BVB in der Bundesliga:Königsblau als Kontrastmittel für Schwarzgelb

Borussia Dortmund v SV Werder Bremen - Bundesliga

Unzufrieden: Marco Reus beim 2:2 gegen Werder Bremen

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Beim BVB quälen sie sich gerade - und dann wird auch noch ständig der Reviervergleich gezogen: Schalke hat derzeit akut das, was den Dortmundern fehlt.

Kommentar von Klaus Hoeltzenbein

Sie haben es schon wieder gemacht! Sie haben wieder ein "M"-Wort benutzt, das ein fieses Echo wirft. Eine Woche zuvor, nach dem verspielten Sieg in Frankfurt (2:2 statt 2:1), hatte Dortmunds Kapitän Reus den Fernsehreporter angeherrscht: "Ihr mit eurer Mentalitätsscheiße. Jede Woche dieselbe Kacke" - und war gegangen. Am Samstag nun, nach dem verspielten Sieg gegen Bremen (2:2 statt 2:1), stellte Torwart Bürki ein ehrenrühriges Zeugnis aus: "Wir spielen nicht wie Männer. Wir müssen auch mal wieder dahin gehen, wo es weh tut."

Sie quälen sich gerade sehr beim BVB, auch mit ihrer Rhetorik. Vielleicht sollte man deshalb als Soforthilfe eine Art Zensur empfehlen: Das große "M" gehört in Dortmund auf den Index! Denn sonst stehen diese gereizten M-änner, denen M-entalitätsfragen missfallen, demnächst unter M-emmenverdacht, sobald mal wieder von M-otivation die Rede ist.

Wie konnte es so weit kommen? Zunächst geschieht den Dortmundern gerade das, was Hochbegabten meist passiert, wenn sie ihre Ziele verpassen. In der Vorsaison, dort beginnt die bittere Geschichte vom großen "M", bot sich der Elf von Lucien Favre die Chance, den FC Bayern vom siebten Titel in Serie fernzuhalten. Doch die Zauberfüße zitterten, aus neun Punkten Vorsprung im Herbst waren im Ziel zwei Punkte Rückstand geworden. In diesem Sommer wurden deshalb weitere Hochbegabte (Julian Brandt, Thorgan Hazard) teuer zugekauft, die Sehnsucht nach Titeln wurde laut formuliert, doch plötzlich kommt ein neues Problem hinzu: Schalke 04 ist wieder da! Königsblau ist unverhofft zum Kontrastmittel für Schwarzgelb geworden.

Vielleicht hilft ein "Pack ma's!"

Täglich wird nun der Reviervergleich gezogen: Schalke hat akut das, was Dortmund fehlt. Eine Mannschaft, die, so jedenfalls der frühe Eindruck, Spieltag für Spieltag ihr Limit ausreizt. Und es somit immer höher setzt, so hoch, dass sogar die Titelspekulanten aus Leipzig 3:1 gekippt werden konnten. Zudem hat Schalke diesen neuen Trainer, David Wagner, der den BVB an die glorreiche Klopp-Ära (2008 bis 2015) erinnert - Wagner ist nicht nur der Freund, sondern auch der Trauzeuge des Gurus vom FC Liverpool.

Mit dem Verweis auf Jürgen Klopp aber, den Welttrainer des Jahres, sollte man den BVB nicht länger belasten. Das ist nicht fair, da kommt derzeit jeder schlecht weg. An Spieltag sechs von 34 tröstet außerdem die Hoffnung, dass die Tabelle womöglich nur eine Momentaufnahme ist. Und vielleicht findet ja der freundliche Herr Favre noch die Zeit, seine Elf verbal gegen diesen blöden Buchstaben M (= Mentalität) zu wappnen. In Frage kämen weniger Begriffe wie: "Gesinnung" (zu politisch!), "Haltung" (zu schwermütig!), "Einstellung" (zu banal!). Auch das schöne, aber altbackene Synonym der "Sinnesart" lenkt sensible Zauberfüße ganz sicher in die falsche Richtung. Falls ein Haut-sie-weg! zu derb erscheint, hilft am Ende vielleicht doch die bayerische Note: "Pack ma's!"

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