BVB in der Champions League:Merkwürdig blutleer und uninspiriert

Lesezeit: 3 Min.

Der BVB lieferte im Giuseppe-Meazza-Stadion eine enttäuschende Leistung ab. (Foto: dpa)
  • Der BVB präsentiert sich in der Champions League gegen Inter Mailand schwach.
  • Beim 0:2 werden Schwächen in Kader und Spiel offensichtlich.
  • Eine Diskussion um Trainer Lucien Favre will Sportdirektor Michael Zorc aber nicht aufkommen lassen.
  • Hier geht es zu allen Ergebnissen und Tabellen der Champions League.

Von Felix Meininghaus, Mailand

Wer das Stadion Giuseppe Meazza im Mailänder Stadtteil San Siro betritt, stellt sich unwillkürlich die Frage, warum einer der imposantesten und traditionsreichsten Prachtbauten des Fußballs in absehbarer Zeit abgerissen werden soll. Der Fußballtempel soll einem Neubau weichen, der dann noch eindrucksvoller werden soll. Aktuell wird allerdings weiter im Giuseppe-Meazza-Stadion gekickt, Borussia Dortmund hat dort schon manch lohnenswerten Betriebsausflug erlebt. Das jüngste Gastspiel bei Inter Mailand gehört allerdings mit Sicherheit nicht dazu, der Auftritt der Dortmunder war viel zu schwach, um bleibenden Erinnerungswert zu haben.

Der BVB verlor völlig zu Recht mit 0:2 (0:1) und agierte dabei merkwürdig blutleer und uninspiriert. Bis zur 45. Minute gab es nur einen ernsthaften Dortmunder Versuch, Torgefahr heraufzubeschwören, doch der Schuss von Axel Witsel landete weit über dem Querbalken. Dann war es kurz vor dem Halbzeitpfiff Jadon Sancho, der Inters Keeper Samir Handanovic mit einem Flachschuss forderte. In der zweiten Halbzeit wurde es zwar ein wenig besser, wirklich überzeugend war die Dortmunder Darbietung aber zu keinem Zeitpunkt. Im Gegenteil, es war reichlich wenig für eine Mannschaft, die in der Champions League gehobene internationale Ansprüche für sich geltend machen will.

Champions League
:Dortmund so defensiv wie nie

Der BVB verliert beim 0:2 in Mailand verdient sein erstes Champions-League-Spiel in dieser Saison. Favres Elf fällt nur sehr wenig ein.

Von Ulrich Hartmann

Entsprechend schlecht war die Stimmung, nur der Trainer war mit sich und seiner zaudernden Mannschaft im Reinen: Die Mannschaft habe gut gespielt, "es war klar, dass wir nicht zehn Großchancen gegen Inter haben werden", sagte Lucien Favre: "Gegen so eine Mannschaft musst du Geduld haben." Das konnte man durchaus auch anders beurteilen, wie Sportdirektor Michael Zorc. Er konstatierte, "dass du so ein Spiel nicht verlieren musst. Das ist sehr ärgerlich, wir hätten deutlich konsequenter und zielstrebiger agieren müssen." Und Sebastian Kehl, Leiter der Lizenzspieler-Abteilung ergänzte: "Wir waren am Ende nicht torgefährlich genug. Wir haben es ihnen zu einfach gemacht."

Dortmund erspielte sich im ersten Durchgang zwar 55 Prozent Ballbesitz, doch was nutzt das, wenn der Ball nur um die gefährliche Zone herumzirkuliert? Er tue sich "ein bisschen schwer, dieses Spiel zu greifen", sagte Innenverteidiger Mats Hummels: "Das sieht ganz gut aus, aber im letzten Drittel ist das nicht genug. Wir haben deutlich zu wenig Chancen kreiert."

Schwächen in Dortmunds Kaderplanung werden sichtbar

Brandt, Hazard, Sancho, Hakimi - der BVB hatte einige Offensivkräfte auf dem Rasen, die durchaus in der Lage sind, Torgefahr zu entwickeln. Ein gelernter Stürmer war nicht darunter, weil Paco Alcácer weiterhin mit Problemen an der Achillessehne ausfällt und sich zudem Kapitän Marco Reus mit einem grippalen Infekt abgemeldet hatte. Dortmunds mit Abstand torgefährlichstes Akteure waren nicht dabei, "und dann hat jede Mannschaft ein Problem", sagte Zorc. Das kann man so stehen lassen, doch auf der anderen Seite sehen sich Favre und die Dortmunder Kaderplaner mit dem Vorwurf konfrontiert, bei der Zusammenstellung des Kaders auf die Verpflichtung eines weiteren Stürmers verzichtet zu haben. Das Spiel in Mailand zeigte überdeutlich, wie wichtig es gewesen wäre, ein Back-up für den spanischen Torjäger zu haben.

So blieben die Dortmunder ohne Erfolgserlebnis, womit die Atempause für Favre nach dem Sieg gegen Mönchengladbach gerade Mal vier Tage währte. Nun könnten die Debatten um den kapriziösen Schweizer wieder an Dringlichkeit zunehmen. Wie die Sport Bild jüngst berichtete, soll sich José Mourinho beim deutschen Vizemeister auf der Kandidatenliste befinden. Es heißt, BVB-Boss Hans Joachim-Watzke und Mourinho verbinde eine mehr als kollegiale Beziehung. "Wir sind schon lange befreundet und haben immer Kontakt", wird Dortmunds Geschäftsführer zitiert.

Zuletzt hatte Mourinho erklärt, dass er sich einen Wechsel in die Bundesliga vorstellen könne. "Ich finde die Bundesliga wirklich interessant", sagte der 56-Jährige. Er schwärmte dabei ausdrücklich auch von Borussia Dortmund: "Ich bewundere die Arbeit des BVB und seinen Versuch, mit einem Giganten wie Bayern zu konkurrieren." Zudem lernt der Mann, der als Übersetzer tätig war, bevor er seine Weltkarriere als Trainer startete, bereits seit längerer Zeit Deutsch. In Mailand widersprach Zorc den Meldungen, die Borussia trage sich mit dem Gedanken, den Portugiesen ins Revier zu holen. "Wir führen keine Trainerdiskussion. Wir sind froh, dass wir Lucien Favre haben." Doch solche Aussagen könnten ziemlich schnell von der Realität eingeholt werden. Am Samstag spielt der BVB beim stets brisanten Revierderby auf Schalke vor. Noch so eine enttäuschende Vorstellung wie in Mailand sollte sich Favre nicht leisten.

© SZ.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Borussia Dortmund
:Die Zweifel an Favre wachsen

Die interne Kritik am BVB-Trainer ist vor dem Topspiel gegen seinen früheren Klub Gladbach leise - und doch glockenlaut. Geeignete Nachfolger gäbe der Markt aber kaum her.

Von Freddie Röckenhaus

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: