Borussia Dortmund in Málaga:Viele Chancen, kein Tor

FC Malaga - Borussia Dortmund Fußball Champions League, Roman Weidenfeller

Dortmunds Roman Weidenfeller: Bewahrte den BVB vor einer Niederlage

(Foto: dpa)

Da wäre mehr drin gewesen: Den Dortmunder Stürmern fehlt im Viertelfinal-Hinspiel in Málaga vor dem Tor die letzte Konzentration, gleich mehrere Chancen bleiben ungenutzt. Weil der starke Weidenfeller das 0:0 festhält, bleibt der BVB aber als einziges Team der Champions League ungeschlagen.

Der Mann an der Seitenlinie, elegant gewandet in dunklem Trenchcoat, Krawatte und modischem Winterschal, er stieß noch mal einen Pfiff aus, gestikulierte und gab eine letzte Anweisung, aber es nutzte nichts. Es passierte nichts mehr, der Schiedsrichter erklärte die Partie für beendet, und Jürgen Klopp betrat den Rasen, um seinen Spielern zu gratulieren. Klopp trug Champions-League-Kleidung, keine "Pöhler"-Kappe, keine Trainingshose, er wirkte wie das Ergebnis, das dieses Hinspiel im Viertelfinale zwischen dem FC Málaga und Borussia Dortmund brachte: 0:0, nicht aufregend, aber seriös.

Es war ein gutes 0:0, das gewiss, eines auch, das Dortmund keine schlechte Ausgangslage für das Rückspiel vor heimischem Publikum beschert, aber doch: War Dortmund nicht der Favorit? Hätte es nicht ein Sieg werden können, werden müssen, gegen diesen FC Málaga, dessen Aufstellung für Gelegenheitszuschauer immer wie ein Déjà-vu wirkt? Demichelis, Julio Baptista, Toulalan, Saviola, Santa Cruz, Namen, die im Fußball seit langer Zeit bekannt sind.

Sechs Akteure in der Startelf Málagas an diesem Abend waren älter als 30 Jahre - gleichwohl das Málaga noch lange nicht zu einem Haufen alternder früherer Stars macht, der im schönen Málaga wohnt, um zu urlauben und ein bisschen Fußball zu spielen. Im Gegenteil: Bislang trat die Mannschaft auf wie ein Team talentierter Jugendlicher, das die Spielfreude treibt, unterstützt auch von ihrem Jüngsten, dem 20-jährigen Isco, der als größtes spanisches Talent seines Jahrgangs gilt, als eine Art Mario Götze Spaniens. Im Achtelfinale schlug Málaga den FC Porto, und das überzeugend.

"Es kommt einiges auf uns zu", sagte daher auch BVB-Trainer Jürgen Klopp vor dem Spiel, er sagte das allerdings ohne Furcht oder gar Panik, wieso auch, er fügte ja noch hinzu: "Wir können auch ein bisschen Fußballspielen."

Kombinieren, spielen, schießen

Es war das erste Mal in der Vereinsgeschichte des FC Málaga, dass ein deutscher Klub Gegner im Europapokal war, wohl auch deshalb begegneten die Spanier ihren Kontrahenten mit viel Respekt: "Ein 8:0 wäre ein gutes Ergebnis, aber es reicht noch nicht", das hatte Mittelfeldspieler Joaquin auf die Frage nach seinem Wunschresultat geantwortet. Aber weil man auch respektvoll und trotzdem frech sein kann, entwickelte sich schnell eine Partie mit hohem Unterhaltungswert.

"Ich hoffe, dass wir den Fans eine gute Show bieten", das hatte Málagas chilenischer Trainerfuchs Manuel Pellegrini vor dem Spiel gesagt, und damit die Show zu seinen Gunsten ausgehen würde, hatte sich Pellegrini einen besonders interessanten Trick ausgedacht: Er kopierte einfach die taktische Aufstellung der Dortmunder. Zunächst aber blieb die Umstellung ohne Wirkung: Dortmund riss die Partie schnell an sich. Nach 14 Minuten kam Mario Götze frei zum Schuss, nach 18 Minuten noch freier, beide Male aber parierte Málagas Schlussmann Wilfredo Caballero Lazcano, genannt Willy.

Vorbereiter war beide Male Robert Lewandowski, der neben dem abermals herausragenden Ilkay Gündogan der auffäligste Schwarzgelbe an diesem Abend war; Lewandowski war es auch, der Dortmund die dritte Großchance der ersten Halbzeit bescherte, als er in der 31. Minute nur durch eine Trikotzupfer des spanischen Abwehrchefs Weligton gestoppt werden konnte. Weligton sah dafür die gelbe Karte, die ihn für das Rückspiel einen Platz auf der Tribüne beschert, Dortmund wurde ein Freistoß unmittelbar vor der Strafraumgrenze zugesprochen, den der insgesamt glücklose (und nach etwas mehr als einer Stunde ausgewechselte) Marco Reus aber am Tor vorbeisetzte.

Es war wie schon häufiger in dieser Dortmunder Champions-League-Saison: Dortmund kombinierte, spielte, schoss, aber traf nicht. So ging das auch in der zweiten Halbzeit weiter: 47. Minute, Übersteiger Götze, Pass zu Robert Lewandowski, der alleine aus elf Metern Entfernung den Ball nicht richtig traf. 65. Minute, Pass Gündogan in den Lauf von Götze, der unbedrängt von halbrechts das Tor verfehlte. Eine Zeit lang sah es so aus, als bliebe dieses Spiel ein enden wollender Beweis, dass gute Show auch ohne Tore funktioniert.

Auch Málaga trug dazu ja seinen Teil bei, die Spanier waren keinswegs nur Zuschauer, keineswegs chancenlos. Dortmunds Schlussmann Roman Weidenfeller musste mehrmals sein ganzes Talent ausschöpfen, um einen Gegentreffer zu verhindern, etwa als Julio Baptista aus sechs Metern zum Kopfball kam (42.) oder Isco aus halblinker Position gut zielte (66.). Je länger die Partie dauerte, desto weniger aber kam Málaga noch dazu, doch auch auch Dortmunds Tordrang ließ in den Schlussminuten nach. Und nun? "Unsere Aufgabe war, zu null zu spielen", sagte Roman Weidenfeller, "das haben wir geschafft."

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