Platz verschwunden. Diesmal ganz aufrecht und ohne Schmerzen - das Ende dieses Sommers könnte für Reus doch noch eine Versöhnung parat haben.

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