BVB-Remis gegen Frankfurt:Doppelschlag auf Doppelschlag

In Frankfurt geht Borussia Dortmund früh in Führung, doch nach der Pause kommt die Ernüchterung: Nach einer schlechten zweiten Halbzeit muss sich der deutsche Meister erneut mit einem Rückschlag abfinden. Das Team kommt nur zu einem Remis - und verliert die Tabellenspitze allmählich aus den Augen.

War es das jetzt? Etliche Wendungen hatte es in diesem Spiel schon gegeben, einen Dortmunder Doppelschlag, einen Frankfurter Doppelschlag, einen Götze-Geistesblitz, und jetzt war da der Frankfurter Verteidiger Anderson zur Stelle, stieg hoch und köpfte in der 73. Minute ein zum 3:3. Und ja, tatsächlich, das war es: Frankfurt und Dortmund trennten sich Remis in einer spektakulären Partie von der Sorte, für die man einst die Phrase "Das Spiel hatte keinen Verlierer verdient" erfunden hat. Und während sich die Frankfurter dafür ausgiebig feiern ließen, musste der BVB mit ansehen, wie der Rückstand auf den Rivalen aus München erneut anwuchs - auf nun schon sieben Punkte.

Eintracht Frankfurt - Borussia Dortmund

So traurig kann ein Remis sein: Dortmunds Trainer Jürgen Klopp (r) und Frankfurts Torwart Kevin Trapp (l) trösten Dortmuns Ilkay Gündogan nach dem Schlusspfiff.

(Foto: dpa)

BVB-Kapitän Sebastian Kehl ließ nach Abpfiff den Frust raus: "Das ist sehr, sehr ärgerlich, dass wir wieder Punkte liegen gelassen haben wie zuletzt in Hamburg." Beim 2:3 am Samstag war die Serie von 31 Dortmunder Spielen in Serie ohne Niederlage zu Ende gegangen. Trainer Jürgen Klopp lobt den Gegner: "Das war hier die beste Leistung, die ich je von einer Frankfurter Mannschaft gesehen habe", sagte er, "die haben schon viele große Teams gehabt, aber das war klasse." Die letzten Sekunden der Partie hatte sich Klopp von außen ansehen müssen. Nachdem er sich viel zu heftig beim Linienrichter beschwert hatte, wurde er auf die Tribüne verbannt.

Die Frankfurter waren bis zu diesem Spieltag ja die einzige verlustpunktfreie Mannschaft der Liga neben dem FC Bayern gewesen. Doch im Gegensatz zu den Münchnern hatten sie sich dabei als radikale Anti-Rotierer erwiesen. Für das Spiel gegen Dortmund änderte Eintracht-Trainer Armin Veh erstmals in dieser Saison seine Startelf, und das auch nur gezwungenermaßen: Angreifer Olivier Occean fehlte wegen einer Oberschenkel-Verletzung, dafür spielte Erwin Hoffer.

Furiose Minuten nach der Pause

Den Frankfurtern war das neu gewonnene Selbstbewusstsein anzumerken. Sie starteten gewitzter und gedankenschneller als Dortmund - doch die erste gute Chance des Spiels hatte der amtierende deutsche Meister, als in der achten Minute der aufgerückte Außenverteidiger Lukasz Piszczek von der rechten Seite Moritz Leitner bediente. Dessen Schuss aus dem Strafraum konnte Frankfurts Torwart Kevin Trapp zwar parieren, doch zugleich war damit das Grundmotiv für die erste Hälfte gelegt: Gefährlich wird es immer dann, wenn Lukasz Piszczek rechts aufrückt.

Bald gewann die Borussia die Kontrolle über das Spiel. Nach 24 Minuten spielte Mats Hummels einen wunderbaren Diagonalball auf Piszczek, der stoppte ihn, zog nach innen, schoss mit links - und löste damit eine aus Frankfurter Sicht unheilvolle Kettenreaktion aus. Denn deren Linksverteidiger Bastian Oczipka fälschte den Ball noch leicht in eine andere Richtung ab, blöderweise allerdings genau in die Richtung seines unmittelbar neben ihm postierten Teamkollegen Anderson - und der wiederum fälschte dann den Ball so ab, dass er unhaltbar für Trapp ins Tor flog.

Nur wenig später zeigte Piszczek dann, dass er nicht zwingend auf ein doppeltes Abfälschen angewiesen ist, um sich an einem Treffer zu beteiligen. Mit einem Sprint sowie einer präzisen Rückgabe in Richtung 16-Meter-Raum riss er die Frankfurter Abwehr auf und konnte dann zusehen, wie Marco Reus zum 2:0 einschoss (28.).

Nun ja, ein 0:2-Rückstand gegen den deutschen Meister kann einen Aufsteiger schon einmal nachhaltig beeindrucken. Doch die Mannschaft von Armin Veh zeigte sich nur kurz irritiert, noch vor der Pause kam sie zu zwei kleineren Gelegenheiten und nach Seitenwechsel warf sie die Frage auf, ob es in der Frankfurter Arena vielleicht eine Rasenhalm-Ecke mit besonders inspirierender Wirkung gibt. Denn in der Nähe der Stelle, von der aus Piszczek in der ersten Hälfte zwei Tore initiiert hatte, gelang es nun Eintracht-Mittelfeldspieler Stefan Aigner, zwei Tore zu initiieren. Erst drosch er einen Ball mit links ins Netz (49.), eine gute Minute später schlug er von der Grundlinie eine Flanke auf den Japaner Takashi Inui, der per Kopf sein drittes Saisontor erzielte.

Es war jetzt ein offener Schlagabtausch, und nur drei Minuten später lag der BVB wieder in Führung. Frankfurts Anderson verhielt sich im Strafraum etwas ungeschickt im Zweikampf, der zur Halbzeit eingewechselte Mario Götze nutzte das aus - 3:2. Und Frankfurt? Ließ sich erneut nicht beeindrucken, hatte zunächst durch Inui eine Chance zum Ausgleich (66.) - und lieferte dann noch eine herrliche Pointe zur sehenswerten Partie.

Denn ausgerechnet Bastian Oczipka, der mit seinem Defensiv-Verhalten erheblichen Anteil an den beiden ersten Gegentreffern hatte, flankte so scharf, dass der Ball auf dem Kopf von Anderson landete, also dem Mann, der mit seinem taddeligen Verhalten das dritte Gegentor verursachte hatte - 3:3 (73.). Doch damit längt nicht genug: Bis zum Schluss boten beide Teams beste Unterhaltung.

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