Gäbe es eine Art Wettbewerb für reisefreudige Fußballteams, wäre Borussia Dortmund wohl der Sieger dieses Sommers. Eine knappe Woche ist der Klub nun durch die USA getourt, hat 18 000 Reisekilometer zurückgelegt, mehrere Zeitzonen durchquert und mindestens ebenso viele Marketingtermine absolviert.
Trotz all der Strapazen herrscht beim BVB dieser Tage einvernehmliche Zuversicht. Selbst eine heftige Unwetterlage in Chicago, die den Heimflug um fast zwei Stunden verzögerte, konnte dem Dortmunder Stimmungshoch nichts mehr anhaben. Kein Wunder, schließlich hat das Team von Trainer Lucien Favre in einem Testspiel den amtierenden Champions-League-Sieger FC Liverpool mit 3:2 besiegt.
Favre selbst hielt sich mit einer Bewertung zurück, dafür fand Kapitän Marco Reus lobende Worte: "Das ist eine Charaktersache, da gehört Willensstärke dazu. Wir haben die Aufgabe mit Bravour bestanden." Seiner Meinung nach diente die Partie gegen Klopps Liverpooler auch dem Teambuilding. Mut, Vertrauen, Selbstbewusstsein: Diese Attribute habe man für die kommende Saison hinzugewonnen. Das zeigte sich auch im Hitzekampf gegen Liverpool in South Bend, bei dem Paco Alcácer, Thomas Delaney und Jacob Bruun Larsen trafen.
Dass der BVB vor allem teamintern einen Prozess des Zusammenfindens beschreitet, verdeutlichte schließlich auch die dritte Halbzeit des Liverpool-Tests. Die fand - klassisch amerikanisch - beim Burger-Essen in einem Fastfoodladen statt. Und zwar ausnahmsweise ungeachtet aller sonstigen Ernährungsvorgaben.
Auch Jürgen Klopp gerät ins Schwärmen
Auf dem Platz hatte es zuvor erste Eindrücke einer Mannschaft mit neuer Wucht gegeben, und zwar sowohl beim 3:1 im ersten Freundschaftskick bei den Seattle Sounders als auch gegen Liverpool. Dass Potenzial da ist, das wissen sie ohnehin bei der Borussia, und hinzukommt, dass die Verantwortlichen den Kader deutlich aufgemöbelt haben "Der BVB ist auf allen Positionen mit höchster Qualität besetzt. Es ist sehr eindrucksvoll, was sie machen", schwärmte auch Jürgen Klopp.
Ob der BVB in der kommenen Bundesliga-Saison sogar sein Titelfavorit ist, ließ er aber offen: "Ich will sie nicht zu sehr loben, denn es könnte ja sein, dass auch einige Deutsche zuhören und der Druck auf sie damit steigt. Das ist nicht meine Absicht." Der Druck dürfte in den kommenden Monaten aber ohnehin da sein, hat schließlich Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke erstmals seit Jahren den Titel als Saisonziel ausgerufen.