BVB nach dem Spitzenspiel:"Wir müssen uns in den Allerwertesten beißen"

Enttäuschte BVB-Spieler nach dem Spiel Borussia Dortmund gegen RB Leipzig

Konnten es nicht fassen: die Dortmunder Lukasz Piszczek, Julian Brandt und Julian Weigl (von links).

(Foto: dpa)
  • Borussia Dortmund ist nach dem 3:3 im Spitzenspiel gegen RB Leipzig enttäuscht.
  • Der BVB führt bereits 2:0, gibt den Sieg aber aus der Hand. "Solche krassen Fehler, und das ausgerechnet in diesem Spiel", hadert Sportdirektor Zorc.
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Von Ulrich Hartmann, Dortmund

Es ist dreieinhalb Wochen her, dass der Vereinsboss Hans-Joachim Watzke die Fußballer von Borussia Dortmund vor den versammelten Vereinsmitgliedern aufgefordert hat, sich zu "straffen". Sie hatten 0:4 in München verloren und gegen Paderborn gerade noch ein 3:3 geschafft. Die Fans pfiffen sich die Seele aus dem Hals. Die Stimmung im Klub war zum Zerreißen gespannt.

Die Fußballer haben sich dann gestrafft. Sie haben vier Mal nacheinander gewonnen, sind in der Bundesliga in die Spitzengruppe zurückgekehrt und in der Champions League ins Achtelfinale eingezogen. Alles schien wieder gut zu sein. Bis zum Dienstagabend. Bis zum Spitzenspiel gegen den Tabellenführer RB Leipzig. Bis zu einem spektakulären 3:3-Unentschieden, das zwar Actionliebhaber glücklich machte, aber nicht die Verantwortlichen vom Borussia Dortmund.

Nach dem Spiel sagte der Sportdirektor Michael Zorc: "Wir müssen uns jetzt wieder straffen." Da war es wieder, dieses Krisenerkennungswort: straffen. Ist es tatsächlich schon wieder so schlimm beim BVB?

Dortmund spielte eine der besten Halbzeiten dieser Saison

Nein, so schlimm ist es längst nicht wieder, aber immerhin ein bisschen. Die Dortmunder hätten das Spiel nämlich nicht zu verlieren brauchen nach der ersten als einer der besten Halbzeiten in dieser Saison. Sie haben Leipzig dominiert, sie haben der spielstärksten Mannschaft der Liga jegliche Torchance unterbunden und selbst zwei Treffer erzielt gegen die beste Abwehr.

Julian Weigls 1:0 war noch mit Glück gelungen, aber Julian Brandts 2:0 war ein Meisterwerk, ein Gemälde, ein Denkmal von einem Tor. Dortmund wähnte sich zur Pause bereits wieder in jener Dominanz, aus der heraus man formuliert hatte, dass man diesmal Meister werden wolle. Aber dann kam gegen Leipzig die zweite Halbzeit mit jenem BVB, der auf diese Art niemals Meister wird.

Und genau das machte die Borussen so fuchsig. Meister wird man mit Souveränität, aber die gelingt den Dortmundern bislang so gut wie nie über 90 Minuten hinweg. "Solche krassen Fehler!", schimpfte Zorc, "und das ausgerechnet in diesem Spiel!" Damit war der Dortmunder Groll auf den Punkt gebracht.

RB Leipzig will sich "nicht entschuldigen"

Erst half dem Leipziger Timo Werner Dortmunds Torwart Roman Bürki zum 1:2, dann half ihm Dortmunds Brandt zum 2:2, und nachdem Jadon Sancho sein Team mit dem 3:2 doch wieder auf den rechten Weg gebracht zu haben schien, gewährte eine konfuse Hintermannschaft dem Leipziger Patrik Schick auch noch das 3:3. "Die Leipziger wissen überhaupt nicht, wie sie hier und heute zu dem Punkt gekommen sind", frotzelte Zorc hinterher, aber man kann gegnerische Fehler durch kluges Pressing natürlich auch erzwingen.

"Unverdient", fand auch der Abteilungsleiter Sebastian Kehl das Unentschieden. Das frühe 1:2 nach der Pause durch Timo Werner hatte den BVB ohne Not ins Wanken gebracht. "Ich habe hinterher überlegt, ob in der Pause wohl irgendwas gewesen war", sagte Kehl, "aber da war nichts." Einstellung und Leistung in der ersten Halbzeit fand Kehl "herausragend". Aber auch anschließend habe es die Mannschaft, abgesehen von den Fehlern vor den Gegentoren, gut gemacht. Man nehme viel Positives mit ins letzte Hinrundenspiel am kommenden Freitagabend bei der TSG Hoffenheim.

"Wir müssen uns in den Allerwertesten beißen", schimpfte Marco Reus. Das Ergebnis sei "bitter!" Aber es herrschte unter den Spielern und auch beim Trainer Lucien Favre keine substanzielle Niedergeschlagenheit, weil man das Spielerische für absolut ansehnlich hielt." Trotz solcher Gegentore halte ich uns für gefestigt", sagte Reus, "aber wir sind noch nicht da, wo wir hinwollen." Wo man denn hinwolle, wurde Reus dann gefragt, und antwortete: "Na, nach oben, wohin sonst?"

Die Dortmunder wollen dorthin, wo Leipzig schon ist, oder nach dem 3:3 besser gesagt: immer noch. "Der Punkt war glücklich", gestand der Trainer Julian Nagelsmann, "aber wir entschuldigen uns nicht dafür." Der Doppel-Torschütze Timo Werner war sogar ein bisschen überschwänglich nach dem Spiel, was an seinen Saisontreffern 17 und 18 ebenso lag wie an der Chance, "jetzt Herbstmeister zu werden, das wäre etwas Besonderes", sagte Werner. "Alles gut!" Zwei Wörter, nach den sich die Dortmunder weiter nur sehnen.

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