Mitch Langerak
War früher immer nur Dortmunds Pokaltorwart, ist inzwischen auch so etwas wie Dortmunds Stammtorwart. Ob er das auch in der neuen Saison sein wird, unter dem neuen Trainer Thomas Tuchel, ist allerdings noch nicht offiziell verkündet. Warb nach wenigen Minuten für sich, als er Perisics Schuss reaktionsschnell abwehrte. Warb 20 Minuten später nicht für sich, als er Naldos Freistoß reaktionsschnell nach vorne ablenkte, wo Luiz Gustavo den Abpraller einschoss. So was gilt als Torwartfehler, bei Naldos wettbewerbsverzerrenden Krachern müssten aber eigentlich andere Regeln gelten. Zumal der Ball unmittelbar vor Langeraks Fäusten noch auftitschte - deshalb, gegen den Trend: Tendenz Freispruch. Genau andersrum war's beim 1:2: Solche Bälle gelten zurecht als unhaltbar. Andererseits: Wäre er zehn Zentimeter länger oder zufällig Manuel Neuer... Beim 1:3 definitiv chancenlos.
Erik Durm
Joachim Löw hat nach der WM in Brasilien eine Idee gehabt: Erik Durm, so dachte Löw, könne doch sein neuer Linksverteidiger werden. War immerhin bei der WM dabei, der Bursche, hat dort unfallfrei ein Haus im Campo Bahia bewohnt, es war sogar das Haus von Thomas Müller. Dann aber: Verletzte sich Durm. Und als er aus seiner Pause zurückkehrte, besetzte ihn Jürgen Klopp unverschämterweise als Rechtsverteidiger. Das ist natürlich doof für Löw. Gut für Löw aber: Durm kann auch rechts - tauchte als Erster aus dem gelben Nebel auf, den die BVB-Fans übers Stadion gelegt hatten. Bereitete mit schönem Trick Kagawas Flanke vor dem 1:0 vor. Defensiv noch ausbaufähig, aber das gilt auf der linken Seite genauso. Als ihn nach 67 Minuten Lukas Piszczek ersetzte, hatte er einen zwiespältigen Eindruck hinterlassen. Für Durm ist die Saison aber noch nicht zu Ende, am 13. Juni wartet noch eine große Herausforderung auf ihn: ein Länderspiel gegen Gibraltar.
Neven Subotic
Gilt als kampf- und kopfballstark, bestätigte wie immer Ersteres, nicht aber das Zweite. Wolfsburgs Dost musste beim 3:1 nicht mal jemanden überspringen. Er erzielte ein Kopfballtor, ohne ein Kopfballduell zu führen. Gemeinsam mit Durm bildete Subotic eine prima Eskorte. Stammt aus Mainz, dennoch wird der neue, ebenfalls aus Mainz stammende Trainer Tuchel kritisch über ihn nachdenken.
Mats Hummels
Gilt ebenfalls als kampf- und kopfballstark, zeigte Letzteres in der 42. Minute bei einem Offensivkopfball. War als letzte Instanz aber auch nicht imstande, die Tore der brutal effizienten Wolfsburger zu verhindern - ohne dass er bei den betreffenden Szenen wirklich viel falsch machte. Freut sich bestimmt auch auf Gibraltar.
Marcel Schmelzer
Er wird nicht mehr Löws Linksverteidiger werden. Löw hat ihn mehrmals ausprobiert und für nicht tauglich befunden. Vor der WM hat er hat ihn aus dem Kader gestrichen und hinterher einfach nicht mehr eingeladen. Schmelzer rackerte wacker, aber hinten verhinderte er die Flanke vor dem 3:1 nicht, vorne kam er selten gewinnbringend durch. So wird's Löw zumindest sehen.
Ilkay Gündogan
Verstand sich gut mit Kagawa, kombinierte sich mit kleinen, feinen Bälle durchs Mittelfeld. Stand in einem inoffiziellen Wer-passt-besser-zum-FC-Bayern-Wettbewerb mit Wolfsburgs de Bruyne. Hat mit Sicherheit die ästhetischeren Haken und Häklein sowie Pässe und Pässlein im Repertoire, aber in den relevanten Kategorien "Punch" und "Effizienz" lag der Rivale deutlich vorn.
Sebastian Kehl
Eine Weile sah es so aus, als würde ihm das Schicksal ein passendes Abschiedsspiel spendieren. Als der BVB anfangs das Spiel kontrollierte, kontrollierte Kehl routiniert mit. Als Wolfsburg dann aber den BVB überrumpelte, ließ das Schicksal Kehl ein bisschen im Stich. So ging seine Laufbahn unangemessen unromantisch zu Ende: In der 68. Minute ersetzte ihn Jakub Blaszczykowski.
Henrikh Mkhitaryan
Die BVB-Fans haben's nicht leicht, sie müssen beim rituellen Verlesen der Aufstellungen schwierige Namen singen. Aber immerhin: Mkhitaryan klang wie Mkhitaryan. Zeigte viele Facetten seines Spiels: Seine Kritiker werden wahrscheinlich mangelnde Effizienz und mangelnden Punch anmahnen, seine Freunde werden seinen wunderbaren Fuß rühmen, den er einige Male - aber zu selten - zum Einsatz brachte.
Shinji Kagawa
Eine der Geschichten der Saison war bisher eigentlich, dass Kagawa nach seiner Rückkehr zum BVB nie wieder die Form erreicht hat, die er vor seinem Wechsel nach Manchester hatte. Nach sechs Minuten war die Geschichte eine andere: Kagawas wunderschöner Vorlage folgte das 1:0. Begann so, wie er bei seinem bisher letzten Pokalfinale aufgehört hat: beim 5:2-Sieg gegen Bayern im Mai 2012. Jeder gefährliche Ball kam von ihm. Sein Spiel blieb phantasievoll, aber gegen Wolfsburgs Wuchtfußball wirkte es mit zunehmender Dauer doch etwas zu zart.
Marco Reus
Eine andere Geschichte der Saison war, dass der arme Reus noch nie einen großen Titel gewonnen hat. Um seine Kritiker zu bestätigen, schoss er nach Kagawas schöner Hereingabe gleich mal übers Tor (19.). Mischte gute mit etwas unglücklichen Szenen, aber vor allem litt sein Gesamteindruck darunter, dass auf der anderen Seite ein Spieler namens de Bruyne jene entscheidenden Bälle spielte, die man gemäß Begabung eigentlich von Reus erwartet. Die Hoffnung auf die entscheidenden Bälle verlor Klopp zusehends: Ersetzte Reus später durch Immobile.
Pierre-Emerick Aubameyang
Auch seinen Namen sangen die BVB-Fans beeindruckend melodisch. Aubameyang klang wie Aubameyang. Kurz darauf durften die BVB-Fans gleich nochmal singen: Dem Unaussprechlichen gelang das 1:0, und er bewies allen, die es bisher nicht glauben wollten, dass er tatsächlich nicht nur wahnsinnig schnell rennen, sondern auch trocken treffen kann. War viel und natürlich schnell unterwegs, aber es flogen zu wenig brauchbare Bälle in seine Laufwege.
Einwechselspieler: Jakub Blaszczykowski, Lukas Piszczek, Ciro Immobile
Sollten mithelfen, Klopp und Kehl doch noch einen schönen Abschied zu verschaffen. Guter Plan. Ging aber nicht auf.