Süddeutsche Zeitung

BVB:32 Feldspieler, vier Torhüter

  • Borussia Dortmund verfügt derzeit über 32 Feldspieler und vier Torhüter.
  • Sportdirektor Michael Zorc muss vor dem Bundesliga-Start noch aussieben.
  • Vor allem in der Abwehr ist der Klub überbesetzt.

Von Ulrich Hartmann, Dortmund

Wer am Freitag den Trainingsauftakt im Stadtteil Brackel beobachtete, fand einen aufgeräumten Ballspiel-Verein Borussia Dortmund vor. 14 Feldspieler und drei Torhüter trabten bei idyllischem Sommerwetter über den Platz des Trainingszentrums. Dies war allerdings ziemlich exakt nur die halbe Wahrheit über den Umfang des derzeitigen Kaders, denn inklusive einiger Perspektivspieler und solcher Fußballer wie André Schürrle, Shinji Kagawa, Sebastian Rode, Jeremy Toljan, Dzenis Burnic und Felix Passlack, die keine Zukunft beim BVB besitzen, zählt das aktive Personal des Klubs momentan 32 Feldspieler und vier Torhüter.

Während Trainer Lucien Favre die Mannschaft fit macht für den Bundesligastart in sechs Wochen, muss der Sportdirektor Michael Zorc noch aussieben. 23 Spieler hat der BVB in der vergangenen Bundesliga-Saison eingesetzt. Sehr viel mehr sollen es gewiss auch in dieser Saison nicht werden.

Vor allem in der Abwehr ist der Klub überbesetzt. Es stehen allein sechs Innenverteidiger für zwei freie Stellen zur Verfügung, und nimmt man Julian Weigl als flexible Option noch hinzu, dann sind es sogar sieben Profis: Ömer Toprak, Mats Hummels, Manuel Akanji, Dan-Axel Zagadou, Abdou Diallo und Leonardo Balerdi. Das reichhaltige Assortiment liegt daran, dass man hier in den vergangenen Jahren großen Handlungsbedarf gesehen hat. In den vergangenen beiden Spielzeiten kassierten die Dortmunder 47 und 44 Gegentore, mehr hatten sie zuletzt in der Saison 2007/08 zugelassen.

Die vertikale Achse (Hummels/Witsel/Reus) passt

Man hat jüngst also mit großer Sammelleidenschaft Innenverteidiger akquiriert: vorletzte Saison Akanji, Zagadou und Toprak, vergangene Saison Diallo und Balerdi, jetzt Hummels. Nun will man den einen oder anderen von ihnen wieder hergeben. Toprak dürfte keine Zukunft in Dortmund haben, auch der hochtalentierte, aber großfehlerbehaftete Zagadou gilt als Verkaufskandidat, Diallo kokettierte soeben öffentlich mit einem Wechsel zu Paris Saint-Germain und beklagte sich in einer französischen Zeitung, als Innenverteidiger in der vergangenen Spielzeit immer wieder auf der ungeliebten Linksverteidigerposition ausgeholfen haben zu müssen. Der junge Balerdi gilt als Kandidat für eine Leihe. Hummels, Diallo und Akanji wären wohl ein angemessenes Kerntrio für die Innenverteidigung in der neuen Saison.

Vor allem Hummels spielt eine zentrale Rolle im Aufbau der neuen Stammelf. Mit ihm in der Abwehrreihe, im defensiven Mittelfeld mit Axel Witsel und im offensiven Mittelfeld mit Marco Reus (alle drei sind 30 Jahre alt) hätte der BVB eine sehr erfahrene vertikale Achse. Diese Erfahrung ist vielleicht das Puzzleteil, das dem BVB zur Meisterschaft verhelfen könnte. Nicht umsonst hat der Sportdirektor Zorc beim Trainingsauftakt direkt betont, dass man Meister werden wolle. Das war eine unmissverständliche und klare Ansage, ganz das Gegenteil zum zögerlichen Vorgehen in der vergangenen Saison.

Der BVB hat ein Trainingslager in den USA (15. bis 21. Juli) und eines im schweizerischen Bad Ragaz (27. Juli bis 2. August) vor sich. Am 3. August steigt im heimischen Stadion der Supercup gegen den FC Bayern München, am 9. August gastiert man im DFB-Pokal beim Drittligisten KFC Uerdingen und am 17. oder 18. August geht die Bundesliga mit einem Heimspiel gegen den FC Augsburg los. In diesen drei Partien wird nicht nur spannend zu sehen, wer in der Innenverteidigung aufläuft, sondern auch, wie sich die Zugänge Julian Brandt, Thorgan Hazard und Nico Schulz in die Startelf integrieren. Sie alle steigen erst am kommenden Mittwoch ins Training ein. Dann wird es voller auf dem Trainingsplatz in Brackel. Trainer Favre dürfte das ganz Recht sein. Bis zu einem gewissen Maß.

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SZ vom 07.07.2019/chge
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