BVB nach dem Madrid-Sieg:Berater forcieren Lewandowski-Wechsel

Robert Lewandowski Borussia Dortmund BVB

Robert Lewandowski, noch in Dortmund

(Foto: AFP)

"Wir sind uns mit einem Verein einig und haben vor, diesen Sommer zu wechseln": Die Berater von Robert Lewandowski geben einen anstehenden Wechsel bekannt - möglicherweise zum FC Bayern. Sportdirektor Michael Zorc dementiert allerdings, dass dem BVB überhaupt ein Angebot vorliegt. Die Dortmunder haben ihr Werben um den Polen verstärkt.

Von Thomas Hummel

Mats Hummels gab kurz nach dem Spiel am Mittwochabend einen Einblick in die Gefühlswelt in dieser Dortmunder Woche. "Wir waren alle erstmal geschockt, weil es für uns aus dem Nichts kam, das war schon ein schwerer Schlag, der schwer zu verdauen war", erklärte der Verteidiger von Borussia Dortmund. Er sprach über den Wechsel von Mitspieler Mario Götze zum Konkurrenten FC Bayern.

Die Dortmunder verstehen sich ja seit einigen Jahren als Projekt. Eine Horde junger, begabter Fußballspieler hatte sich unter Trainer Jürgen Klopp zusammengetan, um in dieser geerdeten westfälischen Fußballstadt eine ganz eigene Geschichte zu schreiben. Mit dem fabelhaften 4:1 im Halbfinal-Hinspiel der Champions League gegen Real Madrid erlebte dieses Projekt einen neuen, sensationellen Höhepunkt. Allerdings sind der Klub und die Spieler nun soweit oben angekommen, dass sich rund um die Spiele groteske Geschichten zutragen.

Dass einen Tag vor einem Champions-League-Halbfinale der Weggang des begehrtesten Spielers bekannt wird, hat es so auch noch nicht gegeben. Am Tag danach geht es munter weiter. Spiegel Online berichtet zunächst, dass der FC Bayern bereits am vergangenen Samstag über einen Mittelsmann eine Offerte an Borussia Dortmund für Robert Lewandowski abgegeben habe, wonach die Münchner den Polen im Sommer für 25 Millionen Euro übernehmen wollten. Die Dortmunder hätten das Angebot demnach ablehnt.

Lewandowski-Berater Maik Barthel sagte dann bei Sport Bild online: "Wir sind uns mit einem Verein einig und haben vor, diesen Sommer zu wechseln. Alle Forderungen des BVB werden erfüllt." Welchen Verein Barthel meint, sagte er nicht. Dass es sich dabei um den FC Bayern handelt, liegt jedoch nahe.

Diese Entwicklungen dementierte jedoch Sportdirektor Michael Zorc am Donnerstagnachmittag. "Uns liegt keine Anfrage für Lewandowski vor", erklärte Zorc der Nachrichtenagentur dpa: "Stand heute gibt es für uns keine Veranlassung, über eine neue Entwicklung nachzudenken."

Die Dortmunder Chefriege glaubt ebenfalls nach wie vor, dass Lewandowski auch in der kommenden Saison für den BVB spielt. "Es ist der explizite Wunsch, dass er bei uns bleibt. Die Ablösesumme ist sowieso eine völlig untergeordnete Größe, das interessiert uns überhaupt nicht", erklärte Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke bei Sky. Ob der Stürmer denn nächste Saison in München spielen werde? "Das würde mich schwer wundern!" BVB-Trainer Jürgen Klopp fügte im ZDF hinzu, er sehe den 24-Jährigen "nicht auf der Flucht. Und wir schicken ihn sicher auch nicht weg".

Der BVB hat Lewandowski vergangene Woche ein neues Angebot gemacht, wie Watzke der Bild-Zeitung bestätigte. Dortmund habe mit dem 24-Jährigen "noch einmal über mögliche neue Rahmenbedingungen gesprochen", sagte Watzke. "Es wäre doch fahrlässig, wenn wir nicht versuchen würden, uns weiter um den wohl besten Stürmer Europas zu bemühen."

Die Aufregung um einen möglichen Weggang Lewandowskis nimmt neue Dimensionen an. Der plötzliche Entschluss von Mario Götze, seine Ausstiegsklausel zu ziehen, und die vier Tore des Polen gegen Real Madrid haben die Lage noch verkompliziert. Nach SZ-Informationen hegt der 24-Jährige bislang durchaus den Gedanken, Borussia Dortmund zu verlassen. Doch sollte es der Verein wünschen, dass er seinen Vertrag bis 2014 erfüllt, habe er auch einen tadellosen Einsatz zugesagt.

Nun also der Weggang von Mario Götze, der die Statik des Transfers nochmal verschiebt. Denn warum sollten die Dortmunder nun den nächsten Leistungsträger nach München ziehen lassen? Geld ist nun wahrlich genug da, inzwischen dürfte der BVB durch den Götze-Transfer, den Perisic-Transfer und den Champions-League-Einnahmen etwa 70 Millionen Euro zur Verfügung haben.

Berater in Wallung

Auf der anderen Seite geraten nun offenbar die Berater Lewandowskis in Wallung. Denn sie sind an einer Ablösesumme mit bis zu zehn Prozent beteiligt, was einen ablösefreien Wechsel ihres Spielers 2014 eher unattraktiv für sie macht. Dass Barthels Einlassung kurz nach der Götze-Meldung kommt, darf da bestimmt nicht als Zufall gewertet werden. Andererseits könnte der Wechsel von Götze auch den Wunsch des Polen bestärkt haben, doch bitte auch nach München zu dem Wundertrainer Pep Guardiola überlaufen zu können. Klopp und Watzke sagten nach dem Madrid-Spiel unisono, dass sie erst mit Lewandowski besprechen wollen.

Der Pole sagte dazu wie immer nichts: "Wir haben noch ein paar Bundesligaspiele und hoffentlich zwei in der Champions League. Das ist das Wichtigste. Was sonst passiert, müssen wir abwarten. Ich kommentiere das nicht."

Aus München hieß es zuletzt, dass der Klub ausdrücklich nicht mit Borussia Dortmund über eine Ablösesumme für Robert Lewandowski verhandeln möchte (Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge). Auch war zu hören, dass der Pole willkommen sei, allerdings ablösefrei, also 2014. Hat der FC Bayern seine Meinung geändert? Hat sich Pep Guardiola neben Götze auch Lewandowski als Wunschspieler ausbedungen?

Und so ergibt sich ein ambivalentes Schicksal für Borussia Dortmund. Einerseits wird die Mannschaft in ganz Europa gefeiert und besungen. Andererseits wird aus dem Klub ein öffentlicher Selbstbedienungsladen. Der Kölner Express hatte ja am Mittwoch auch berichtet, Pep Guardiola wolle zudem Mats Hummels für die Abwehr haben. Und wenn nicht München, dann wird sicher der FC Barcelona den Verteidiger kaufen. Unter diesen Umständen ist das 4:1 gegen Real Madrid und wie es zustande kam, eine noch viel größere Geschichte als das Ergebnis aussagt.

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