Der schöne Fußball von Borussia Dortmund wirft Fragen auf: Warum hatte vor dem BVB kein anderer Klub aus den großen Ligen Europas den zuletzt in China verschwundenen Mittelfeldspieler Axel Witsel verpflichtet? Warum hat der FC Barcelona im Sommer das Sturmjuwel Paco Alcácer an die Borussia abgegeben?
Und wie konnte es dem Trainer Pep Guardiola passieren, dass sein Klub Manchester City den A-Jugendspieler Jadon Sancho 2017 für nur 7,84 Millionen Euro an den BVB verkauft hat, statt ihn selbst auf eine Karriere bei den Citizens vorzubereiten? Dortmunds Vorstandschef Hans-Joachim Watzke hat auf all diese Fragen eine kompakte Antwort: "Unser Sportdirektor Michael Zorc stemmt schon seit Jahren mit die besten Transfers in ganz Europa."
Sancho, 18, geboren in London, die Eltern aus Trinidad&Tobago stammend, hat beim 2:2 gegen Hertha BSC Berlin im 25. Pflichtspieleinsatz seine BVB-Tore fünf und sechs erzielt. Eine noch größere Stärke von ihm ist, Tore vorzubereiten. Zwölf Vorlagen stehen in jenen 25 Partien zu Buche, das macht Sancho zum derzeit besten Dortmunder Vorbereiter - noch vor Kapitän Marco Reus. Fast mehr noch als die bloße Anzahl an Scorerpunkten beeindruckt der Umstand, dass es dem jungen Sancho dank seiner Effizienz egal ist, ob er in der Startelf steht oder von der Bank kommt.
Gegen Berlin stand er von Beginn an auf dem Platz, aber in dieser Saison hat er nach acht Einwechslungen auch schon zwei Tore und sechs Vorlagen beigesteuert. Zu Toren benötigte er nach Einwechslungen im Schnitt nur acht Minuten, zu Vorlagen im Schnitt 20 Minuten. In jedem der jüngsten sieben Pflichtspiele war Sancho an Treffern beteiligt: fünf hat er vorbereitet und fünf selbst geschossen. Und Sancho ist der jüngste Spieler im Dortmunder Kader.
Er hat vor 15 Monaten mit damals 17 Jahren seine Heimat verlassen und spielt jetzt Fußball, als kümmerten ihn die damit einhergehenden Veränderungen nicht mehr. In England hat man seinen Fortgang so richtig erst mit jeder Toraktion in Dortmund mehr und mehr registriert, und seit Sancho vor 17 Tagen beim 0:0 in Kroatien für Raheem Sterling erstmals ins englische Nationalteam eingewechselt wurde, mehren sich die Fragen an Manchester City, wie man solch ein Jahrhunderttalent eigentlich für einen Spottpreis nach Deutschland verkaufen konnte.