BVB in der Einzelkritik:Fit für Steinbrücks Kompetenzteam

Mats Hummels bewirbt sich für die Wahlkampf-Truppe des SPD-Kanzlerkandidaten, sein Nebenmann Neven Subotic verursacht Schmerzen beim Gegner. Lukasz Piszczek steht in der zweiten Halbzeit mit einer "Operation Schwalbe" im Fokus. Borussia Dortmund beim 1:2 gegen den FC Bayern in der Einzelkritik.

Von Claudio Catuogno und Philipp Selldorf, London

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BVB in der Einzelkritik:Roman Weidenfeller

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Quelle: AFP

Mats Hummels bewirbt sich für die Wahlkampf-Truppe des SPD-Kanzlerkandidaten, sein Nebenmann Neven Subotic verursacht Schmerzen beim Gegner. Lukasz Piszczek steht in der zweiten Halbzeit mit einer "Operation Schwalbe" im Fokus. Borussia Dortmund beim 1:2 gegen den FC Bayern in der Einzelkritik.

Von Claudio Catuogno und Philipp Selldorf, London.

Roman Weidenfeller: Ein bekannter Bundesligatrainer hat ihn neulich als den stärksten Torhüter der Liga bezeichnet. Das klingt nach einem gewagten Urteil, ist es aber nicht, denn der Name dieses Bundesligatrainers ist Jürgen Klopp. Die Qualitäten dieses einzigartigen Schlussmanns waren anfangs nicht gefragt, mit Arbeit wurde allein sein Münchner Kollege versorgt. Weidenfeller durfte sich lediglich durch das Aufnehmen von Rückpässen empfehlen, in dieser Disziplin ist er in Deutschland allerdings nicht der Beste und auch nicht der Zweit- oder Drittbeste. Dafür war er zur Stelle, als plötzlich Mandzukic auf sein Tor köpfte (27.). Erstklassige Reaktion war gefragt - und wurde prompt geliefert. Ab sofort war Weidenfeller im Dauereinsatz, zweimal forderte ihn Robben nach Sololäufen heraus, beide Male beendete der Dortmunder Torwart den Alleingang. Robbens dritten Anschlag überstand Weidenfeller nur mit Schmerzen - den Schuss aus kurzer Distanz wehrte er mit seinem energischen Kinn ab. Beim vierten Anlauf kam Robben mit dem Ball an Weidenfeller vorbei - und es stand 0:1, Torschütze Mandzukic (60.). Brutal harte Fernschüsse von Alaba und Schweinsteiger boxte er weg, gegen den listigen Kullerball von Robben zum 2:1 war er machtlos.

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BVB in der Einzelkritik:Lukas Piszczek

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Quelle: AFP

Lukas Piszczek: Bekam es als Dortmunder Rechtsverteidiger nicht einfach nur mit einem handelsüblichen Gegenspieler zu tun. Sondern mit einem der Bauart Franck Ribéry. Hatte den Franzosen anfangs gut im Griff, konnte dann aber das Zuspiel auf Robben nicht unterbinden, das zu Mandzukics 1:0 führte. Stand vor der Partie wegen seiner Hüftprobleme im Fokus, die ihm nach der Saison eine Operation einbringen wird. Stand dann in der zweiten Halbzeit mit einer "Operation Schwalbe" im Fokus, die ihm allerdings keinen Elfmeter einbrachte. Was aber auch nicht weiter wichtig war, weil es kurz darauf sowieso einen gab. Was dann aber schon wichtig war: Ließ sich vor Robbens Last-Minute-Siegtor (89.) von Franck Ribéry überrumpeln. Bekam dann keine Gelegenheit mehr zur Revanche.

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BVB in der Einzelkritik:Neven Subotic

Borussia Dortmund v FC Bayern Muenchen - UEFA Champions League Final

Quelle: Getty Images

Neven Subotic: Inter Mailand und Manchester City sollen sich für ihn interessieren, heißt es. Was kein Wunder wäre: Geschicktes Stellungsspiel nicht nur im eigenen Innenverteidiger-Revier, sondern auch im gegnerischen Strafraum. Einmal sogar so geschickt, dass Manuel Neuer sich bei einem Abwurf in ihm verfing. Verursachte dann noch weitere Schmerzen beim Gegner: Franck Ribéry sprang er bei einem Zweikampf mit dem Kopf gegen die Schläfe (64.). Im schmerzfreien Kerngeschäft nicht so auffällig wie sein Nebenmann Mats Hummels, aber lange Zeit nicht minder aufmerksam, beim 2:1 allerdings zu weit weg vom Geschehen. Trotzdem nicht auszuschließen, dass er auch nächste Saison bei Borussia Dortmund spielt, wobei die Wahrscheinlichkeit bei lediglich 99 Prozent liegen dürfte.

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BVB in der Einzelkritik:Mats Hummels

Borussia Dortmund vs Bayern Munich

Quelle: dpa

Mats Hummels: Der FC Barcelona und Real Madrid sollen sich für ihn interessieren, heißt es. Möglicherweise holt ihn auch der BVB-Aufsichtsrat Peer Steinbrück in sein Kompetenzteam, weil Hummels ja sowohl das rustikale Ausputzen wie auch das geschmeidige Angriffsspiel beherrscht und dazu auch noch eine soziale Ader hat. Hatte nach einer Sprunggelenksverletzung, die bei ihm den Rang einer guten alten Bekannten genießt, lange um seinen Einsatz in Wembley bangen müssen. Schien nun zunächst noch nach seinen Routinen zu suchen - war im Ernstfall aber von Beginn an zur Stelle, etwa bei Kopfbällen gegen die Bayern-Spitze Mandzukic und beim Abgrätschen im Strafraum. Fand dann auch im Spielaufbau mehr und mehr seine Rolle, initiierte etwa einen Konter, den er dann selbst mit einem Schuss in die Wolken abschloss (70.), was ihm auch eine lobende Erwähnung im Fachblatt Vorwärts einbringen dürfte. Kurz darauf wieder Nothelfer auf der Linie nach Müllers Beinahe-Tor. War dann aber beim 2:1 dem Tempo und der Wucht von Arjen Robben nicht gewachsen. Musste als Münchner letztlich hilflos zusehen, wie sein Jugend- und Heimatklub ihm die Trophäe vor der Nase wegschnappte.

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BVB in der Einzelkritik:Marcel Schmelzer

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Quelle: AFP

Marcel Schmelzer: Bekam es als Dortmunder Linksverteidiger nicht einfach nur mit einem handelsüblichen Gegenspieler zu tun. Sondern mit einem der Bauart Arjen Robben. Hatten den Niederländer anfangs gut im Griff. Beim 1:0 etwas desorientiert (Fieser Trick: Robben näherte sich ausnahmsweise von der aus seiner Sicht halblinken Seite) - und Schmelzer hob das Abseits auf. Aber keinen Vorwurf! Joachim Löw würde sagen: Man kann weiter mit ihm arbeiten. Und seinem Tor gegen Real Madrid war es ja überhaupt nur zu verdanken, dass der BVB in dieses Finale eingezogen war.

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BVB in der Einzelkritik:Sven Bender

Borussia Dortmund - FC Bayern München

Quelle: dpa

Sven Bender: Kam übrigens vom TSV 1860 München zu Borussia Dortmund - im Tausch für Antonio Rukavina, der übrigens heute für Real Valladolid spielt. Für Bender sollen sich Manchester United und Manchester City interessieren, so heißt es. Seine bisherigen Saisonergebnisse: Leistenoperation, Schädel- und Augapfelprellung, Nasenbeinbruch, Fleischwunde, Faserriss. Dieser eindrucksvollen Trophäensammlung versuchte er in London zügig weitere Schaustücke hinzuzufügen, er stürzte sich in einen Zweikampf nach dem anderen. Versuchte sich auch als Torschütze, sein Schlenzer aus dem Strafraum war aber eher ein Schlenzerchen (22.). Verdiente sich als aufopferungsvoller Mitarbeiter die übliche hohe Anerkennung und eine Note irgendwo zwischen gut und befriedigend.

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BVB in der Einzelkritik:Ilkay Gündogan

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Quelle: AFP

Ilkay Gündogan: Manchester United und der FC Barcelona sollen sich für ihn interessieren, so heißt es. Während der Anfangsphase sind wahrscheinlich noch ein paar Interessenten dazugekommen. Gündogan nahm sich des Spiels an, als ob es seines wäre. Dribbelte mit kleinen, schnellen Schritten an allen vorbei, den Ball schien er festgenagelt zu haben. Das klappte so gut, dass sich hier und da Leichtsinn einschlich, zum Beispiel, als er den verdutzten Hummels mit einer hochbeschleunigten Rückgabe herausforderte. Musste sich nach einer Weile zunehmend auf die Defensivarbeit und auf den Widerstand im Mittelfeld besinnen, auch darin erwies er sich zwar als versiert, seine bestimmende Bedeutung ging jedoch verloren. Im Laufe der zweiten Hälfte schien seine Erschöpfung zuzunehmen, er musste auf den langen Wegen bis zum eigenen Strafraum Pausen einlegen. Für einen konzentrierten Elfmeterschuss hatte er aber dann wieder genug Puste. Courage hat er sowieso. Bestritt noch einige spektakuläre Zweikämpfe gegen Ribéry und den wieder mal enteilten Robben, dem er in letzter Instanz den Ball abluchste.

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BVB in der Einzelkritik:Jakub Blaszczykowski

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Quelle: AFP

Jakub Blaszczykowski: Wird derzeit weder mit Real Madrid noch mit Manchester United und nicht mal mit dem FC Bayern in Verbindung gebracht. Erweckte in Wembley zunächst den Eindruck, als würde ihn das Getöse in der Kultstätte stark beeindrucken. Hatte ein paar nervositätsbedingte Ballverluste. Aber das legte sich, er nahm das gewohnte Tempo an der rechten Seitenlinie auf, und beinahe hätte er noch mehr Getöse in der Kultstätte verursacht, doch seinen Schuss aus kurzer Distanz wehrte Neuer ab (15.). Mit dem schlauen, schnellen Alaba hatte er einen schwierigen Gegner. Effektive Flankenläufe blieben eher selten, stattdessen zog "Kuba" in der Spielfeldmitte Kreise - wenn er nicht gerade den schnellen, schlauen Alaba verfolgen musste. Kurz nach dem Ausgleich hätte er einen Konter landen können, doch den riskanten Flügelwechsel auf den durchgestarteten Lewandowski traute er sich nicht zu. Hatte, im Großen und Ganzen, nicht den besten Tag.

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BVB in der Einzelkritik:Marco Reus

Borussia Dortmund v FC Bayern Muenchen - UEFA Champions League Final

Quelle: Getty Images

Marco Reus: "Sehen Sie auf Marco Reus und sein niedliches kleines Gesicht", empfahl der "Daily Telegraph", als er seinen englischen Lesern Tipps gab, welche der beiden fremden Mannschaften sie unterstützen könnten. Dem anmutigen Borussen stellte die Zeitung den nicht ganz so anmutigen Münchner Robben gegenüber - "nein das ist kein Wettbewerb!", stellte sie fest und erklärte Dortmund zum Sieger. Es heißt, dass sich der FC Barcelona und der FC Arsenal für ihn interessieren, und das übrigens mit vollem Recht, denn niemand tanzte zunächst anmutiger über den Rasen als Reus. Er beschleunigte sich selbst und das Dortmunder Spiel, stürmte allein durch die roten Reihen und legte Blaszczykowski mit einer kunstvollen Hereingabe beinahe das 1:0 auf. Es gab Szenen, in denen war man geneigt, ihn zum besten Dortmunder zu erklären, diese Szenen kamen in der zweiten Hälfte aber nicht mehr so häufig vor. Hatte aber seinen Anteil am Ausgleich, als er Dante solche Angst machte, dass dieser einfach zutrat.

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BVB in der Einzelkritik:Kevin Großkreutz

Borussia Dortmund - FC Bayern München

Quelle: dpa

Kevin Großkreutz: Hat derzeit, soweit bekannt, keine internationalen Angebote, wahrscheinlich weil international bekannt ist, dass Großkreutz zur Borussia gehört wie der Borsigplatz zu Dortmund. Als Linksaußen war er sowohl als Abschirmdienst gegen Lahm wie als Verfolger von Robben gefragt. Teamarbeit war sein Auftrag, und an der nötigen Hingabe hat es nicht gefehlt. Weniger Aufsehen konnte er als Offensivspieler erregen. Legte aber immerhin Reus den Schuss in der 19. und Bender den Schuss in der 22. Minute auf. In der zweiten Hälfte passierte auf seiner Seite deutlich mehr. Kurz nach dem 0:1 versuchte Großkreutz einen Fernschuss, der aber niemandem imponieren konnte. Besser machte es der 24-Jährige, als er Reus mit einem schlichten, aber gekonnten Heber auf die Reise in den Strafraum schickte - den Rest erledigte Dante. Nächster auffälliger Moment des Ur-Borussen: Großkreutz stellt Ribéry wegen dessen notorischer Schauspielerei zur Rede und erhält für diese gute Tat, die aber an Selbstjustiz grenzte, die Gelbe Karte.

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BVB in der Einzelkritik:Robert Lewandowski

Borussia Dortmund v FC Bayern Muenchen - UEFA Champions League Final

Quelle: Getty Images

Robert Lewandowski: Hat nicht nur "einen unglaublichen Körper, der nur aus Muskeln besteht" (sagt Mitspieler Nuri Sahin), sondern ist laut Franz Beckenbauer auch "der kompletteste Stürmer der Liga" - ein Kompliment, das Lewandowski gut gefällt ("dass Herr Franz das sagt, macht mich glücklich"). Als er anfing im Profifußball, bei Znicz Pruszkow in der dritten Liga, betrug sein Monatsverdienst 1500 Zloty im Monat, ein wenig mehr als 300 Euro. Nun sollen sich der FC Chelsea, Manchester United und Real Madrid für ihn interessieren, was Ottmar Hitzfeld in einem kurz vor dem Anpfiff geführten Interview veranlasste, dem FC Bayern zu empfehlen, Lewandowski "sofort zu kaufen". Ein Vertrag kam bis zur Halbzeitpause jedoch nicht zustande, stattdessen gab der polnische Nationalspieler in der dritten Minute den ersten Torschuss im Endspiel ab, der aber noch nicht so komplett war. Sprintete nach 13 Minuten im Strafraum mit dem Ball an Dante vorbei - aber auch über die Auslinie. Schoss dann aus zwanzig Metern aufs Tor - Neuer musste sich strecken. "Sofort kaufen!", raunte Uli Hoeneß seinen Leuten auf der Tribüne zu. Lewandowski kam jedoch auch nach der Pause in schwarz-gelb zurück und lieferte sich zahlreiche erbitterte Duelle mit Dante und Boateng. Nicht mehr ganz so gefährlich wie in der ersten halben Stunde, aber immer noch sehr präsent. Zog sich nach dem Schlusspfiff das Trikot über den Kopf und tauchte in die Dunkelheit ab. Wo wird er wieder auftauchen?

© Süddeutsche.de/jom
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