Pleite gegen Leverkusen:Das nächste Sturmtief über Dortmund

Pleite gegen Leverkusen: Leichtes Spiel gegen defensivschwache Dortmunder: Florian Wirtz (in Blau) erzielt das Leverkusener 2:1.

Leichtes Spiel gegen defensivschwache Dortmunder: Florian Wirtz (in Blau) erzielt das Leverkusener 2:1.

(Foto: Ulrich Hufnagel /imago)

Die Defensive mal wieder wild, Torjäger Haaland verletzt und in Schwarz auf der Tribüne: Nach dem 2:5 gegen Bayer 04 fällt der BVB neun Punkte hinter die Bayern zurück - die Debatten werden sich vertiefen.

Von Ulrich Hartmann

Erling Haaland saß am Sonntag ganz in Schwarz auf der Tribüne. Borussia Dortmunds Torjäger trug als Zuschauer auch schon optimistischere Farben, doch diesmal hatte er womöglich eine Ahnung gehabt, dass ihm beim Zuschauen traurig zumute werden könnte. Und wirklich, ihm wurde traurig zumute - nicht nur, weil er, der süchtig zu sein scheint nach Toreschießen, nicht mitspielen konnte - ausgerechnet in einer Partie, die sich zum torreichsten Duell der jüngeren Bundesliga-Historie entwickelt hat.

Dieses Spiel gegen Bayer Leverkusen, es hätte Haaland süße Momente versprochen. Der Norweger wurde aber vor allem deshalb traurig, weil er ohne seine Muskelverletzung vielleicht hätte verhindern können, dass Dortmund dieses Verfolgerduell mit 2:5 (1:3) verlor. Haaland musste hilf- und tatenlos ein Debakel mitansehen.

"Wir müssen grundsätzlich eine ganz andere Körpersprache zeigen."

BVB gegen Bayer - in diesem Duell fielen in den vergangenen fünf Jahren im Schnitt fünf Tore pro Spiel. Diesmal waren es sogar sieben, allein vier in der ersten halben Stunde. Haaland blies auf der Tribüne die Backen auf, er traute seinen Augen nicht. Dortmund ließ sich vor 10 000 Fans demütigen, der Rückstand zu Spitzenreiter Bayern München wuchs auf neun Punkte an, der Vorsprung vor dem Dritten Leverkusen schmolz auf fünf Punkte zusammen. Die Debatte um die Launen der instabilen BVB-Mannschaft dürften heftiger werden.

"Wir setzen zum Teil einfach die Vorgaben nicht um", schimpfte nach dem Spiel bei Dazn Dortmunds Kapitän Marco Reus. Diese Selbstanzeige klang explosiv, weil sie mittlerweile Fragen aufwirft nach der Autorität des Trainers Marco Rose und der Spielintelligenz der Mannschaft. Reus zeterte: "Wir sind immer einen Schritt zu spät gekommen, hatten ein ganz schlechtes Offensiv-Verhalten und müssen grundsätzlich eine ganz andere Körpersprache an den Tag legen." Neu sind all diese Mankos nicht, aber so verzweifelt wie diesmal klang der Mannschaftskapitän selten.

Leverkusens 1:0-Führung hatte in der 10. Minute der Dortmunder Abwehrspieler Manuel Akanji erzielt, als ihm ein vom eigenen Torwart Gregor Kobel parierter Schuss vors Knie und von dort ins Tor sprang. Den Dortmunder 1:1-Ausgleich erzielte in der 16. Minute der Leverkusener Abwehrspieler Jeremy Frimpong per Kopf nach einem Julian-Brandt-Freistoß - zwei Eigentore also standen am Beginn des Trefferfestivals.

"Wir müssen aufpassen, dass es nicht ein zu großer Schlagabtausch wird", hatte BVB-Trainer Rose vor dem Spiel gemahnt - er kennt seine Pappenheimer. Das half ihm am Sonntag aber nichts. Florian Wirtz brachte Leverkusen in der 20. Minute mit 2:1 in Führung, ein 16-Meter-Freistoß von Robert Andrich fand in der 28. Minute den Weg zum 3:1 ins Tor-Eck. Es war die frühe Vorentscheidung.

"Verdammt noch mal" - mit diesem Ausruf untermalt, hatte Rose seine Spieler in der Pressekonferenz vor der Partie zu einer konsequenteren Gegentor-Verhinderung aufgefordert. Geklappt hat das trotzdem nicht. Pech hatte vor dem ersten Gegentreffer der für den verletzten Mats Hummels spielende Innenverteidiger Dan-Axel Zagadou, als er den Ball ohne Not an Leverkusens Patrik Schick verlor. Jonathan Tah (4:1, 53.) und Moussa Diaby (5:1, 87.) demütigten den BVB mit zwei weiteren Treffern, weshalb das schlussendliche 2:5 durch Steffen Tigges in der 89. Minute keine Linderung mehr für die geschundene Dortmunder Seele bedeutete.

"Jetzt wird wieder viel auf uns einprasseln", ahnte Rose schon kurz nach dem Anpfiff. Diese Erfahrung ist nicht neu für ihn, solche Rückschläge hat seine Mannschaft in dieser Saison immer wieder erlitten. Doch mit jedem Déjà-Vu wachsen die Zweifel an der Zuverlässigkeit der Mannschaft. "Konstanz ist das Zauberwort", sagt Rose, "daran müssen wir arbeiten."

Von der Mannschaft im Stich gelassen fühlt sich der Trainer nicht. Zumindest verneinte er dies in der Pressekonferenz. "Ich bin Teil dieser Gruppe", betonte er. Irritierend fand Rose aber offenbar schon, "dass wir Leverkusens Umschaltspiel nicht in den Griff bekommen haben, obwohl wir dies vorher ausdrücklich als ihren Matchplan ausgemacht hatten". Pfiffe der eigenen Fans fand Rose angesichts des Ergebnisses "mehr als verständlich".

Den offensiven Spielstil der Dortmunder grundsätzlich infrage stellen lassen wollte er allerdings nicht. "Aber darüber zu reden und es zu trainieren ist die eine Sache - die andere ist, es im Spiel auch umzusetzen", sagte Rose - und ließ Zweifel durchklingen. Der Fußball, wie der Coach ihn sich vorstellt, gelingt dem BVB nur phasenweise, nie dauerhaft.

Für Leverkusens Trainer Gerardo Seoane, sichtlich gut drauf, waren die drei Punkte besonders angenehm, um in der Spitzengruppe der Tabelle "nach hinten einen kleinen Vorsprung zu kreieren". Fünf Punkte Distanz hat Bayer jetzt zum fünftplatzierten SC Freiburg: "Für unser Ziel, unter die ersten Vier zu kommen", sagte Seoane, "war das ein wichtiger Sieg."

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