BVB-Sieg gegen Augsburg:Fitter als die Weltmeister

FC Augsburg - Borussia Dortmund

Bester Spieler in Augsburg: Marco Reus

(Foto: dpa)

Borussia Dortmund gewinnt gegen den FC Augsburg - allerdings recht mühsam. Nur Marco Reus bringt Schwung in die Partie, als wäre er nie verletzt gewesen. Zufrieden ist Trainer Jürgen Klopp mit seinem Team nicht.

Von Saskia Aleythe, Augsburg

Im Leben eines Fußballers kommt die Schaffenskraft manchmal wie ein Bumerang zurück. Für Marco Reus war das am Freitagabend in Augsburg der Fall, nach 57 Minuten drosch er den Ball Richtung Augsburger Tor, doch das Leder schoss abgeblockt zum BVB-Spieler zurück und klatschte an seinen Körper. Die Gelegenheit, ein bisschen beeindruckt zu sein von der eigenen Schusskraft und insgesamt von sich selbst - die hatte Reus in dieser Partie reichlich.

Statistisch gesehen gelang Reus ein Tor und eine Vorlage zum 3:2-Sieg gegen den FC Augsburg, genau betrachtet war er der Antreiber der gesamten Dortmunder Offensive. Doch diese Erkenntnis wurde nach dem Abpfiff zunächst von einem anderen Gefühl überlagert: Das hätte noch schief gehen können mit dem ersten Dortmunder Sieg in der neuen Saison. Und das wäre ein Debakel für den ambitionierten Klub gewesen.

In der 79. Minute hatte Adrian Ramos das 3:0 erzielt - in der 89. Minute stand es plötzlich 3:2. Augsburg kämpfte, am Ende vergeblich. "Das war noch richtig spannend hinten raus - aus unserer Sicht natürlich völlig unnötig", resümierte Jürgen Klopp. Neven Subotic, der sein Bundesliga-Comeback nach dem Kreuzbandriss gegeben hatte, war froh, dass der Abend nicht schmerzhaft endete - und er und seine Kollegen nicht mit roten Bäckchen in den Bus zum Flughafen steigen mussten. Der Dortmunder Abwehrspieler sagte: "Wegen der letzten zehn Minuten müssen wir uns eigentlich noch ohrfeigen. Hätten wir das Spiel verloren, wäre es eine halbe Katastrophe gewesen."

Klopp kommentierte das später ein bisschen entspannter, auch wenn er sich nach dem Abpfiff noch mit ein paar energischen Takten die verspielten Pierre-Emerick Aubameyang und Henrikh Mkhytarian zur Seite genommen hatte. "Fußball ist nicht wie Radfahren", sagte der Dortmunder Trainer also, "das Radfahren verlernt man nicht, Fußball zwar auch nicht komplett, aber die ganz genauen Abläufe müssen immer wieder eingefordert werden."

Doch zum 3:3 oder gar zu einer Niederlage war es in Augsburg nicht mehr gekommen und so konnte der Blick schnell wieder auf den BVB-Angriff gerichtet werden. Der hatte im Vergleich zum missratenen Saisonauftakt gegen Bayer Leverkusen (0:2) nun funktioniert - allem voran wegen des wiedererstarkten Marco Reus.

Reus zieht seine Kreise

Nach elf Minuten hatte er sich im Doppelpass mit Kevin Großkreutz durch die Augsburger Abwehr gespielt, sein trockener Abschluss ins rechte untere Eck brachte das 1:0. In der 14. Minute trat er die Ecke zum 2:0 durch Sokratis. Dortmund jubelte wieder und es jubelte weiter, denn wo immer der umworbene Angreifer seine Kreise zog, wurde es gefährlich. Er setzte sich in Szene und seine Mitspieler, war maßgeblich an den Chancen beteiligt, die Jürgen Klopp später als "sensationell" bezeichnete.

"Es freut mich, dass wir gewonnen haben und ich dazu beitragen konnte", meinte Reus nüchtern nach der Partie, überschwänglich wurde er nicht. Dass er die WM aufgrund seiner Fußverletzung verpasst hat, bedeutet für den BVB, einen Weltmeister weniger im Kader zu haben. Es bedeutet aber vor allem: Reus ist nun schon fitter als mancher Kollege der Nationalmannschaft. Vorteil Dortmund.

Bei wieviel Prozent seiner Leistungsfähigkeit Reus nun sei, wurde Klopp im Anschluss gefragt. "Das waren die 100 Prozent, die heute möglich waren", antwortete der Trainer verschwurbelt, ließ aber später noch durchblicken: Da ist noch lange nicht Schluss. "Die Jungs in der Offensive haben heute einen großen Schritt nach vorne gemacht, da ist noch keiner bei 100 Prozent."

Und selbst das hätte am Ende auch zu einem 4:0 oder 5:0 führen können, denn nicht nur Reus hatte den Trainer überzeugt, auch Mkhytarian, Aubameyang und Jojic zeigten Offensivdrang und knackige Pässe gegen überforderte Augsburger. "Wir fahren Sensations-Angriffe, gehen da durch, da muss dann auch einer mal sitzen", meinte Klopp.

Nach dem vermaledeiten Auftakt gegen Leverkusen ist die Laune in Dortmund nun wieder im positiven Bereich. "Wir müssen uns sicher noch weiter steigern", sagte Sebastian Kehl, "aber wir haben einen Schritt nach vorne gemacht und besseren Fußball gespielt als vor einer Woche."

Und das ohne Ciro Immobile, dem Mann, der als Lewandowski-Ersatz zum BVB gelotst wurde, er verbrachte die 90 Minuten in Augsburg auf der Bank - mit bestem Blick auf Reus' Schaffenskraft.

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