Borussia Dortmund:Schwarz-gelbe Zweifel

Borussia Dortmund: Löchrige Abwehr: Nico Schlotterbeck (links) und Mats Hummels gelingt es partout nicht, häufiger zu null zu spielen.

Löchrige Abwehr: Nico Schlotterbeck (links) und Mats Hummels gelingt es partout nicht, häufiger zu null zu spielen.

(Foto: Marco Steinbrenner/Kirchner-Media/Imago)

Platz acht in der Liga und klarer Verlierer des Duells mit Union Berlin: Der BVB befindet sich in einer brenzligen Situation. Trainer Edin Terzic genießt großes Vertrauen - doch die Launenhaftigkeit des Teams fällt auch auf ihn zurück.

Kommentar von Ulrich Hartmann

Nach der Niederlage beim Tabellenführer am zehnten Spieltag nannte Sebastian Kehl die Lage "brenzlig". So aktuell das jetzt auch klingen mag, diese Wortwahl ist acht Jahre her. Der heutige Sportchef Kehl war damals noch Mittelfeldspieler. Borussia Dortmund war nach einer 1:2-Niederlage beim Tabellenführer Bayern München Vorletzter. Für den Trainer Jürgen Klopp sollte es sich als letzte Saison beim BVB erweisen.

In Abstiegsgefahr ist Dortmund derzeit nicht, gefühlt aber erinnert die Lage nach der 0:2-Niederlage beim Tabellenführer Union Berlin an den Herbst 2014. So schlecht wie jetzt ist die Borussia seit damals tatsächlich nicht mehr in eine Bundesliga-Saison gestartet. Und noch eine Parallele gibt es: Auch damals war der BVB in der Champions League zugleich erfolgreich, zog schon im vierten Spiel vorzeitig ins Achtelfinale ein. Dem BVB der Gegenwart fehlt in der Champions League aus zwei Spielen nur noch ein Punkt, dann stünde er unter den besten 16 Klubs Europas.

Seit Klopp im Jahr 2015 zum FC Liverpool gewechselt ist, war dem BVB kein Trainer mehr auf Dauer gut genug: Thomas Tuchel nicht, Peter Bosz, Lucien Favre und Marco Rose auch nicht. Sie alle aber haben in den sieben Spielzeiten seither ein besseres erstes Saisondrittel hingelegt als nun jener Edin Terzic, von dem sich die BVB-Bosse erhofft hatten, dass er es mit westfälischer Heimatverbundenheit und schwarz-gelber DNA endlich schafft, aus dem Kader dauerhaft und zuverlässig das Potenzial zu schöpfen. Und jetzt das: Mit 16 Punkten und Platz acht ist man so schlecht wie unter keinem der vier Vorgänger.

Noch steht Trainer Terzic nicht in zentral in der Kritik - aber die Fragen nach seinem Einfluss nehmen zu

Am Sauerländer Terzic wurde die Debatte um die zahlreichen Unzulänglichkeiten dieser Mannschaft bis jetzt kaum festgemacht. Doch wenn der Abwehrchef Mats Hummels zunehmend der lautstärkste BVB-Kritiker ist, und wenn der Gegentreffer zum 0:2 in Berlin durch exakt einen solchen Hackentrick-Fehlpass (Karim Adeyemi) eingeleitet wird wie Hummels ihn wenige Tage zuvor in seiner "Hacke-Spitze-eins-zwei-drei"-Kritik noch moniert hatte, dann stellt sich die Frage nach dem Einfluss des Cheftrainers durchaus.

Terzic selbst zweifelte nach der Niederlage in Berlin sinngemäß die Professionalität seiner Fußballer an, indem er infrage stellte, ob sie im Spiel auch wirklich bereit seien, "die Sachen zu machen, zu denen man nicht so viel Lust hat" sowie "Dinge tun zu müssen, auf die sie weniger Bock haben". Er meinte damit das laufintensive, zweikampfgeprägte Spiel, das dadurch auch mal schmerzhaft und eintönig sein kann, das aber die Unioner so zuverlässig vorexerzieren wie derzeit kein anderes Team. Der direkte Vergleich beider Teams hat bei Terzic die diesbezüglichen Zweifel an der Willenskraft seiner Spieler womöglich verstärkt. Spielten die Dortmunder wirklich allzu oft nach Lust und Laune, würfe das auch kein gutes Licht auf ihn.

Einem guten Trainer - das hat Leverkusens neuer Coach Xabi Alonso über seine eigenen Trainer Pep Guardiola, José Mourinho oder auch Carlo Ancelotti gesagt - glauben die Spieler jedes Wort. Sie respektieren ihn und folgen ihm, stets zu allem bereit. Dass Terzic womöglich nicht immer zu allen durchdringt und dass Hummels mit öffentlichen Kommentaren eingreifen zu müssen glaubt, ist kein gutes Zeichen für die Entwicklungen bei Borussia Dortmund.

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