BVB-Pleite in Bremen:Dortmund spielt wie ein Absteiger

Lesezeit: 3 min

Im Regen: Marcel Schmelzer und Borussia Dortmund (Foto: dpa)
  • Der BVB spielt im Kellerduell bei Werder Bremen vorne umständlich, hinten tölpelhaft, insgesamt erschreckend schwach.
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Von Frank Hellmann, Bremen

Rund ums Weserstadion hat es am Samstag wirklich gefährlich ausgesehen. Stundenlange Niederschläge garniert mit heftigen Hagelschauern, dazu böiger Wind haben in der Weser für Hochwasser gesorgt, was Teile der Parkplätze und Zuwege unter Wasser setzte. Doch all jene, die schon Untergangsszenarien für den SV Werder entwarfen, sind eines Besseren belehrt worden: Denn mit dem 2:1 (1:0) gegen Borussia Dortmund gelang eine Befreiung, die Jubelstürme an der Weser auslöste.

Davie Selke (3.) und Fin Bartels (63.) erzielten die Treffer für die Hanseaten, die eine ihrer besten Saisonleistungen zeigten. Mats Hummels (69.) verkürzte für den BVB.

Die Dortmunder, zuletzt von den Irritationen um die Führerschein-Affäre von Marco Reus geplagt, gingen hingegen im Bremer Sturm und Hagel endgültig unter. Der Champions-League-Achtelfinalist muss auf einem Abstiegsplatz überwintern. Und spielt der SC Freiburg am Sonntag unentschieden oder gewinnt sein Heimspiel gegen Hannover 96, dann verbringen die Westfalen sogar auf dem letzten Platz die Winterpause. Die Krise erreicht damit einen neuen Höhepunkt. "Wir haben mit einer unglaublichen Leidenschaft gespielt. Wir hätten noch das ein oder andere Tor mehr machen müssen", erklärte Werder-Kapitän Clemens Fritz.

Sein Trainer Viktor Skripnik hatten den Bubi-Sturm mit U-19-Europameister Selke, 19 Jahre, und Melvyn Lorenzen, 20, nominiert - namhafte Profis wie Nils Petersen und Eljero Elia standen wieder einmal gar nicht im Kader. Wie richtig diese Maßnahme war, zeigte sich bereits nach drei Minuten: Da spielte Linksverteidiger Santiago Garcia einen Pass in die Schnittstelle der BVB-Abwehr und Selke überwand mit einem gekonnten Schlenzer den machtlosen Torwart Mitch Langerak. Die 1:0-Führung war das logische Produkt der von Bremen bestimmten Anfangsphase.

Die Elf von BVB-Coach Jürgen Klopp fand überhaupt keinen Zugriff, wirkte verunsichert, oft desorientiert, bisweilen wie gelähmt. Auch wenn der Gast allmählich die Spielkontrolle übernahm: Mehr als viel Ballbesitz sprang nicht heraus. Vor allem im letzten Angriffsdrittel fehlte Dortmund der übliche Punch - auch der zuletzt so gelobte italienische Angreifer Ciro Immobile fand in vorderster Front kein Durchkommen gegen die resoluten Innenverteidiger Alejandro Galvez und Assani Lukimya.

So blieben klare Tormöglichkeiten im ersten Durchgang aus. Als Totalausfall erwies sich Ilkay Gündogan, der auf zentraler Mittelfeldposition rätselhafte Fehlpässe und fatale Ballverluste einstreute. Der längst wieder in den Spielbetrieb integrierte Langzeitpatient ist meilenweit von seiner Form vor der Rückenverletzung entfernt. Und hinter ihm schafften es weder Sebastian Kehl noch Nebenmann Oliver Kirch, das Vorwärtsspiel zu dirigieren. Auf den Flügeln setzten sich Pierre-Emerick Aubameyang und Kevin Großkreutz viel zu selten durch.

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Auf der Gegenseite hatte der manchmal noch zu naive Lorenzen zweimal die Gelegenheit, den Vorsprung auszubauen (26. und 43.) Das Ergebnis zur Pause fiel für die Gäste ernüchternd aus: Wie schon in Berlin erwies sich Dortmund als idealer Aufbaugegner. Wer so umständlich angreift und so tölpelhaft verteidigt, hat nicht mehr verdient.

Nach Wiederanpfiff reagierte Klopp mit der Herausnahme von Routinier Kehl, für den Shinji Kagawa kam. Dass der Gast nun den Druck verstärkte, lag in der Natur der Sache - die Ballbesitzquote der Dortmunder wuchs nun auf fast 70 Prozent an. Lukasz Piszczek näherte sich mit einem abgefälschten Schuss dem Werder-Tor an (51.), Kagawa köpfte aus guter Position weit vorbei (56.). Werder brachte in dieser Phase - auch wenn das Publikum jeden gewonnenen Zweikampf feierte - kaum noch Entlastung. Daher wechselte Skripnik auch Lorenzen aus, um mit Felix Kroos das Mittelfeld zu stärken. Der technisch versierte Bartels rückte dafür in den Bremer Angriff.

Es sollte eine glücksbringende Rochade sein: Kaum war die Umstellung vollzogen, spielte Selke bei einem Konter den Ball gekonnt in die Mitte, wo Bartels zum 2:0 vollstreckte (63.). Selke hätte dann selbst sogar das 3:0 erzielen können (68.), doch stattdessen verkürzte Hummels nach einer Gündogan-Ecke per Flugkopfball auf 2:1 (69.).

Der Dortmunder Anhang schöpfte nun wieder Hoffnung. Und dann bot sich auch Kagawa die Ausgleichchance, doch der Japaner schoss so weit vorbei wie er zuvor vorbeigeköpft hatte (78.). Letztlich blieb das ganz große Aufbäumen bei der Borussia aus. Die Mannschaft, die mehr Leidenschaft investierte, war der SV Werder, für den Bartels sogar noch den Innenpfosten traf (89.).

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