Trainer Sahin und Borussia Dortmund:„Alles hat gefehlt! Nichts hat gestimmt!“

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„In Stuttgart haben wir die Zweikämpfe nicht angenommen – und wenn, dann haben wir sie nicht gewonnen“: BVB-Trainer Nuri Sahin. (Foto: David Inderlied/Kirchner-Media/Imago)

BVB-Coach Nuri Sahin analysiert das 1:5-Debakel gegen Stuttgart ebenso kurz wie scharf. Vor allem die Dortmunder Lauf- und Zweikampfschwäche muss ihm vor dem Ruhr-Derby gegen Bochum Sorgen machen.

Von Ulrich Hartmann

Als Borussia Dortmund zuletzt 1:5 gegen den VfB Stuttgart verloren hatte, bedeutete dies am 12. Dezember 2020 das Aus für den Trainer Lucien Favre. Damals war es ein Heimspiel gewesen, elfter Spieltag, der BVB war binnen drei Wochen vom zweiten auf den fünften Platz abgerutscht. Jetzt, nach dem 1:5 in Stuttgart am vergangenen Sonntag, ist die Situation für den neuen Trainer Nuri Sahin weniger fatal. Er steht noch ganz am Anfang eines Weges.

Dortmunds höchste Niederlage in der Bundesliga seit fast vier Jahren und der schlechteste Saisonstart seit zehn Jahren rütteln zwar nicht am Trainer, sie setzen ihn und seine Mannschaft aber unter Zugzwang im kleinen Ruhr-Derby am Freitagabend gegen den VfL Bochum. Alles andere als ein souveräner Erfolg gegen den sieglosen Tabellendrittletzten aus der Nachbarstadt wäre für Sahin nicht dienlich. Der BVB und sein Trainer müssen sich rehabilitieren.

Bereits wenn das Spiel um 20.30 Uhr beginnt, wird man ein bisschen etwas darüber erfahren, wie der mit 36 Jahren jüngste aktive Bundesligatrainer so tickt; zum Beispiel, ob Sahin den zentralen Mittelfeldmann Marcel Sabitzer dann wieder auf der rechten Offensivseite positionieren wird und den offensiven Flügelspieler Jamie Gittens zunächst wieder auf der Ersatzbank – oder ob der Trainer nach dem schmerzhaften 1:5 in Stuttgart zu öffentlichkeitswirksamen Zugeständnissen bereit ist. Gegen bislang schwache Bochumer könnte es ohnehin schon aus taktischen Erwägungen so kommen, dass Sahin wieder zwei gelernte offensive Flügelmänner in die Startelf beruft.

Sahin möchte Sabitzer weiter rechts außen aufstellen: „Sabi hat schon viele sehr gute Spiele auf dieser Position gemacht.“

Der gebürtige Lüdenscheider zeigte sich am Mittwoch in der Pressekonferenz vor dem Bochum-Spiel demonstrativ demütig und räumte immer wieder seine Mitschuld an der Niederlage in Stuttgart ein („Sitzen alle im selben Boot“). Er nannte aber keinerlei Details aus der internen Analyse. Auf die Frage, was die Auswertung des Spiels am vergangenen Sonntag ergeben habe, antwortete er: „Ich bräuchte jetzt sehr lange, um zu erklären, was alles gefehlt hat – deshalb fasse ich es kurz zusammen und sage: Alles hat gefehlt! Nichts hat gestimmt!“

Dass Sabitzer auf dem rechten Flügel verschenkt wirkt und dort gar nicht spielen möchte (wie zuletzt in Brügge und Stuttgart), mag Sahin weiterhin nicht akzeptieren: „Sabi hat schon viele sehr gute Spiele auf dieser Position gemacht.“

Es gibt gewiss allerhand detaillierte Statistiken, die die Leistung einer Mannschaft komplex einordnen, aber beim BVB findet man drei plakative Gründe für das bislang überschaubare Niveau auch auf der Internetseite der Bundesliga unter den Rubriken „Gewonnene Zweikämpfe“, „Laufdistanz“ und „Sprints“. Bei den Kilometern und den Spurts ist Dortmund im Vergleich jeweils Drittletzter in der Liga, bei den Zweikämpfen Vorletzter. „In Stuttgart“, sagte Sahin nun, „haben wir die Zweikämpfe nicht angenommen – und wenn, dann haben wir sie nicht gewonnen.“

Als Sahin sich am Mittwoch im Pressesaal des Trainingszentrums für keine weiteren Punkte mehr zu rechtfertigen brauchte, war die Fragestunde nach 19 Minuten zu Ende. Der Trainer lächelte: „Dauert das immer so lange, wenn man ein Spiel verloren hat?“

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