Manche Siege kann man noch heute am besten mit einem alten Herberger-Zitat ins rechte Licht setzen. Lucien Favre tat das nach dem 1:0 gegen Hertha BSC auch, mit einem der nachhaltigsten Sätze des deutschen Weltmeister-Trainers von 1954: "Eins null genügt."
Tatsächlich stimmte das an diesem Bundesliga-Wochenende mehr denn je, denn Borussia Dortmunds Trainer durfte sich nicht nur über die drei Punkte freuen, sondern auch über das Serien-Scheitern aller Rivalen im Streit um die Champions-League-Ränge hinter dem einsamen Tabellenführer FC Bayern. Die Münchner selbst machten mit Bayer Leverkusen kurzen Prozess, Mönchengladbach verlor 0:1 in Freiburg, und RB Leipzig ließ in letzter Minute gegen den designierten Absteiger Paderborn noch den Ausgleich zum 1:1 zu.
Emre Can übernahm die Kommentierung
Der Torschütze des einzigen Dortmunder Tores, Emre Can, eigentlich an diesem Tag als Innenverteidiger aufgestellt als Ersatz für den gelb-gesperrten Mats Hummels, ordnete den bisweilen mühsam wirkenden Arbeitssieg entsprechend ein: "Es geht für uns darum, die Champions-League-Qualifikation möglichst schnell unter Dach und Fach zu bringen. Heute haben wir einen Riesenschritt gemacht." Dazu reichte in der Tat ein 1:0, wunderschön herauskombiniert von Jadon Sancho und Julian Brandt, geschickt abgeschlossen von Can, der sein bestes Bundesliga-Spiel für Dortmund machte, seit er in der Winterpause von Juventus Turin nach Deutschland zurückgekehrt war.
Torvorbereiter Julian Brandt konstatierte nachher zwar: "Wir haben heute nicht gut gespielt." In die Kritik wollte sich Dortmunds Spielmacher ausdrücklich mit einschließen. Sein Trainer aber hatte es anders gesehen, mit unerschütterlichem Pragmatismus konnte Favre selbst der bisweilen zähen ersten Halbzeit etwas abgewinnen, und erst recht der zweiten. Favres Dortmunder nahmen Hertha BSC, mit dem neuen Trainer Bruno Labbadia zuvor bestens durch die Geisterspielserie gekommen, weitestgehend aus dem Spiel. "Wir haben das gut kontrolliert", meinte Favre, und Kontrolle ist bekanntlich das zentrale Credo des Schweizers. Hertha hatte zwar durch Alexander Esswein nur eine einzige gute Torchance, aber man weiß nicht, wie es ausgegangen wäre, hätte er Berlin in Führung geschossen.