BVB-Sieg gegen Gladbach:Eine Partie, die rauf und runter geht

Borussia Dortmund - Borussia Mönchengladbach

Erzielt den einzigen Treffer des Abends: Marco Reus

(Foto: Guido Kirchner/dpa)

Von Ulrich Hartmann, Dortmund

Borussia Dortmund ist jetzt vorübergehend Tabellen-Vierter, punktgleich mit Bayern München. Das klingt eigentlich ziemlich gut für einen Klub, den alle in der Krise wähnen. Hätten die Dortmunder am Samstagabend gegen Borussia Mönchengladbach freilich mal wieder ein spätes Ausgleichstor bekommen und statt ihres erzitterten 1:0 (0:0)-Sieges gegen latent gefährliche Gladbacher noch in ein Unentschieden einwilligen müssen, dann wären sie bloß noch Tabellen-Neunter gewesen und auf einen Schlag bestimmt ein noch krisenhafterer Krisenklub als ohnehin schon.

"Hauptsache, wir haben das Spiel gewonnen", sagte der Torschütze Marco Reus nach der Partie erleichtert beim Fernsehsender Sky. "Wir sind sehr, sehr glücklich, dass wir uns heute endlich mal mit einem Sieg belohnen konnten." Trainer Lucien Favre meinte danach: "Ich denke, der Sieg ist verdient."

Die Bundesliga ist zurzeit ganz schön wankelmütig. Ein Tor hin oder her, dieser Unterschied bedeutet gegenwärtig Welten in der Interpretation der jeweiligen Situation. Die Gladbacher haben da noch Glück. Sie bleiben trotz der Niederlage Tabellenführer, jedenfalls, solange Schalke am Sonntag nicht in Hoffenheim gewinnt.

Dortmund wird zunehmend gefährlicher

Für Freunde von raumgreifendem Fußball war schon die torlose erste Halbzeit ein Augenschmaus. Cinemascope hieß ein Superbreitwandformat im Kino der fünfziger Jahre. Auf den Fußball der Moderne übertragen, verteidigen hier beide Mannschaften extrem hoch, bieten dadurch aber Räume an, in denen so ein Spiel rauf und runter gehen kann wie eben dieses zwischen den beiden Borussia-Teams.

Dortmund hätte im Gladbacher Strafraum vielleicht noch ein bisschen mehr Gefahr ausgestrahlt, wenn Paco Alcácer nicht wegen einer Achillessehnenreizung gefehlt hätte, wenn Mario Götze nicht krank daheimgeblieben wäre und wenn der BVB seinen englischen Flügelflitzer Jadon Sancho nicht dafür suspendiert hätte, dass er zu spät von der Nationalmannschaft zurückgekehrt ist. "Er testet seine Grenzen aus, und wir setzen sie ihm", erklärte der Sportdirektor Michael Zorc.

Doch auch ohne die Drei wurde Dortmund zunehmend gefährlicher. Erst scheiterte Julian Brandt am Gladbacher Torwart Yann Sommer (12.), dann lenkte Sommer einen Kopfball von Mats Hummels an die Latte (32.) und als Sommer einen von Oscar Wendt abgefälschten Fernschuss von Thorgan Hazard ins eigene Tor abwehrte (33.), erklärte der Video-Assistent Harm Osmers das Tor wegen einer haarscharfen, vorherigen Abseitsposition für ungültig. Das wäre, ausgerechnet gegen seinen Ex-Klub, Hazards erstes Tor für Dortmund gewesen.

Reus schiebt zu seinem fünften Saisontreffer ein

Auch auf der anderen Seite war es der Torwart, der einen Treffer verhinderte. Roman Bürki vereitelte ein Mal gegen Stefan Lainer (26.) und zwei Mal gegen Breel Embolo (29. und 41.). Hochkarätige Chancen auf beiden Seiten sind beim Cinemascope-Fußball systemimmanent, damit ging es auch in der zweiten Halbzeit gleich weiter. Die drei Gladbacher Stürmer Alassane Plea, Breel Embolo und Marcus Thuram sind praktisch an jedem Treffer beteiligt, sie ließen sich auch von der Dortmunder Abwehr mit den Innenverteidigern Julian Weigl und Mats Hummels sowie den Außenverteidigern Manuel Akanji und Nico Schulz nicht aufhalten.

Gladbach wirkte aktiver zu Beginn der zweiten Hälfte, doch die besseren Chancen daraus resultierten kurioserweise für den BVB. Balance ist hier das Stichwort, und mit vorsichtiger Absicherung hat es der Trainer Rose ja nicht so. In der 58. Minute schickte der zuvor verhinderte Torschütze Hazard den Dortmunder Kapitän Marco Reus in den Strafraum, und diesmal verhinderte weder der Torwart Sommer noch der Videoassistent Osmers den Treffer. Reus schob zu seinem fünften Saisontreffer ein.

Für den BVB-Torhüter Bürki war das Spiel nach 70 Minuten zu Ende. Er verletzte sich bei einer Faustabwehr. Marwin Hitz kam zu seinem dritten Pflichtspieleinsatz in dieser Saison und hätte nach wenigen Sekunden beinahe den Ausgleich kassiert, doch Hummels rettete gegen den einschussbereiten Patrick Herrmann.

Dortmund geriet wieder ins Zittern. Drei Mal nacheinander hatten sie zuvor in ihren Bundesligaspielen eine Führung noch verspielt, und auch diesmal drohte es wieder darauf hinauszulaufen.

Noch einmal wurde ein BVB-Treffer nicht anerkannt. In der 84. Minute schoss Brandt kunstvoll ins Tor - doch Reus stand Sommer im Sichtfeld. "Die zwei nicht gegebenen Tore sind nicht gut für den Fußball", schimpfte Trainer Favre nach der Partie.

Allerdings nutzten die Gladbacher ihre vielen guten Chancen einfach nicht aus und gewannen trotz der sechs Minuten Nachspielzeit nicht auch noch ihr viertes Liga-Auswärtsspiel. "Sehr ärgerlich", sagte Gladbachs Christoph Kramer danach bei Sky. "Hinten raus müssen wir einfach ein Tor machen, wir hatten eine Vielzahl an richtig guten Torchancen." Der Gewinner hieß diesmal tatsächlich Borussia Dortmund.

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